Was dein Herz dir sagt
Fliesen verhallen.
Sie wechselten einen Blick, dann stiegen sie die Treppe weiter hinab. Die Tür, durch die Ferdinand gekommen sein musste, führte in die Bibliothek. Als sie die letzte Stufe nahmen, öffnete sie sich erneut, und Edward kam heraus. Er schloss die Tür, begann den Flur entlangzugehen und entdeckte sie.
Er lächelte grimmig. »Haben Sie ihn gesehen?«
Caro nickte.
»Ich nehme an, er hat gesucht?«, erkundigte sich Michael.
»Sorgfältig und gründlich, etwa eine halbe Stunde lang. Ich habe ihn von draußen beobachtet.«
Caro runzelte die Stirn. »Ich weiß, dass nichts hier ist, aber hat er etwas genommen? Oder etwas genauer betrachtet, sodass wir einen Hinweis haben, wonach er überhaupt sucht?«
»Nein, aber er hat die Bücher nur sehr flüchtig angesehen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er nach Folianten sucht - die Sorte, die wie Bücher aussehen, aber in Wahrheit Sammlungen von Briefen oder Notizblättern sind.«
Michael verzog das Gesicht. »Camdens Papiere.«
Caro schnaubte. »Nun, wenigstens weiß er jetzt, dass hier nichts ist.«
»Oder auf Sutcliffe Hall.« Michael nahm ihren Ellbogen und führte sie zum Ballsaal, von wo die Geräuschkulisse zurückkehrender Gäste erklang.
Edward folgte ihnen. Als sie den Ballsaal erreichten, ließ Michael Caro los; sie ging zur Terrasse, zweifellos um sich zu vergewissern, dass ihr Mondschein-Supper so abgelaufen war, wie sie es geplant hatte. Er ließ sie gehen. Auf der Schwelle stehen bleibend überflog er die Anwesenden, fand schließlich Ferdinand.
Neben ihm erklärte Edward ruhig: »Ich frage mich, wo zu suchen Leponte wohl als Nächstes einfällt.«
»Genau.« Michael schaute Edward an. »Darüber müssen wir nachdenken.«
Edward nickte. »Er hat schon das Arbeitszimmer überprüft, aber ich werde weiterhin ein Auge auf ihn haben, nur für alle Fälle.«
Ihm zunickend ging Michael weiter. Sobald er eine Chance erhielt, würde er sich selbst in Ferdinand hineinversetzen, aber der russische Attaché stand - vermutlich unwissentlich -neben der Ehefrau des preußischen Botschafters - die Pflicht rief.
Zwei Stunden, hatte er gesagt. Soweit Caro das beurteilen konnte, bedeutete das, dass sie mindestens bis zu dem Tag nach dem Pfarrfest würde warten müssen, um die Antwort auf ihre wichtige Frage zu erhalten, die sie sich so verzweifelt erhoffte. Am liebsten würde sie ihr Gig anspannen lassen, nach Eyeworth Manor fahren und Michael am Kragen packen, ihn entführen ...
Wohin? Das war das Problem. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger konnte sie sich vorstellen, wie Michael es lösen wollte ... unglücklicherweise konnte sie heute nicht in Ruhe darüber nachdenken - sie musste bei dem Pfarrfest helfen und hatte eine beträchtliche Gästeschar, um die sie sich kümmern musste.
Das Wetter hatte gehalten; der Tag hatte sonnig begonnen, nur ganz feine Schleierwolken waren zu erkennen. Die leichte Brise war gerade kräftig genug, dass Blätter rauschten und Bänder lustig flatterten.
Das Frühstück fand spät statt wegen des Balls vergangene Nacht; sobald es vorüber war und die Gäste sich erfrischt sammelten, brachte sie sie, unterstützt von Edward, Elizabeth und Geoffrey, über die schattige Auffahrt und die Dorfstraße.
Seit Jahrzehnten fand die Feier auf der Wiese hinter der Kirche statt; sie war von ansehnlicher Größe, am hinteren Ende und rechts gesäumt vom Wald, links war ein freier Platz, der ideal war, um dort Pferde und Kutschen unter dem wachsamen Auge von Muriels Stallmeister abzustellen. In Buden und Ständen, die in einem weiten Kreis aufgestellt waren, wurden Marmeladen, Kuchen, selbst gemachter Wein und andere Produkte aus der Gegend feilgeboten. Es gab Holzschnitzereien und Malereien, Hufeisen und verziertes Messing; Letzteres erwies sich als sehr beliebt bei den ausländischen Gästen, wie auch Miss Trice’ Aquarelle.
Das Angebot der Ladies’ Association - Deckchen, gehäkelte Schals, mit Bändchen verzierte Duftkissen, bestickte Tablettauflagen, Sofaschoner und mehr - bedeckte zwei lange, aufgebockte Tische. Caro blieb stehen, um mit Mrs. Henry zu sprechen und Miss Ellerton, die gerade die Waren begutachteten.
Währenddessen hielt sie ein Auge auf ihre Gäste, aber sie schienen alle sehr angetan von dieser Seite des englischen Landlebens, die ihnen so fremd war. Lady Kleber und der General im Besonderen schienen in ihrem Element zu sein; sie waren stehen geblieben, um mit dem Holzschnitzer
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