Was dein Herz dir sagt
gesetzt. Die Übrigen saßen ihnen gegenüber. Er wollte mit Elizabeth reden, sich erkundigen, welche Pläne und Hoffnungen sie hatte, erfahren, was sie sich von einer Ehe erwartete, aber die beiden Bemerkungen, die er als Aufhänger dafür fallen ließ, führten nur wieder zu Bällen und Gesellschaften zurück, dem, was London als Unterhaltung zu bieten hatté.
Zusätzlich unterhielten sich die Herzogin und die Gräfin über den Tisch hinweg und lenkten ihn ab. Ihre Bemerkungen und Fragen waren so scharfsinnig, so treffend, dass er einfach darauf eingehen musste. Ihre Ansichten waren vielleicht nicht die ihrer Ehemänner, doch sie horchten ihn in gewisser Weise auch aus. Er musste ihnen angemessen Aufmerksamkeit schenken.
Edward kam ihm ein- oder zweimal zu Hilfe; Michael fing seinen Blick auf und nickte fast unmerklich als Dank. Elizabeth schien dagegen ganz in ihre eigenen Gedanken versunken und trug nichts bei.
Dann traf das Dessert ein, und die älteren Damen widmeten sich der Crème anglaise und den gedünsteten Birnen. Die günstige Gelegenheit nutzend, wandte er sich an Elizabeth, spürte aber mit einem Mal Wärme an seiner anderen Seite.
Er drehte sich in die Richtung und merkte, dass Caro auf der Bank näher zu ihm gerutscht war, erkannte mit wachsender Verärgerung, dass sie das getan hatte, weil Ferdinand ihr zu nahe gekommen war.
Er musste den überraschend starken Drang bekämpfen, über Caro hinweg Ferdinand am Ohr zu ziehen. Das war es jedenfalls, was er dafür verdiente, sich wie ein ungehobelter Klotz zu benehmen, aber ... diplomatische Krisen waren schon aus geringeren Anlässen entstanden.
Er richtete seine Augen auf Ferdinands Gesicht; der Portugiese war momentan ganz auf Caro konzentriert, versuchte in ihrer Miene zu lesen. »Also, Leponte, was für Pferde halten Sie eigentlich in der Stadt? Irgendwelche Araber?«
Ferdinand sah auf, hatte im ersten Moment keine Ahnung, wovon die Rede war. Dann wurde er leicht rot und antwortete.
Michael stellte ihm immer weiter Fragen über Kutschen, sogar zu der Yacht, sodass aller Aufmerksamkeit auf Ferdinand ruhte, bis das Essen vorüber war und sie sich erhoben, um zu gehen.
Als sie nach ihm aufstand, drückte ihm Caro leicht den Arm. Es war das einzige Zeichen von ihr, dass sie für seine Hilfe dankbar war, trotzdem fühlte er sich ungewohnt geschmeichelt.
Sie hatten vorgehabt, nach dem Essen einen kurzen Spaziergang zu den Stadtmauern zu machen. Die Aussicht von den Wehrgängen über Southampton Water und nach Süden zur Isle of Wight war herrlich. Wie Tupfen zierten verschiedene Boote und Schiffe das blaue Wasser.
Der Wind ließ die Röcke der Damen flattern und zerrte an ihren Hüten; eine allgemeine Unterhaltung war schwierig. Die Gattin des Botschafters hakte sich bei Elizabeth unter und begann mit ihr irgendeine Frauenangelegenheit zu besprechen. Die Herzogin und die Gräfin gingen nebeneinander, bewunderten die Aussicht. Hinter den vier Damen folgte Caro, Ferdinand dicht hinter ihr. Michael konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ferdinand zerknirscht war und versuchte, wieder ihre Gunst zu erlangen, da er wusste, dass er eine unsichtbare Grenze übertreten hatte.
Der Portugiese war überaus charmant. Vermutlich würde er Erfolg haben.
Zusammen mit Edward bildete Michael das Ende der kleinen Prozession; von seiner Position aus konnte er Ferdinands kunstvolle Darbietung genauestens verfolgen. Und er fragte sich, ob der Portugiese vielleicht die Ironie in Caros Spitz-namen nicht verstanden hatte und deshalb der Ansicht war, dass »die lustige Witwe« etwas hieß, das damit überhaupt nicht gemeint war.
3
Der nächste Tag brach strahlend schön und sonnig an. Wie Caro es vorgeschlagen hatte, kam Michael nach Bramshaw House. Sie, Elizabeth und Geoffrey stiegen in die Barutsche; Michael und Edward ritten auf ihren Pferden neben der Kutsche her, da der Weg zu dem Kai ein Stück südlich von Totton nicht lang war.
Während die Kutsche über die Straße rollte, lächelte Caro Michael an und ging im Geiste ihre Pläne für den Tag durch -ihren Schlachtplan. Ferdinand, der darum bemüht sein musste, seinen Fauxpas vom gestrigen Tage wieder wettzumachen, hatte zugestimmt, seine Yacht so weit wie möglich nach Norden in den Meeresarm zu bringen, um die Anfahrt für die Teilnehmer der Kreuzfahrt möglichst kurz zu halten.
Die Zeitspanne, die sie in der Kutsche verbringen mussten, zu verkürzen war ihr klug erschienen. Wenn Elizabeth zu
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