Was dein Herz dir sagt
er keine Bedrohung für sie darstellte und daher nicht auf Abstand gehalten werden musste. Daher beschloss er, sich in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen und sich mit den Abrechnungen und Kleinigkeiten aus den vergangenen Monaten zu befassen, die sein Verwalter ihm pflichtbewusst auf den Schreibtisch gelegt hatte.
Zwei Stunden später war er schon ein gutes Stück vorangekommen, als Carter an die Tür klopfte und eintrat.
»Mrs. Sutcliffe hat vorgesprochen, Sir.«
»Welche Mrs. Sutcliffe?« Er überlegte. Caroline? Oder eine von Camdens angeheirateten Nichten?
»Mrs. Caroline, Sir. Sie sitzt im Empfangssalon.«
»Danke, Carter.« Er erhob sich und wunderte sich. Dann zuckte er die Achseln. Bald würde er mehr wissen.
Als er den Empfangssalon betrat, stand Caro vor dem Fenster und schaute auf die Rasenflächen vor dem Haus. Sonnenstrahlen schimmerten durch ihr feines Haar, ließen in der goldbraunen Masse kupferfarbene und rote Lichter aufscheinen. Ihr Kleid war blassblau, einen Ton dunkler als ihre Augen; wie Sommerlicht schmiegte es sich um ihren Körper.
Sie hörte ihn und drehte sich um, lächelte.
Und er wusste sofort, dass sie noch weit davon entfernt war, ihn für nicht bedrohlich zu halten. Wie gewöhnlich war es sein Instinkt, der ihm das verriet - Caro selbst war nichts anzusehen.
»Ich hoffe, es macht dir nichts - ich bin gekommen, deine Meinung einzuholen, mir vielleicht ein paar Ideen zu stibitzen.«
Er erwiderte ihr Lächeln, winkte sie zum Sofa. »Wie kann ich dir helfen?«
Caro nutzte den Augenblick, den sie benötigte, um das Zimmer zu durchqueren, sich anmutig auf dem Sitzmöbel niederzulassen und ihre Röcke glatt zu streichen, um ihre Gedanken zu ordnen und sich aus der sinnlosen Panik zu kämpfen, die sie jedes Mal zu überfallen drohte, wenn sie daran dachte, dass Michael ihr zu nahe kommen könnte. Michael nahm ihr gegenüber in einem Lehnsessel Platz, machte es sich bequem.
Ihre plötzliche Empfindlichkeit verstand sie nicht wirklich; sie konnte kaum glauben, dass nach all ihrer jahrelangen Erfahrung auf dem gefährlichen Parkett der diplomatischen Welt sie plötzlich hier, im ländlichen Hampshire, mit einem Mal dieser Schwäche zum Opfer fallen sollte. Entschlossen, sie zu überwinden oder wenigstens zu ignorieren, setzte sie eine unbekümmerte Miene auf. »Ich habe beschlossen, einen Ball zu geben, und zwar am Vorabend des Pfarrfestes. Mir kam der Gedanke, da so viele Gäste aus London in der Gegend weilen. Wenn wir einen Ball veranstalten und sie alle einladen, sie über Nacht bei uns unterbringen, dann könnten sie noch am nächsten Tag zu dem Fest gehen, ehe sie am Nachmittag wieder abfahren.«
Sie machte eine Pause, dann fügte sie hinzu: »Ich nehme an, was ich mir vorstelle, könnte man als intime Hausgesellschaft bezeichnen, bei der der Ball der Höhepunkt ist und das Fest der Abschluss.«
Michaels Blick blieb auf ihr Gesicht gerichtet; sie konnte nicht erkennen, was er dachte. Nach einem Augenblick fragte er: »Du bezweckst damit also, die Beteiligung an dem Pfarrfest zu erhöhen, vor allem mit den Gästen aus London, die im Gegenzug wieder das Interesse der Menschen vor Ort steigern werden, was im Endeffekt dafür sorgt, dass das Fest ein Erfolg wird. Richtig?«
Sie lächelte. »Genau.« Es machte Spaß, mit jemandem zu sprechen, der nicht nur die vordergründige Tat sah, sondern auch die Folgen und Auswirkungen. Natürlich war der Erfolg des Pfarrfestes nicht ihre eigentliche Antriebsfeder bei diesem Projekt. Nach dem Vortag drängten sowohl Elizabeth als auch Edward darauf, die Sache mit Michael weiterzutreiben; sie wollten eine Situation schaffen, die keinen Zweifel an Elizabeths mangelnden Fähigkeiten ließ, die Rolle als Michaels Gattin angemessen auszufüllen.
Daher war ein größeres gesellschaftliches Ereignis, das von mehreren politischen und diplomatischen Persönlichkeiten besucht wurde, geknüpft an eine lokale Festivität, genau das Richtige. Die erforderliche Organisation war natürlich mit unglaublich viel Arbeit verbunden, und Elizabeth war in dieser Hinsicht wirklich noch in der Ausbildung.
Caro auf der anderen Seite war der Herausforderung gewachsen; sie erhofften sich, dass die Demonstration ihrer Fähigkeiten Michaels Aufmerksamkeit auf das Fehlen eben dieser bei Elizabeth lenken würde.
Er schien sie mit leicht belustigtem Interesse zu betrachten. »Ich bin sicher, dass du fast alles schon fertig durchdacht hast. Wie kann ich dir
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