Was dein Herz dir sagt
sollen; aber die Teilnehmer, die begierig waren, ihr Glück zu versuchen, mussten sich erst noch auf die Regeln einigen. Sie und Michael wurden beide angesprochen, waren aber zu erfahren, um sich da hineinziehen zu lassen. Lachend bestritten sie jegliches Wissen und zogen sich hastig zurück.
»Genug.« Michael nahm ihre Hand und führte sie wieder in die Menge. Sie umrundeten die Buden in der Mitte, blieben stehen und unterhielten sich mit Helfern, die die von vorhin abgelöst hatten.
Es herrschte ein ziemliches Gedränge, und die Sonne stand hoch. Caro fächelte sich mit der Hand Luft zu, bereute es, keinen Fächer mitgenommen zu haben. Sie zog an Michaels Arm. »Lass uns einen Moment an die Seite gehen - in den Schatten.«
Sogleich brachte er sie aus der Menge. Eine hohe Birke mit glattem Stamm stand am Rand der Wiese; als sie den Baum erreichten, drehte Caro sich um und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sie schloss die Augen halb, hob ihr Gesicht zum Himmel. »Es ist wirklich das perfekte Wetter für das Fest, nicht wahr?«
Michael stand zwischen ihr und der Menge; sein Blick ruhte auf ihren Zügen, auf der leichten Röte, die die Sonnenwärme und das Herumgehen auf ihre helle Haut gemalt hatten. Als er nicht gleich antwortete, senkte sie den Kopf und schaute ihn an. Langsam lächelte er. »Genau das habe ich auch gedacht.«
Sein Lächeln wurde breiter, und er griff nach ihrer Hand. »Allerdings.« Er zog sie von dem Stamm weg, beinahe in seine Arme, als er sich vorlehnte und ihr zuflüsterte: »Was ich gerade sagen wollte ...«
Etwas zischte an ihr vorbei.
Erschreckt sahen sie nach oben ... und erstarrten. Genau dort, wo sich eben noch Caros Kopf befunden hatte, stak nun zitternd ein Pfeil in dem Baumstamm.
Michael schloss seine Hand um ihre, schaute auf sie herab. Langsam hob sie den Blick, sah ihm in die Augen. Einen Moment lang waren ihre Schutzschilde heruntergefahren. Schreck, Entsetzen und das erste Regen von Furcht standen in ihren Silberaugen. Die Finger in seiner Hand zitterten.
Er fluchte, zog sie näher in den Schutz seines Körpers. Ein Blick im Kreis zeigte ihnen, dass mit all dem Lärm und der Geschäftigkeit um sie herum niemand sonst etwas von dem Vorfall mitbekommen hatte.
Er schaute sie an. »Komm.«
Er hielt sie dicht an seinem Körper, führte sie in den Schutz der Menge, ihre Hand immer noch in seiner, während sie versuchten, sich von ihrem Schreck nichts anmerken zu lassen. Caro legte ihm eine Hand auf den Arm, hielt ihn auf. Er schaute nach unten. Sie war erschüttert und blass, hatte sich aber unter Kontrolle.
»Es muss ein Unfall gewesen sein.«
Er biss die Zähne so fest zusammen, dass er meinte, sein Kiefer würde brechen. »Das werden wir sehen.«
Er blieb stehen, als die Menge sich kurz teilte und sie einen besseren Blick auf das Bogenschießen erhielten. Die Zielscheiben waren inzwischen aufgebaut und der Wettkampf in vollem Gange. Lachend legte Ferdinand gerade seinen Bogen ab. Er schien bester Laune zu sein, tauschte Bemerkungen aus mit zwei jungen Männern aus dem Ort.
Caro fasste Michael am Arm. »Mach kein Aufhebens.«
Er sah sie an, verzog das Gesicht. »Das hatte ich nicht vor.« Sein Beschützerinstinkt hatte sich zwar geregt bei Ferdinands Anblick mit dem Bogen in der Hand, aber sein Verstand funktionierte noch. Er wusste: Die beiden Männer, die den Wettkampf durchführten - von ihnen war keiner so hirnrissig, zuzulassen, dass ein Pfeil auf die Menge gerichtet wurde.
Und, wie er es angenommen und nur hatte bestätigt sehen wollen, waren die Zielscheiben, auf die die Wettkampfteilnehmer schossen, entlang des Waldrandes aufgestellt. Es war schlicht ausgeschlossen, dass ein verirrter Pfeil dort gelandet wäre, wo er und Caro gestanden hatten, in der entgegengesetzten Richtung.
Zusätzlich hatte der Pfeil, den sie in dem Baumstamm stecken gelassen hatten, am Schaft dunkel gestreifte Federn. Alle Pfeile für das Bogenschießen hatten einfarbig weiße. Er musterte die Pfeilköcher, die gefüllt dastanden; kein einziger enthielt einen Pfeil mit auch nur einer gestreiften Feder.
»Komm.« Er zog Caro mit sich zurück in die Menge.
Sie atmete tief ein und blieb dicht bei ihm. Nach ein paar Schritten sagte sie: »Also stimmst du mit mir überein. Es muss ein Unfall gewesen sein.«
Ihr Tonfall klang so, als versuchte sie vor allem, sich selbst zu überzeugen.
»Nein.« Sie sah ihn an, er erwiderte ihren Blick. »Es war kein Unfall - aber ich stimme dir zu,
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