Was danach geschah
schwimmen, kriechen, fliegen und gehen, singen es. Die Steine flüstern: »Ich bin Liebe«, während sie den Boden tragen, der »Ich bin Liebe« flüstert, und die Pflanzen trägt, die ebenfalls »Ich bin Liebe« flüstern und wiederum die Geschöpfe tragen und dabei ihre Köpfe zur Sonne heben, die »Ich bin Liebe« flüstert und das Paradies wärmt, durch das ich schreite.
Noch jemand wie ich schreitet durch dieses Paradies.
»Wir sind Liebe! Wir sind Liebe! Wir sind Liebe!«, singen wir. Und wir sind tatsächlich Liebe. Gegebene Liebe. Unendliche Liebe. Bedingungslose Liebe. Und das Wissen: Wir sind all dies. Und das Wissen: Dies ist alles, was ist.
Da bildete Gott, der Herr, den Menschen aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase den Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.
Und Gott, der Herr, pflanzte einen Garten in Eden im Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.
Und Gott, der Herr, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Und Gott, der Herr, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau, und er brachte sie zum Menschen. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht.
Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen?
Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir;
aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt!
Da sagte die Schlange zur Frau: Keineswegs werdet ihr sterben!
Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.
Die Schlange rollt sich auf einem Felsen zusammen, so dass ich sie besser sehen kann.
»Ist dies dann die einzige Möglichkeit?«, frage ich sie.
»Ja, das ist die einzige Möglichkeit«, antwortet sie. »Du sehnst dich nach der Erfahrung der Liebe. Aber Liebe kann man nur haben, wenn man auch das hat, was man nicht ist, weil man das, was Liebe ist, erst erfahren kann, wenn man vorher das kennengelernt hat, was nicht Liebe ist. Daher musst du dich von der Liebe trennen und den Bereich der Angst und des Bösen betreten.«
»Aber was ist Angst? Was ist das Böse?«
»All das, was du nicht bist.«
Adam und ich essen von der Frucht und werden all das, was wir nicht sind.
Wir hören Gottes Stimme. Adam treibt mich zwischen die Bäume hindurch, weil er sich verstecken will. Wir zittern und kichern. Wir streifen die Blätter entlang, die uns eine Gänsehaut bereiten, doch wir berühren uns auch gegenseitig und spüren unsere Wärme. Adam ist groß, stark und derb. Ich bin kleiner, schwächer und weich. Während ich ihn, der so anders ist als ich, sehe und berühre, erfahre und spüre ich mich zum ersten Mal selbst. Wir haben kein Verlangen, uns mit Gott, sondern uns miteinander zu vereinen.
Dann wird uns befohlen zu gehen.
Adam drückt seine Lippen auf meine. Ich schmelze in dem Geschmack seines Mundes. Jetzt flüstere ich: »Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich!«
Jetzt befinde ich mich auf einem Feld. Man nennt mich Kain, Adams Sohn.
Der Wind auf der Erde ist heiß und treibt den Staub vor sich her. Ich schirme meine Augen ab, während ich einen Stock in den Boden ramme und Samen in die Löcher streue.
Meine Mutter hat mir von einem Ort ganz in der Nähe, aber weit entfernt, erzählt, von einem wunderschönen Ort, üppig und grün, wo es immer genug zu essen und zu trinken gebe und wo der Wind kühl und sauber sei. Sie hat mir erzählt, sie habe diesen Ort verlassen, um Liebe zu erfahren, und aus dieser Erfahrung habe sie mich hervorgebracht. Sie hat gesagt, als sie mich erschaffen und das erste Mal erblickt hatte, habe sie das gefühlt, was Gott gefühlt hatte, als er meinen Vater erschaffen hatte. Sie sagt immer, ich sei als perfektes Ebenbild Gottes erschaffen worden, weil sie und mein Vater als solche erschaffen wurden. Doch ich sehe keine Ähnlichkeit.
Abel kam nach mir. Meine Mutter und mein Vater sagen, sie lieben ihn ebenso wie mich, doch sie haben ihm das Leben immer leichter gemacht als mir. Er folgt den
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