Was dein Herz dir sagt
Vorahnung überfiel ihn mit einem Mal, eiskalt; er schritt schneller aus. Auf der Anhöhe angekommen entdeckte er sie, leicht zu erkennen in einem hellen Musselinkleid, als sie eine Wiese ein gutes Stück vor ihm überquerte. Sie war zu weit weg, als dass sie ihn hätte hören können, wenn er gerufen hätte. Sie ging zügig, den Blick auf den Boden vor ihr gerichtet.
Er hatte geglaubt, Erleichterung zu empfinden, wenn er sie gesund und unversehrt fände; doch seine Instinkte schienen ihn nur noch mehr anzutreiben, zu ihr aufzuschließen. Er konnte keinen Grund dafür erkennen, gehorchte ihnen aber dennoch.
Ein Stückchen weiter begann er zu laufen.
Auch wenn er darauf bestanden hatte, über sie zu wachen, so rechnete er doch nicht ernsthaft mit einem weiteren Angriff auf sie, nicht hier auf Geoffreys Land. Warum schnürte sich dann seine Brust immer enger zusammen, warum hatte er das Gefühl, sich beeilen zu müssen?
Als er die letzte Lichtung vor dem Flüsschen erreichte, rannte er - auf der anderen Seite der Wiese entdeckte er Caro, die gerade halb den Steg zu der kleinen Insel überquert hatte. Sie ging immer noch flott, den Blick gesenkt. Lächelnd schob er seine schlimme Vorahnung beiseite, wurde langsamer. »Caro!«
Sie hörte ihn, richtete sich auf und hob den Kopf, drehte sich um. Hinter sich tastete sie mit einer Hand nach dem Geländer, mit der anderen hielt sie ihre Röcke. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln zur Begrüßung, hielt sich an dem Geländer fest und hob die Hand, mit der sie die Röcke gehalten hatte, um ihm zu winken ...
Das Geländer gab nach, brach weg, als sie sich darauf stützte.
Verzweifelt versuchte sie, das Gleichgewicht zu halten, aber es gab nichts, woran sie sich hätte festhalten können.
Mit einem leisen Schrei fiel sie in den Fluss, tauchte in das rasch dahinfließende, wirbelnde Wasser, das so dicht vor dem Wehr tückisch und nicht zu unterschätzen war.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er über die Wiese rannte. Am Ufer angekommen suchte er das Wasser nach ihr ab, während er sich gleichzeitig seiner Stiefel entledigte. Er zog sich gerade seinen Rock aus, als er sie an die Oberfläche kommen sah, inmitten ihrer aufgeblähten weißen Röcke, dicht vor dem Wehr. Ihr Fransenschal lag hinter ihr auf dem Wasser, hing an ihren Armen, während sie zu schwimmen versuchte.
Aber die reißende Strömung zog sie wieder nach unten.
Sie war keine kräftige, erfahrene Schwimmerin; unaufhaltsam wurde sie mit in Richtung Wehr gerissen.
Er sprang in den Fluss. Mit ein paar kraftvollen Zügen war er an der Stelle, wo sie eben noch gewesen war. Er kam nach oben, trat Wasser und versuchte sie zu entdecken, irgendein Zeichen, das ihm verriet, wo sie sich jetzt befand, wohin sie getrieben worden war. Die Unterströmung war unglaublich stark.
Sie tauchte erneut auf, keuchend und ein Stück von ihm entfernt. Er warf sich in die Strömung, ließ sich mitreißen und schwamm kraftvoll mit, erkannte vor sich etwas Weißes und griff danach.
Mit seinen Fingern bekam er ihr Kleid zu fassen. Er griff danach, schloss seine Hand fester darum - und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, nicht zu zerren. Nasser Musselin würde einfach reißen. Verzweifelt tastete er nach ihr, fand einen Arm und packte zu.
Gegen die heftige Strömung kämpfend versuchte er, näher zum Ufer zu gelangen, anstatt weiter in die Wirbel vor dem Wehr gerissen zu werden, wo die Strömung stark genug war, sogar ihn unter Wasser zu ziehen, ganz zu schweigen von ihr.
Sie war erschöpft, schnappte nach Luft. Langsam, aber stetig zog er sie zu sich, bis ihre suchenden Hände seine Schultern fanden, bis er ihr einen Arm um die Taille schlingen konnte.
»Ruhig. Schlag nicht um dich.«
Sie reagierte auf seine Stimme, hörte auf zu strampeln, hielt sich an ihm fest. »Ich kann nicht gut schwimmen.«
In ihrer Stimme war Panik zu hören, auch wenn sie sich bemühte, sie zu beherrschen.
»Hör auf, es zu versuchen - halt dich einfach an mir fest. Ich übernehme das Schwimmen.« Er sah sich um und entdeckte, dass der einzige Weg zum Ufer durch das tiefere, aber ruhigere Wasser seitlich von ihnen führte. Wenn er aus der schlimmsten Strömung heraus war, konnte er mit ihr zur Insel schwimmen.
Er drückte sie an seine Seite und bewegte sich langsam, immer noch gegen die Strömung kämpfend, die unablässig an ihnen zerrte, nach links. Allmählich ließ der Sog nach, bis sie das ruhigere Gewässer erreicht
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