Was dein Herz dir sagt
Portugiesen sind die Hauptverdächtigen - es scheint recht wahrscheinlich, dass Leponte hinter dem Einbruch in Sutcliffe Hall steckt. Wir wissen, dass er Bramshaw House durchsucht hat. Daher halte ich es nur für klug, herauszufinden, ob er oder jemand von seiner Familie in die Stadt gekommen ist.«
»Und wenn nicht«, brummte Magnus, »müssen wir das überwachen lassen.«
»Stimmt.« Michael schaute wieder zu Caro. »Wir müssen unsere Quellen zusammenführen - was ist der beste Weg, um zu erfahren, wer von der portugiesischen Vertretung in London ist?«
Die Namen mehrerer Adjutanten fielen und einiger anderer Botschaftsangehöriger höheren Ranges. Michael fertigte daraus eine kurze Liste. »Ich übernehme die Runden morgen früh und sehe, was sie mir sagen können.«
»Mir fällt gerade ein« - Caro stellte einen Ellbogen auf den Tisch und stützte ihr Kinn in die Hand, musterte ihn über den Tisch hinweg -, »dass wir beide zusammen eigentlich eine ganze Reihe von Kontakten in Diplomaten- und Politikerkreisen haben, die wir nutzen könnten - weniger auf offiziellem Weg als vielmehr über die gesellschaftliche Schiene. Sie könnten uns helfen, nicht nur mit Informationen, wer in der Stadt ist, sondern auch mit Erinnerungen und gegenwärtigen Veränderungen, einer Verlagerung der Machtverhältnisse in Portugal oder sonst wo.«
Sie sah zu Magnus. »Wir haben keine Idee, wie weit die Verbindung mit Camden zurückreicht, und ebenso wenig wissen wir, warum es plötzlich als wichtig angesehen wird.« Sie schaute zurück zu Michael. »Jemand könnte mehr wissen, obwohl ich noch nicht weiß, wie wir das Thema anschneiden können.«
Magnus nickte. »Ein vernünftiger Weg, selbst wenn Sie noch nicht genau erkennen können, inwieweit es weiterhelfen würde. Zuerst müssen Sie aber bekannt werden lassen, dass Sie wieder in der Stadt sind.«
»Berücksichtigt man, dass es Hochsommer ist, kann man davon ausgehen, dass die Kreise kleiner und daher auch erlesener sind.« Caro klopfte auf den Tisch. »Es dürfte nicht schwer sein, die Flagge zu schwenken und uns zu zeigen. Dann könnten wir in Ruhe sehen, was wir bezüglich der Portugiesen herausfin-den können, und zur selben Zeit anderen Möglichkeiten nachgehen, die sich uns anbieten.«
Michael betrachtete ihr Gesicht, fragte sich, ob sie bemerkt hatte, warum Magnus so daran interessiert war, dass sie beide zusammen in der Gesellschaft auftraten. Aber es war ja ihr Vorschlag gewesen. »Warum besprechen wir das nicht einfach morgen beim Lunch? Dann sehen wir, wie weit wir gekommen sind, und können genauere Pläne machen.«
Evelyn schob ihren Stuhl zurück. Unter Zuhilfenahme ihres Stockes stand sie auf. »Morgen bin ich zu mehreren Vormittags- und Nachmittagsteegesellschaften eingeladen.« Sie lächelte. »Wir sind vielleicht alt, aber wir wissen Bescheid - und auch, was vor sich geht. Ich werde herausfinden, welche Gastgeberinnen in den nächsten Tagen Einladungen geben.«
»Danke.« Mit einem Lächeln erhob sich auch Caro. Sie ging um den Tisch herum, hakte sich bei Evelyn unter. »Das wäre wirklich eine große Hilfe.«
Zusammen zogen sie sich in den Salon zurück zu dem Teewagen. In etwa einer Stunde würden sie sich auf ihre Zimmer begeben.
Michael, der ebenfalls aufgestanden war, setzte sich wieder. Er wartete, bis Hammer die Karaffe und die Gläser hingestellt hatte, dann füllte er Magnus’ Glas und seines. Als Hammer gegangen war und sie wieder ungestört waren, lehnte er sich zurück und nippte an seinem Glas, schaute nachdenklich zu seinem Großvater.
Der hob nur die buschigen Brauen und fragte: »Und?«
Michael genoss den Geschmack des ausgezeichneten Cognacs, dann erkundigte er sich: »Was weißt du über Camden Sutcliffe?«
Eineinhalb Stunden später, nachdem er Magnus auf sein Zimmer geholfen hatte, kehrte Michael in sein eigenes zurück - um sich umzuziehen, seinen Schlafrock anzulegen und zu Caro zu gehen.
Als er die Goldnadel aus seinem Halstuch zog, dachte er an das, was sein Großvater ihm erzählt hatte, das Bild, das er von Camden Sutcliffe gezeichnet hatte. Magnus hatte ihn gekannt, aber nicht gut; der Altersunterschied betrug mehr als zehn Jahre. Obwohl Magnus in seiner langen politischen Karriere oft mit diplomatischen Angelegenheiten befasst war, hatte keine davon Portugal während Camdens Zeit dort berührt.
Dennoch war Magnus schon immer ein scharfsichtiger Beobachter gewesen; er hatte Camdens Bild mit ein paar kühnen Strichen
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