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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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Ebene der Wahrnehmung gegenseitig zu sehen.«
    »Erklärt das, warum jede Präsentation im Gerichtssaal beendet wird, bevor eine Verteidigung aufgebaut werden kann? Ich vermute, das hast du auch so wahrgenommen.«
    »Ich bin kein Präsentator«, sagte Gautama. »Ich bin Bildhauer … unter anderem.«
    Die Sache wurde mir noch peinlicher. »Hast du diese Skulptur angefertigt?«
    »Ja, gefällt sie dir?«
    »Natürlich«, antwortete ich. »Sie ist faszinierend … aber ein bisschen einschüchternd.«
    »Wir treffen nicht gerne Entscheidungen. Wir ziehen es vor, dass andere sie für uns treffen. Aber Entscheidungen halten alles am Laufen. Sie sind die Energie, die das Universum antreibt. Etwas zu erschaffen heißt, einfach auszuwählen, zu entscheiden. Selbst die Zehn Gebote sind Entscheidungen – zehn Entscheidungen, die jeder Mensch in jedem Moment der Zeit treffen muss und die das, was wir sind und sein werden, ausmachen, auch wenn sie sich auf drei reduzieren lassen, was ich hier versucht habe darzustellen.«
    »Drei?«
    »Ja. Die ersten vier Gebote sind lediglich Entscheidungen über den Heiligen. Werden wir Gott – oder den Geist oder die Wahrheit, welches Wort auch immer du dafür nehmen willst – anerkennen, oder werden wir materielle Dinge anbeten und uns für die unbeständige Welt entscheiden? Werden wir Gott, die schöpferische Kraft, um Hilfe rufen, um anderen zu schaden oder sie zu zerstören, oder werden wir sie wie uns selbst lieben? Nehmen wir uns die Zeit, um Schöpfung und Wahrheit anzuerkennen, oder werden wir all unsere Zeit verbrauchen, um endlichen Zwecken nachzujagen? Die restlichen sechs Gebote betreffen Entscheidungen über andere und uns selbst. Mord, Diebstahl, Ehebruch, das Verhältnis zu den Eltern, zur Familie und zur Gemeinschaft. Sie zeigen, wie sich jemand hinsichtlich anderen entscheidet. Ob jemand eifersüchtig ist oder die Wahrheit verbirgt, sind letztendlich Entscheidungen, die einen selbst betreffen.«
    »Eine interessante Sichtweise«, merkte ich an.
    Gautama wandte sich der Menge zu. »Dein Verständnis dieser Sache ist entscheidend, da dies die Entscheidungen sind, die im Gerichtssaal präsentiert werden müssen. Allein aus diesen Entscheidungen wird das Urteil beim Jüngsten Gericht gefällt und über die Ewigkeit bestimmt. Das Gericht ist anspruchsvoll und hart. Man könnte sogar behaupten, der Richter ist unversöhnlich.«
    »Die Präsentationen sind nie vollständig«, widersprach ich. »Man könnte auch behaupten, der Richter ist ungerecht.«
    »Uns steht es nicht zu, diese Weisheit in Frage zu stellen. Aber du könntest dich fragen, wie oft dieselben Entscheidungen präsentiert werden müssen, bis die Geschichte korrekt erzählt wurde.«
    »Ich glaube, seit meiner Ankunft in Schemaja ist mir außer meiner Urgroßmutter noch niemand begegnet, der kein Präsentator ist. Du hast gesagt, du seist unter anderem Bildhauer. Was bist du sonst noch?«
    »Ich helfe Antragstellern, sich und ihre Entscheidungen wiederzuerkennen. Deswegen befindet sich meine Kugel hier in der Bahnhofshalle.«
    Wir drehten uns wieder zur Kugel. »Ich verstehe immer noch nicht die Spiegelbilder an der Tür«, sagte ich. »Ich habe zwei Versionen von mir gesehen.«
    »Beruhen nicht alle Entscheidungen auf persönlichen Wünschen? Sind nicht alle Wünsche Spiegelungen dessen, wer wir sind oder zu werden wünschen? Wir könnten die drei durch die drei Doppelflügeltüren dargestellten Entscheidungen auf einen Kern reduzieren und schlussfolgern, dass alle Dinge im Leben auf Entscheidungen beruhen, die sich auf die Schöpfung selbst beziehen. Das könnten wir dann noch weiterführen und folgern, dass alle Dinge auf den Entscheidungen der Schöpfung beruhen, die wiederum die Schöpfung selbst betreffen. Mit anderen Worten, Brek, wir sind Gottes Mitschöpfer. Auf der höchsten Ebene der Realität auf der Kugel, an den Polen, an denen wir beginnen und zu denen wir zwangsläufig zurückkehren, gibt es nur ein Hier und Jetzt. Im Verlauf der Schöpfung – und während wir Entscheidungen treffen – fließt der ganze Rest davon fort und kehrt dorthin zurück. Die Reise um die Kugel ist ein Kreis.«
    Plötzlich trat Tim Shelly wankend zwischen mich und Gautama. Er stank nach Alkohol, seine Augen waren glasig, und seine Fliege hing ihm lose um den Hals.
    »Hey, toller Stein!«, nuschelte er und deutete auf die Kugel. Dann legte er mir die Hand auf die Schulter und ließ sie in ungebührlicher Weise über meinen

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