Was danach geschah
akzeptierte diese Verantwortung bereitwillig, doch sein Vater, der kein Rabun war, wurde in dieses wichtige Geheimnis nicht eingeweiht. Bis zur Klage, die Bill Gwynne und ich gegen Amina und Barbara Rabun im Namen meiner Schwiegermutter, Katharina Schrieberg-Wolfson, einreichten. Die überraschenden Enthüllungen in der Klageschrift über die Familie aus Kamenz versetzten Tad Bowles einen schweren Schock. Barbara hatte ihm nur erzählt, die meisten Mitglieder ihrer Familie seien während des Krieges getötet worden, sie habe eine bescheidene Summe geerbt, und eine Cousine in Buffalo, mit der sie keinen Kontakt mehr hatte, habe ihr bei der Flucht aus Deutschland geholfen, bevor die Sowjets den Eisernen Vorhang geschlossen hatten. Dass Barbaras Vater und Onkel reich gewesen waren und diesen Reichtum aus den Todeslagern und der Enteignung von Juden angehäuft hatten, dass Barbara von sowjetischen Soldaten vergewaltigt und ihre Familie ermordet worden war und sie diese Geschichte vor ihm geheim gehalten hatte – all das hinterließ bei Tad ein Gefühl der Angst und des Verrats.
Diese Angst allerdings besänftigte Tads verwundetes Ego, weil Barbaras Mangel an Gefühlen in der Ehe sich nun anders als mit seiner eigenen Unzulänglichkeit erklären ließ. Er hatte eine Schwindlerin geheiratet, wenn nicht gar noch schlimmer, weswegen er derjenige war, der die Scheidung einreichte, auch wenn er noch schnell sein viertes Auto in ebenso vielen Ehejahren mit dem schmutzigen Geld der Rabuns kaufte. Natürlich hätte sich Barbara ohnehin von ihm scheiden lassen, genauso, wie sich Amina von George Meinert hatte scheiden lassen. Als Tad jedoch andeutete, er werde vielleicht das Sorgerecht für Otto beantragen, drohte sie, ihn zu zerstören. Er wusste, dass sie dazu in der Lage wäre, und überließ ihr den gemeinsamen Sohn. Eine Woche nach Ottos zwölftem Geburtstag packte sie in dem Haus neben Tads Versicherungsbüro in New Jersey ihre Sachen und zog mit Otto in Aminas kleine Villa in Buffalo, um den in der Klage aufgestellten Behauptungen entgegenzutreten und den Namen ihrer Familie reinzuwaschen.
Die Klage gegen Amina und Barbara Rabun einzureichen war für meine Schwiegermutter nicht leicht gewesen. Zwölf Jahre zuvor, als Otto 1974 auf die Welt gekommen war, hatte sie aus Dankbarkeit für die Risiken, die Amina auf sich genommen hatte, um ihre Familie während des Krieges zu schützen, beschlossen, die durch ihren früheren Anwalt, Robert Goldman, ausgesprochene Drohung, Amina und Barbara zu verklagen, nicht wahr zu machen. Doch als frischgebackene Anwältin und Ehefrau von Katharinas einzigem Sohn, Bo, der auch der rechtmäßige Erbe des Schrieberg-Vermögens war, überzeugte ich sie, sich die Sache noch einmal zu überlegen.
Ich argumentierte, dass die Rabuns nicht nur das Erbe von Katharina und ihrem Bruder gestohlen hatten – was man vielleicht außer Acht lassen könnte, da Amina sie mit Sicherheit vor dem Tod gerettet hatte –, sondern auch das Erbe der Kinder und Enkel von Katharina und ihrem Bruder. Justitia konnte dieses Unrecht doch nicht so einfach übersehen. Diese zukünftige Generation hatte Anspruch auf ihren Anteil am Vermögen, das ihre Vorfahren angehäuft hatten – genauso wie zukünftige Generationen der Familie Rabun einen Anspruch auf ihren Anteil am Vermögen ihrer Vorfahren hatten.
Ich betonte Katharina gegenüber auch, dass wir Amina keinen finanziellen Schaden zufügen würden, nur weil wir den Vermögenswert zurückforderten. Aminas Vermögen beruhte auch auf dem Erbe ihrer Familie und auf ihrem Erfolg als Verlagseigentümerin. Reparationszahlungen für die Familie Schrieberg würden, wenn überhaupt, nur einen geringen Einfluss auf Aminas üppigen Lebensstil haben. Katharina hingegen lebte, weil ihr ein ähnliches Erbe entgangen war, in vergleichsweise ärmlichen Verhältnissen. Außerdem versicherte ich ihr mehrmals, dass wir Amina und Barbara Rabun nur dem Namen nach verklagen würden. Es war Otto Rabun gewesen, Aminas Onkel, der als SS-Mitglied den Schriebergs das Vermögen entzogen hatte. Wir wollten unsere Klageschrift so abfassen, dass er als Übeltäter dastehen würde, nicht seine Nichte oder Tochter. Nachdem auch Bo, dem die Aussicht auf ein ansehnliches Erbe immer mehr gefiel, bei Katharina nachgehakt und sie ermutigt hatte, gab sie schließlich nach.
Bill Gwynne und ich reichten umgehend Klage gegen Amina und Barbara ein. Bill war ein Meister seines Fachs. Ich sah ihm ehrfürchtig
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