Was dein Herz dir sagt
dass es witzlos wäre, einen Aufstand zu machen. Wer auch immer den Pfeil abgeschossen hat, war nicht in der Menge. Er war im Wald und wird inzwischen längst fort sein.«
Caro war eng um die Brust; das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich durch die Menge drängte. Aber inzwischen waren noch mehr Menschen angekommen; sie mussten oft stehen bleiben und ein paar Worte wechseln, so wie vorhin auch schon. Sie und Michael hatten ihre Gesellschaftsmasken aufgesetzt - niemand schien zu ahnen, dass sie hinter diesen Masken besorgt und erschreckt waren. Aber je mehr sie sprachen, je mehr sie gezwungen waren, auf die Leute um sie herum normal zu reagieren, die beschaulichen Wechselhaftigkeiten des Landlebens zu diskutieren, desto weiter traten der Zwischenfall und die Furcht, die er ausgelöst hatte, in den Hintergrund.
Schließlich erkannte sie, dass es wirklich ein Unfall hatte sein müssen - vielleicht ein paar dumme Jungen, die am Waldrand herumgelungert und keine Ahnung hatten, dass sie beinahe jemanden getroffen hätten. Es war einfach unvorstellbar- es gab einfach keinen Grund-, dass irgendjemand ihr etwas antun wollte.
Sicherlich nicht Ferdinand. Selbst Michael schien das akzeptiert zu haben.
Erst als sie das andere Ende des Festplatzes erreicht hatten und Michael weiterging, erkannte sie, dass sie in Wahrheit keine Ahnung hatte, was er dachte.
»Wo gehen wir hin?« Ihre Hand befand sich noch immer in seiner, als er auf den Platz zuging, wo die Kutschen und Pferde warteten.
Er schaute sie an. »Das wirst du noch sehen.«
Muriels Stallknecht passte auf; Michael grüßte ihn im Vorübergehen, führte sie dorthin, wo eine lange Reihe Pferde angebunden war. Er schritt die Reihe ein Stück weit ab, dann blieb er stehen. »So, da wären wir.«
Plötzlich losgelassen blinzelte Caro und betrachtete verwundert ein ihr nur schwach vertrautes Pferdehinterteil. Dann ließ Michael seinen großen Wallach rückwärtsgehen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. »Was ...«
»Wie ich sagen wollte, ehe wir so rüde von dem Pfeil unterbrochen wurden« - er sah ihr in die Augen und nahm ihre Hand wieder -, »komm mit.«
Ihre Augen weiteten sich entsetzt. »Was? Jetzt?«
»Jetzt.« Die Zügel schlang er sich um eine Hand, griff nach ihr und hob sie in den Sattel.
»Was... aber...« Sie musste sich am Knauf festhalten, kämpfte verzweifelt darum, das Gleichgewicht zu halten.
Ehe sie noch etwas unternehmen konnte, hatte er einen
Fuß in den Steigbügel gestellt und schwang sich hinter sie. Er schlang einen Arm um ihre Taille, hob sie an und setzte sie vor sich, hielt sie dort fest.
Sie sah auf, erblickte flüchtig die Festwiese und die Menge, als er das riesige Pferd wendete. »Wir können doch nicht einfach gehen.«
Michael drückte Atlas die Fersen in die Flanken; der große Braune preschte los. »Das tun wir gerade.«
Er hatte geplant, alles sorgfältig so eingefädelt, dass sie heute Nachmittag zusammen sein konnten. Heute war sein Haus das einzige Mal wirklich verlassen - ganz ohne Dienstboten. Alle waren auf dem Fest und würden noch viele Stunden bleiben, froh, den Tag dort verbringen zu dürfen.
Während er und Caro die Gunst der Stunde nutzten.
Als sie auf die Straße außerhalb des Dorfes kamen und er Atlas nicht nach Bramshaw lenkte, hörte er die Hufschläge des braunen Wallachs überlaut - und ihr Echo in seinen Adern.
Wie viel von dem Gefühl, das für die Spannung in seinen Muskeln verantwortlich war, das seine Entschlossenheit anstachelte, unnachgiebig an seinem Plan festzuhalten und sein Ziel zu verfolgen - sich die Stunden, die er sich und ihr versprochen hatte, zu nehmen -, auf den Zwischenfall mit dem Pfeil zurückzuführen war, konnte er im Augenblick noch nicht einmal raten. Ein Teil davon stammte sicherlich aus der primitiven Überzeugung, dass er sie ohne Verzögerung für sich beanspruchen sollte, sie zur Seinen machen und damit das Recht erhalten, sie zu beschützen. Aber während der Zwischenfall vielleicht der letzte Auslöser gewesen war, der sein Verlangen verstärkte, seine Werbung um sie zu einem schnellen und zufrieden stellenden Ergebnis zu bringen, war der Pfeil doch nicht die Quelle dieses Verlangens.
Sie war es.
Sie rutschte vor ihm hin und her, was ihm ein tonloses Stöhnen entlockte. Sie versuchte, über ihre Schulter in sein Gesicht zu sehen und dahinter zu der Menschenmenge auf dem Fest. »Was, wenn uns jemand vermisst? Edward könnte ...«
»Er weiß, dass du bei mir
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