Was dein Herz dir sagt
Gefühl, die juristischen Fachbegriffe gut genug zu kennen, um behaupten zu können, das seitenlange und komplizierte Dokument wirklich verstanden zu haben.
»Es ist besser, sich eine Expertenmeinung einzuholen«, erklärte Magnus.
Caro erneuerte ihre Erlaubnis; Michael steckte das Testament wieder zurück in seine Rocktasche.
Nachdem das Essen vorüber war, begleitete er sie zurück in den Salon im ersten Stock. Die folgende halbe Stunde verbrachten sie damit, die Schachteln zu ordnen. Als Caro schließlich mit der ersten davon vor sich in einem Stuhl saß, hob sie den Blick, sah ihn an und zog leicht belustigt die Brauen hoch.
Er lächelte. »Nein, ich werde nicht hier stehen und dir beim Lesen Zusehen.« Er klopfte sich auf die Brust, da, wo in der Innentasche das Testament steckte. »Ich werde dies hier anschauen lassen. Ich versichere dir, dass es unter äußerster Diskretion geschieht.«
Sie erwiderte das Lächeln. »Danke.«
Dennoch zögerte er. Als sie wieder fragend eine Braue hob, erkundigte er sich: »Kannst du etwas für mich tun?«
Sie musterte ihn verwundert. »Was denn?«
»Bleibe bitte hier - sicher im Haus. Versprich, dass du das Haus nicht verlässt, ehe ich zurückkomme.«
Ihr Lächeln war sanft; sie musterte ihn einen Augenblick lang aus ihren silberfarbenen Augen, dann nickte sie. »Versprochen.«
Er hielt ihren Blick noch einen Moment, dann hob er eine Hand und ging.
Er musste nicht weit gehen - nur die Upper Grosvenor Street entlang, bis sie in den Grosvenor Square mündete. Er umrundete die Nordseite des Platzes, blickte forschend zu den vornehmen Damen, Kindern und Kindermädchen in dem umzäunten Garten in der Platzmitte, in der Hoffnung, ein vertrautes Gesicht zu erspähen. Darin wurde er enttäuscht. Als er das beeindruckend elegante Stadthaus in der Mitte der Häuserreihe erreichte, stieg er die Stufen empor und hoffte, dass die Besitzer da seien.
Das Schicksal war ihm gewogen. Sie waren es.
Er fragte nach Devil.
Von seinem Platz hinter dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer begrüßte ihn sein Schwager mit hochgezogenen Augenbrauen und einem teuflischen, leicht spöttischen Lächeln. »He! Ich dachte, du seist voll und ganz mit der Suche nach einer Ehefrau beschäftigt. Was bringt dich her?«
»Ein Testament.« Michael warf Camdens letzten Willen auf Devils Schreibtisch und ließ sich in den Sessel gegenüber fallen.
Devil betrachtete das zusammengefaltete Blatt, machte aber keine Anstalten, es zu nehmen. »Von wem?«
»Von Camden Sutcliffe.«
Daraufhin schaute Devil hoch. Nach einem Moment, in dem er Michaels Gesicht gemustert hatte, fragte er: »Warum?«
Michael berichtete es ihm; wie erwartet musste er nur die Anschläge auf Caros Leben erwähnen, und schon war sein einflussreicher Schwager ganz Ohr.
Devil nahm das Testament. »Also könnte die Antwort hier drinnen liegen.«
»Entweder darin oder in Camdens Unterlagen. Caro geht die Papiere durch - ich habe mich gefragt, ob du deine Leute das da« - mit einer Bewegung seines Kinns deutete er auf das Testament - »durchkämmen lassen könntest.«
Er hätte die Anwälte seines Großvaters nehmen können, aber die waren so alt wie Magnus selbst. Devil auf der anderen Seite, Herzog von St. Ives und Oberhaupt des mächtigen Cynster-Clans und daher ständig mit irgendwelchen juristischen Angelegenheiten konfrontiert, beschäftigte die besten aufstrebenden jungen Juristen, die es gab. Wenn irgendwelche Anwälte eine mögliche Gefahr für Caro, verborgen in Camdens Testament, entdecken konnten, dann die von Devil.
Devil blätterte flüchtig durch das Dokument und nickte. »Ich werde sie sogleich daransetzen.« Mit einer Grimasse faltete er das Testament wieder zusammen. »Das weckt in einem immer die Frage, was aus unserer guten englischen Sprache geworden ist.«
Er legte die Papiere zur Seite, nahm sich ein frisches Blatt. »Ich lege eine Nachricht bei, dass wir die Antwort so schnell wie möglich benötigen.«
»Danke.« Michael erhob sich. »Ist Honoria da?«
Ein leises Lächeln spielte um Devils Lippen. »Ja, natürlich, und ich bin sicher, dein Eintreffen wird ihr inzwischen berichtet worden sein.« Er blickte Michael an und grinste. »Sie lauert bestimmt schon vor der Tür, bereit, sich auf dich zu stürzen, sobald du den Raum verlässt.«
Michael hob die Brauen. »Ich bin überrascht, dass sie nicht einfach hereinplatzt.« Es passte gar nicht zu seiner Schwester, sich von Förmlichkeiten aufhalten zu
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