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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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Menschen dieser Nation die Wahrheit zu verkünden. Unser besonderer arischer Bruder aus der arabischen Welt, Samar Mansour, hat gerade seinen Dokumentarfilm fertiggestellt, in dem er beweist, dass der Holocaust nichts als eine Lüge der Juden ist, was wir ja bereits wussten.«
    Otto blickte zu Sam hinüber, der mit offenem Mund zum Fernseher starrte. Dort, auf dem Video, erhob sich Sam, um den Applaus von Hurley und den anderen Mitgliedern der Elf entgegenzunehmen und ihnen für ihre Unterstützung zu danken.
    »Es ist Zeit, dass Araber und Arier ihre Kräfte gegen ihren gemeinsamen Feind vereinen«, sagte Sam zur Versammlung. »Dieser Dokumentarfilm ist ein erster Schritt zu einer, wie ich hoffe, langen und erfolgreichen Zusammenarbeit. Mein Beitrag zum Kampf gegen die Juden sind keine weiteren Selbstmordattentate, wie sie meine tapferen palästinensischen Brüder verüben, die ihr eigenes Leben für unser Ziel opfern. Nein, ich habe vor, nicht nur ein paar Ziegelsteine des Staates Israel zu zerstören, sondern das Fundament, auf dem der Staat Israel errichtet wurde. Keine Gaskammern, kein Israel!«
    Die Versammelten brachen in Applaus aus.
    Trudy hinter der Bar blickte vom Fernseher zu Sam und wieder zurück. Ihr dämmerte es, dass sie hier wie dort denselben Mann sah.
    »Es ist vorbei«, sagte Sam zu Otto. »Wahrscheinlich sucht man bereits nach mir. Ich muss los.« Er legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch und ging, gefolgt von Trudys Blick, hinaus.
    Otto wandte sich wieder dem Fernseher zu, wo sich Harlan Hurleys Gesicht zu einem hässlichen Etwas verzog, wie es das Hakenkreuz auf der Flagge war. »Manchmal müssen Menschen dafür eintreten, was richtig ist, und korrigieren, was falsch ist«, sagte er zu Bo. »Eines Tages werden Sie verstehen, dass ich beides getan habe, und die Menschen dieses Schulbezirks werden aus mir einen Helden machen. Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Büro.«

37
    Wie komisch es für mich ist, das Leben durch die Augen eines Mannes zu betrachten. Durch die Augen meines Mörders.
    Wie komisch es ist, seine Stimmung und Besessenheit zu erleben, seine Trauer und seine Freude. Ein Baby zu sehen und nicht das Verlangen zu spüren, es in den Armen zu halten, aber eine schöne Frau zu sehen und sie mit jeder Faser zu wollen. Wie komisch, Otto Bowles zu sein, der eine Kugel in den Sitz neben Sarah schießt und sie schreien hört. Seine intensive, fast sexuelle Befriedigung zu spüren, weil er vollständige Kontrolle und Dominanz über mich ausübt, und gleichzeitig meinen erschreckten Blick zu sehen. Meinen Kopf zu sehen, der sich nur leicht bewegt, während ich am Steuer sitze und die Straße entlangfahre. Auf dem Rücksitz zu spüren, wie mein weicher Körper dem Lauf der Waffe nachgibt. Mich und alles, wofür ich einstehe, zu verachten und sich gleichzeitig körperlich von mir angezogen zu fühlen und mir vorzustellen, wie es wäre, mit mir zu schlafen. Wie komisch es ist, mir zuzuhören, wie ich um das Leben meiner Tochter und mein eigenes flehe, und einen Augenblick lang Mitleid mit mir zu haben und mich zu fragen, ob ich eine Mutter mit ihrem Kind hätte entführen sollen. Die letzten Tage meines Lebens in meiner Todeszelle zu zählen, mit meinem Tod Frieden zu schließen, über ihn nachzudenken und mich ihm zu stellen, dann, auf einen Stuhl geschnallt und unter Strom gesetzt, ihm anheimgegeben zu werden.
    Und wie komisch es ist, zu sehen, wie unglaublich unbedeutend Sarah und ich in Otto Bowles Leben waren, wie wenig wir tatsächlich zählten. Für Otto Bowles waren Sarah und ich Symbole, keine Menschen, ein Mittel, um ein Ziel zu erreichen. Mehr nicht.
    Und so konnte ich, indem ich durch die Augen meines Mörders sah, die Logik einer Entführung verstehen, weil ich durch diese Augen sehen konnte, wie alle Hoffnungen für die Familie Rabun aus Kamenz schwanden, als mein Mann seine Aufnahme von Harlan Hurley und Samar Mansour im Fernsehen zeigte, wo sie mit den gebogenen Eisenspitzen eines Hakenkreuzes ihre Initialen in den Baum der Geschichte eingravierten.
    Für uns waren diese Tage anders, sie waren magisch und glorreich gewesen. Die Geschichte wurde von den nationalen Sendern aufgegriffen, und wir schmissen eine Party. Nie überlegten wir, welchen Einfluss die Geschichte auf Hurley, Mansour oder die anderen Mitglieder der Elf haben könnte, weil sie Symbole für uns waren, keine menschlichen Wesen. Sie repräsentierten unseren unsichtbaren Feind: den Schläger um die Ecke,

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