Was dein Herz dir sagt
gemalt, das Bild von einem echten Gentleman, der seine Stellung im Leben für selbstverständlich nahm und keinen Grund sah, andere zu beeindrucken. Camden war, wie Magnus es beschrieben hatte, unglaublich charmant, ein Mann, der genau wusste, wie dick er auftragen musste, um sein Gegenüber -gleichgültig, wer das war - zu bezaubern. Ein Mann, der diesen tödlichen Charme mit einem angenehmen Wesen und ausgezeichneten Manieren vereinte und beides zum Wohle und Nutzen seines Landes einsetzte - und dem von Camden Sutcliffe.
Das Bild, das Magnus so erschaffen hatte, war das eines sehr ichbezogenen Mannes, der aber gleichzeitig anerkanntermaßen ein Patriot gewesen war. Ein Mann, der stets sein Land über alles andere stellte, dessen Loyalität und Treue dazu unangetastet blieben, der sonst aber vor allem an sich selbst dachte.
Diese Darstellung passte dazu, dass Caro gesagt hatte, er habe sie nur wegen ihrer Fähigkeiten als Gastgeberin geheiratet. Es ergänzte auch Edwards Erkenntnisse und das, was Michael sich selbst zusammengereimt hatte, nicht nur aus seiner persönlichen Erfahrung, sondern aus Bemerkungen von Geoffrey, George Sutcliffe und anderen, die Camden gut gekannt hatten.
Es erklärte allerdings nicht das Haus in der Half Moon Street.
Michael schlüpfte in den Morgenrock, band den Gürtel zu. Im Geiste schüttelte er den Kopf, schob alle Gedanken über die immer noch ungeklärte Beziehung zwischen Camden und Caro beiseite und öffnete seine Zimmertür, um zu ihr zu gehen.
Zu Camdens Witwe - und seiner zukünftigen Ehefrau.
Bis zum Lunch am nächsten Tag hatte er erfahren, dass Ferdinand Leponte in London war. Nachdem er in die Upper Grosvenor Street zurückgekehrt war, gesellte er sich zu den anderen am Lunchtisch. Er nahm Platz und sah Caro an.
Sie fing seinen Blick auf. Ihre Augen weiteten sich. »Du hast etwas herausgefunden. Was?«
Er war überrascht. Er wusste, er war nicht leicht zu durchschauen. Aber er nickte und berichtete seine Neuigkeiten. »Weder Herzog oder Herzogin noch Graf oder Gräfin sind bei ihm - offenbar sind sie noch in Hampshire. Ferdinand jedoch hat seiner Yacht und den nautischen Verlockungen des Solent im Sommer den Rücken gekehrt und ist nach London gereist - er wohnt in Räumen, die zur Botschaft gehören.«
»Wann ist er angekommen?«, erkundigte sich Magnus.
»Gestern.« Über den Tisch hinweg wechselte Michael einen Blick mit Caro.
Sie nickte. »Es war ein Leichtes, auf Bramshaw vorzusprechen und nach mir zu fragen, zu erfahren, dass ich nach London aufgebrochen bin.«
Er griff nach seinem Glas. »Davon abgesehen habe ich nichts anderes herausfinden können. Wie ist es euch ergangen?«
Caro schüttelte den Kopf. »Es ist alles recht bunt, aber es gibt keinen Hinweis auf etwas Verwerfliches - irgendetwas, das zu wissen gefährlich sein könnte.«
Sie sahen zu Evelyn, die ein Blatt Papier aus ihrer Rocktasche zog und es glatt strich.
»Ich habe eine Liste gemacht, wer heute Abend eingeladen hat.« Sie reichte sie Caro. »Damit könnte man anfangen.«
Caro blickte von der Liste auf und lächelte dankbar. »Danke - das ist perfekt.« Über den Tisch hinweg sah sie Michael in die Augen. »Deine Tante Harriet gibt heute Abend eine Soiree.«
Obwohl nichts in seiner Miene ihn verriet, war sie sich sicher, dass er an sein letztes Treffen mit seiner Tante denken musste, und Caros darauf folgenden Besuch bei ihr. Harriet dachte, er würde um Elizabeth werben.
Caro lächelte. »Wir sollten auf jeden Fall hingehen.«
Flüchtig verzog er das Gesicht, aber er neigte den Kopf.
Nachdem sie sich von dem Lunchtisch erhoben und den Speisesalon verlassen hatten, blieb Caro in der Halle stehen, klopfte auf Evelyns Notizen in ihrer Hand und überlegte.
Michael, der Magnus in die Bibliothek geholfen hatte, kehrte zurück und fand sie dort. Er verharrte, musterte die schlanke Gestalt, die aufrecht und mit geraden Schultern dastand, mit konzentrierter Miene, ehe er zu ihr trat. »Begibst du dich wieder an die Tagebücher?«
Sie schaute ihn an, lächelte. »Nein - wenn wir uns in den Trubel stürzen wollen, brauche ich neue Handschuhe, Strümpfe und Ähnliches. Ich denke, ich gehe in die Bond Street.« Sie verzog kurz das Gesicht. »Ich habe für heute genug von Camdens Ergüssen.«
Er konnte keine Trauer in ihr erkennen, aber wäre das überhaupt möglich? Würde sie sich so eine Reaktion anmerken lassen? Er hatte keine Ahnung, welche Enthüllungen Camden seinen Tagebüchern
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