Was dein Herz dir sagt
vermögen.
Michael blieb auf der Terrasse; innerhalb weniger Minuten kehrten Edward und Caro zurück.
Edward betrachtete Caro mit einer steilen Falte zwischen den Brauen. »Es stimmt - sie ist eifersüchtig auf Sie! Sie hät-ten nur ihre Fragen hören sollen, die sie mir gestellt hat, ehe Sie gekommen sind.«
Caro lächelte begütigend. »Ich weiß, aber Sie müssen sich nichts daraus machen.« Als er weiter störrisch blickte, fuhr sie fort: »Denken Sie doch einmal nach - sonst ist Muriel die ... dienstälteste - das passt wohl am ehesten - Gastgeberin der Gegend. Aber wenn ich nach Hause komme, und auch wenn es nur für ein paar Wochen ist, dann übernehme ich, ohne es eigentlich zu wollen oder mir Mühe geben zu müssen, ihren Platz. Das muss einen doch ärgern.«
»Besonders«, ergänzte Michael, »für jemanden mit Muriels Wesen. Sie erwartet, stets im Mittelpunkt von allem zu stehen.«
Caro nickte. »Sie sehnt sich nach der Anerkennung, der Stellung, aber man muss zugeben, dass sie auch hart dafür arbeitet.«
Edward schnaubte abfällig.
»Egal«, sagte Caro, »Muriel hat vielleicht keinen Tee gewollt, aber ich schon.« Sie sah zu Michael. »Ich bin völlig ausgehungert.«
Er bot ihr seinen Arm. »Lange Spaziergänge haben nun einmal diese Wirkung.«
Ob Edward ihnen glaubte oder nicht, wussten sie nicht; und sie waren zu erfahren, um sich umzudrehen und nachzusehen.
Elizabeth befand sich im Salon; sie verzehrten zusammen größere Mengen von Scones mit Marmelade, dann erhob sich Michael zögernd, um sich zu verabschieden. Caro fing seinen Blick auf; er sah sie erwägen, ihn zum Abendessen einzuladen, ehe sie sich - seiner Ansicht nach richtigerweise - dagegen entschied. Sie hatten den ganzen Tag miteinander verbracht; und nun benötigten sie beide Zeit allein, Zeit für sich. Wenigstens glaubte er, dass es ihr auch so ging. Die Verhältnismäßigkeit zu wahren war für sie beide wichtig.
Sie ging mit ihm zur Salontür, gab ihm die Hand. »Danke für einen höchst... erfreulichen Tag.«
Er hielt ihren Blick, hob ihre Finger an die Lippen, küsste sie. »Es war mir ein Vergnügen.«
Er drückte ihre Finger noch einmal, dann ließ er sie los.
Caro bemerkte, dass er kurz zu Edward sah, ehe er sich umdrehte und ging. Wachwechsel; es hätte nicht deutlicher sein können, wenn sie es ausgesprochen hätten. Michael war den Tag über bei ihr geblieben; den Abend übernahm jetzt Edward.
Im Stillen musste sie lächeln, machte aber keine Bemerkung dazu, nahm ihren Schutz hin - ließ ihn zu - ohne Widerspruch. Sie mochte sie beide sehr gerne, wenn auch auf unterschiedliche Weise; und wenn über sie zu wachen sie glücklich machte und es ihnen gelang, sie dabei nicht zu stören, konnte sie keinen Grund zur Klage finden.
Am nächsten Morgen saß Caro eine Stunde nach dem Frühstück auf der Terrasse und hörte zu, wie Elizabeth auf dem Klavier eine besonders schwierige Sonate übte. Edward war im Salon geblieben, um ihr die Noten umzublättern; lächelnd hatte sie den Musiksalon verlassen, um in der kühlen Luft des sonnigen Morgens zu sitzen und nachzudenken.
Über Michael. Und sich selbst.
Seit sie sich gestern getrennt hatten, hatte sie absichtlich jeden Gedanken an ihn, an sie beide zusammen, von sich geschoben, da sie einen gewissen Abstand benötigte, von dem aus sie klarer sehen konnte, genauer untersuchen und begreifen konnte, was vor sich ging.
Trotz allem war gestern ein friedlicher Tag gewesen. Die mit Michael verbrachten Stunden waren irgendwie besänftigend gewesen, frei von beunruhigenden Gefühlen, eine Zeit, in der sie beide einfach gelebt hatten und zugelassen hatten, was sein konnte. Der Abend war ganz ähnlich verlaufen, mit einem ruhigen Dinner mit Geoffrey, Edward und Elizabeth, gefolgt von dem gewohnten musikalischen Zwischenspiel und schließlich dem Spaziergang in der milden Abendluft, in Begleitung von Edward und Elizabeth, ehe sie sich auf ihr Zimmer und in ihr Bett zurückgezogen hatte.
Anders, als sie es erwartet hatte, hatte sie sehr gut geschlafen. Lange Spaziergänge - lange Stunden in Michaels Armen hatten sie erschöpft.
An diesem Morgen war sie erfrischt und voller Tatendrang aufgestanden. Nach dem Frühstück hatte sie eine Weile mit Mrs. Judson Haushaltsangelegenheiten durchgesprochen. Jetzt, da sie keine zwingende Aufgabe erwartete, konnte sie sich in Gedanken ganz auf das konzentrieren, was allmählich zur Besessenheit für sie wurde.
Michael - ja, aber nicht er
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