Was dein Herz dir sagt
Als sie Reverend Trice entdeckte, kommandierte sie ihn ebenfalls zu dem Karren.
Michael sah Caro an. Der Blick, den sie tauschten, war voll gegenseitigen Verständnisses und höflich unterdrückter Belustigung.
Als sie an der behelfsmäßigen Bühne ankamen, entzog Caro Michael ihren Arm und schaute zu, wie er hinaufkletterte, Reverend Trice half, sich dann umblickte, den Umstehenden zunickte und denen zuwinkte, mit denen er noch nicht gesprochen hatte. Muriel kam zurück. Auf ihren herrischen Ruf hin halfen ihr gleich mehrere Männer, ebenfalls auf den Wagen zu gelangen.
Nachdem sie sicher stand, strich Muriel ihre Röcke glatt. Sie war eine hochgewachsene Frau, größer als Caro und auch schwerer; in ihrem dunkelgrünen Kleid wirkte sie imposant und streng. Mit klingender Stimme rief sie die Menge zur Ordnung; dann begann sie ihre Rede. Kurz erwähnte sie die lange Geschichte dieses Festes und seinen Zweck, Geld zu sammeln für die Ausbesserung der Kirche, dann bedankte sie sich knapp bei denen, die dabei geholfen hatten, alles für den heutigen Tag zu organisieren.
Muriel trat zur Seite und lud Reverend Trice ein, sich an die Menge zu wenden. In seinem Ton schwang die Autorität seines Amtes mit, er freute sich über die Unterstützung des guten Zweckes und dankte allen, die gekommen waren.
Michael sprach als Letzter; es war sofort klar, dass er der begabteste Redner der drei war. Seine Haltung war entspannt, seine Botschaft klar, sein Tonfall und die Betonung klangen natürlich und sicher, während er der Gemeinde Lob zollte, ihren Zusammenhalt herausstrich und wie jeder Einzelne für das Ganze stand. Mit nur ein paar Worten verband er sie, sodass sich jeder dazugehörig und angesprochen fühlte. Dann verfiel er kurz in den lokalen Dialekt und machte damit deutlich, dass er einer von ihnen war, brachte sie zum Lachen und sagte dann über das Lachen hinweg, er fühle sich geehrt, das Fest offiziell für eröffnet erklären zu dürfen.
Die Betonung, die er auf offiziell legte, zauberte auf jedes Gesicht ein Lächeln; ein echter Landmensch wartete nicht auf den offiziellen Segen.
Caro hatte viele ähnliche Ansprachen gehört, aber nie zuvor von ihm. Sie erkannte sein Talent, als sie ihn reden hörte; der Vorstoß des Premierministers, Michael ins Kabinett zu berufen, wo seine Redegewandtheit der Regierung weit mehr nützen würde, machte mit einem Mal absolut Sinn.
Sie beobachtete, wie er Reverend Trice die Hand schüttelte und ein paar Worte mit Muriel wechselte, spürte, dass er ein Politiker war, der zwar bereits erfolgreich war, aber noch weit vorankommen würde. Er besaß das Talent für echte Macht, aber er musste erst noch seine wahren Stärken entwickeln. Daran bestand in ihren erfahrenen Augen kein Zweifel.
Er sprang von dem Karren und trat zu ihr. Lächelnd nahm sie seinen Arm. »Du bist sehr gut darin, weißt du?«
Michael sah ihr in die Augen und las ihre Aufrichtigkeit, zuckte leicht mit den Schultern. »Es liegt in der Familie.«
Ihr Lächeln vertiefte sich, und sie blickte weg. Solch ein Lob von ihr war selten wie Gold - und ebenso wertvoll. Aber ihm bedeutete es jetzt noch mehr, viel mehr.
Die Menge war zu den Buden und den verschiedenen Unterhaltungen dort zurückgekehrt - dem Hufeisenwerfen, dem Holzhacken und dem Bogenschießen, um nur ein paar zu nennen. Trotz ihrer langen Abwesenheit war Caro beliebt bei den Menschen. Während sie über den Platz schlenderten, kamen immer wieder Leute, um sie zu begrüßen. Und ihn. In ihrem sommerlichen Kleid mit den breiten weißen und goldenen Längsstreifen war sie leicht auszumachen. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, einen Hut aufzusetzen; ein hauchzarter goldfarbener Schal lag um ihren Hals und schützte so ihre empfindsame Haut vor der Sonne.
Viele Mitglieder der Ladies’ Association hielten sie auf, gra-tulierten ihr zu der Idee, einen Ball am Vorabend zu veranstalten und ihre Gäste auf das Fest einzuladen, wodurch sie - wie klar zu erkennen war - dazu beigetragen hatte, dem Ereignis zu einem besonderen Erfolg zu verhelfen. Wieder war er erstaunt über ihre Gabe zu wissen, was in den Leben so vieler Familien geschah, obwohl sie doch nur selten auf Bramshaw weilte. Sie schnappte dies und das auf und schien sich stets zu erinnern, um wen es gegangen war, wenn sie denjenigen das nächste Mal sah.
Er hatte mehr als einen Grund, an ihrer Seite zu bleiben; sie fesselte ihn auf vielerlei Weise. Glücklicherweise war für das Fest
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