Was dein Herz dir sagt
viel Zeit in Michaels Nähe verbrachte, solange sie sich in gewöhnlichen Situationen befand, konnte das unbeabsichtigt dazu führen, dass sich sein Bild von ihr, das zu geben sie bemüht gewesen waren, korrigierte.
Sie mussten auf einem schmalen Grat wandeln. Während sie allein mit Michael war oder nur sie und Edward dabei waren, konnte sich Elizabeth anders benehmen als sonst. Das bliebe ihr verwehrt, sobald andere anwesend waren, die Zeugen ihrer Darbietung würden. Die einzige Beschränkung war dann das, was Michael glauben würde. In aller Öffentlichkeit dagegen konnte sie sich, wenn sie wirklich später einmal Edward heiraten und ihm bei seiner Karriere behilflich sein wollte, selbstverständlich unmöglich als hirnloses Dummchen hinstellen; in diesen Kreisen vergaß man nicht so schnell. Wenn sie unter anderen war, konnten ihr höchstens kleine Missgeschicke oder unbedeutendere Fehlgriffe unterlaufen - wie ihr weißes Kleid zu den Diamanten, ihr Verschlucken bei Tisch -, das würde ihr vergeben oder mit Unerfahrenheit entschuldigt werden.
Bis jetzt war es ihnen außerordentlich gut gelungen. Caro war zufrieden, hütete sich aber, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Dafür war es noch zu früh.
Sie fuhren durch Totton und bogen dann von der Hauptstraße ab, nahmen einen schmaleren Weg, der über die Anhöhe zum Wasser führte. Die Zwillingsmasten von Ferdinands Yacht sahen sie zuerst, dann fuhren sie um die letzte Biegung des Hügels und sahen sie am Landungssteg leise auf den Wellen schaukeln.
Die meisten anderen Gäste waren bereits eingetroffen; der Botschafter und seine Gattin gingen gerade an Bord, als die Kutsche von Bramshaw House neben dem Steg anhielt. Die hölzerne Plattform, die am Ufer auf der rechten Seite des Meeresarmes errichtet worden war, ein Stück von dem geschäftigen Hafen entfernt, wurde beinahe ausschließlich von Schiffen benutzt, die Vergnügungsfahrten unternahmen.
Michael saß ab, gab sein Pferd in die Obhut des Burschen, der zu diesem Zwecke für den Tag aus dem Gasthaus in Totton angeheuert worden war, und öffnete den Kutschenschlag. In echter Vorfreude lächelnd gab ihm Caro die Hand. Plötzlich und wie aus heiterem Himmel musste sie daran denken, wie kräftig sein Griff war. Sie schob den Gedanken unwillig beiseite und ließ sich von ihm beim Aussteigen helfen.
Er fing ihren Blick auf, dann schaute er zur Yacht.
»Sie ist ein Prachtstück, nicht wahr?«, sagte sie.
Er schaute zum Schiff, machte eine Pause, ehe er antwortete: »Ich hatte nicht mit etwas so Großem gerechnet. Die meisten >Yachten< sind nicht so stattlich.«
Sie legte sich ihren Schal um die Schultern, ordnete die Falten. »Soweit ich weiß, segelt Ferdinand normalerweise entlang der portugiesischen Küste, daher muss das Schiff den Wellengang des Atlantiks aushalten, und der ist sogar noch heftiger als der im Ärmelkanal bei Sturm.«
Das Schaukeln der Kutsche hinter ihnen erinnerte Michael an seine Pflichten. Er drehte sich um und half Elizabeth die ausgeklappten Stufen herunter.
Caro schlenderte zu der schmalen Gangway, die auf die Yacht führte. Während sie auf Geoffrey und Edward wartete, musterte sie die Gäste, die schon an Bord waren. Sie war erfreut, Mrs. Driscoll und ihre Töchter zu entdecken. Sie hatte Ferdinand vorgeschlagen, sie ebenfalls einzuladen; und er hatte ihren Vorschlag aufgegriffen.
Sie konnte noch nicht sagen, ob die Driscolls ihre Erwartungen erfüllt hatten. Sie sah hinter sich zu Elizabeth, die ganz reizend aussah in ihrem Sommerkleid aus gemustertem Musselin mit Rüschen am Ausschnitt, an den Ärmeln und dem Saum. In der Hand hatte sie einen passenden, gerüschten Sonnenschirm. Ihre Aufmachung passte perfekt zu einer Gartenparty, um die leicht zu beeindruckenden männlichen Gäste bei einer Veranstaltung im Freien zu faszinieren.
Natürlich würde keine Frau mit auch nur einem Funken gesunden Menschenverstands so ein Kleid für einen Segelausflug aufs Meer anziehen.
Als sie Michaels stumme, aber dennoch erkennbare Billigung von Elizabeths Kleiderwahl sah, musste Caro innerlich grinsen; er würde nicht mehr so zufrieden sein, wenn sie den Rückweg antraten. Sie rief Edward mit einem Blick zu sich; Elizabeth Michael überlassend, kam er und reichte ihr seinen Arm, half ihr über die Gangway aufs Schiff.
»Ich hoffe doch ernstlich, dass du weißt, was du da tust«, murmelte er ihr zu, stützte sie, als sie wankte.
Seinen Arm fester fassend, lachte sie. »Oh, ihr
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