Was dein Herz dir sagt
grundsätzlich Muriel verantwortlich; als er nachfragte, bestätigte Caro ihm, wie er angenommen hatte, dass, nachdem sie wie versprochen ihre Gäste hier abgeliefert hatte, ihre Pflichten damit erledigt waren.
Und sie war frei.
Er wartete ab, kaufte eine Auswahl von köstlichen Häppchen und zwei Gläser von Mrs. Hennessys Birnenwein, um ihren körperlichen Hunger zu stillen.
Normalerweise blieben die Besucher bei solchen Festen den ganzen Tag. Die Ballgäste, die alle auch heute gekommen waren, hatten eigene Vorkehrungen für ihren Aufbruch getroffen, ihren Kutschern gesagt, zu einer bestimmten Zeit zu dem Platz zu kommen. Daher gab es keinen Grund, weshalb er und Caro nicht bis zum späten Nachmittag bleiben könnten.
Er gab ihr keinen Hinweis, dass er etwas anderes plante. Arm in Arm schlenderten sie durch die inzwischen beachtliche Besuchermasse, trafen immer wieder Bekannte, unterhielten sich dazwischen gegenseitig mit geistreichen Bemerkungen und Anekdoten.
Caro wurde sich der Tatsache immer deutlicher bewusst, dass sie denselben Hintergrund hatten, wie wohl sie sich in Michaels Gesellschaft fühlte. Als Mrs. Carter wegging, schaute Caro Michael an. Die alte Frau hatte ihrem Dank an Michael dafür, dass er ihren Sohn angestellt hatte, wortreich Ausdruck verliehen, was er mit einem unverkennbar aufrichtigen Lob seiner Fähigkeiten pariert und so alle verbleibenden Zweifel aus Muriels Entlassung ihres Sohnes ausgeräumt hatte. Michael bemerkte Caros Blick, sah sie an und hob eine Braue. Sie lächelte bloß und schaute weg.
Es war unmöglich, ihm zu sagen - zu erklären -, was für eine Freude es war, mit jemandem zusammen zu sein, der sah und verstand, wie sie es tat, jemandem, der wie sie dachte und handelte, wie sie es tun würde. Es war mehr als nur Freude oder geistige Befriedigung, sondern ein Gefühl, das sie innerlich erglühen ließ, ein Gefühl, gemeinsam etwas erreicht zu haben.
Sie hatte sich an seine Kraft gewöhnt, dass sie sie umgab, dass er an ihrer Seite war, aber heute fielen ihr auch die weniger augenscheinlichen Aufmerksamkeiten auf, die er ihr erwies. Ohne viel Aufhebens zu machen, schien er fest entschlossen, dass sie den Tag genoss, ebnete ihr ständig den Weg, suchte nach Sachen, die sie amüsierten und unterhielten.
Wenn es Ferdinand gewesen wäre, so hätte der dafür gesorgt, dass es ihr auffiel. Damit sie es im Gegenzug genauso machte. Michael schien kaum zu merken, was er da tat.
Sie kam zu dem Schluss, dass er sich um sie kümmerte -dass er meinte, sie befände sich in seiner Obhut, es obliege ihm also, sich um sie zu kümmern. Nicht als Pflicht, sondern mehr ein unwillkürliches Handeln, ein Ausdruck des Mannes, der er war.
Sie erkannte die Rolle — es war eine, die sie selbst oft wahrnahm. Dennoch war es neu, dies bei einem anderen zu sehen, ja, zu erleben, dass sie selbst die Empfängerin so unauffälliger, instinktiver Fürsorge war.
Sie waren stehen geblieben; sie schaute ihn an. Mit ausdrucksloser Miene suchte er die Menge mit den Augen ab. Sie folgte seinem Blick und entdeckte Ferdinand, der mit George Sutcliffe sprach.
»Ich frage mich«, murmelte Michael, »was Leponte nun im Schilde führt.«
»Was auch immer«, antwortete sie, »da ich Georges Wortkargheit kenne, besonders bei Ausländern, kann ich mir vorstellen, dass Ferdinand nicht viel Freude an ihm haben wird.«
Michael hob die Brauen. »Stimmt.« Er schaute sie an. »Bist du sicher, wir sollten nicht gehen und ihn retten?«
Sie lachte. »Ferdinand oder George? Aber egal, ich denke, wir können sie sich selbst überlassen.« Sie hatte keine Lust, sich den Tag verderben zu lassen, indem sie mit Ferdinand zu tun bekam. Er würde nur wieder versuchen, sie zu verleiten, ihm mehr von Camdens Papieren zu erzählen. Er würde keinen Erfolg haben, und dann würde er schmollen. Sie kannte ihn zu lange, um sich dieser Tatsache nicht sicher zu sein.
Michael hatte seine Uhr hervorgezogen und aufgeklappt.
»Wie spät ist es?«, fragte sie.
»Beinahe ein Uhr.« Er steckte die Uhr zurück in seine Tasche und schaute zu der Menge in der Nähe des Waldes. »Das Bogenwettschießen fängt an.« Er sah sie an. »Sollen wir gehen und es uns anschauen?«
Lächelnd nahm sie seinen Arm. »Ja, bitte.«
Viele Männer hatten versucht, sie mit ihrem Charme zu umgarnen, aber dies - dieser schlichte Tag und seine fürsorgliche Gesellschaft - berührte sie tiefer als alles andere.
Das Bogenschießen hätte längst beginnen
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