Was dein Herz dir sagt
Nähe Ihres Onkels und Ihrer Tante leben?« Sie steckte sich die Muschel in den Mund und sah, wie sich sein Blick auf ihre Lippen richtete.
Er blinzelte. »Ah ...« Sein Blick kehrte zu ihren Augen zurück. »Ja.« Er nickte und schaute auf seinen Teller. »Wir alle -meine Eltern, Cousinen und Cousins und meine anderen Onkel und Tanten - leben dort im Castelo.« Er schenkte ihr ein strahlend charmantes Lächeln. »Es ist auf den Klippen über dem Meer erbaut.« Er blickte ihr seelenvoll in die Augen. »Sie müssen uns dort unbedingt einmal besuchen - Portugal muss schon zu lange ohne Ihre bezaubernde Gegenwart auskommen.«
Sie lachte. »Ich fürchte sehr, Portugal wird zähneknirschend meine Abwesenheit ertragen müssen. Ich habe keine Pläne, Englands Gestade in der näheren Zukunft zu verlassen.«
»Ah, nein!« Ferdinands Miene spiegelte schlimmsten Schmerz wider. »Das ist ein Verlust, wenigstens in unserer Ecke der Welt.«
Lächelnd verzehrte sie den Rest der Muscheln.
Die Teller wurden abgeräumt. Ferdinand lehnte sich vor, senkte die Stimme. »Wir verstehen natürlich alle, dass Sie Botschafter Sutcliffe sehr ergeben waren, und ehren sein Andenken.«
Er machte eine Pause, beobachtete sie genau. Ihr Lächeln war genau so, wie es sein sollte, als sie nach ihrem Weinglas griff, es an die Lippen hob und davon nippte. Ihm in die Augen sehend, sagte sie: »Ach.«
Sie war nicht so dumm, Ferdinand und sein nach englischem Standard theatralisches Verhalten einfach abzutun. Er sondierte etwas, forschte nach ... wonach hatte sie keine Ahnung. Aber während er gut war, war sie noch besser. Sie ließ ihn nichts von ihren wahren Gefühlen merken und wartete, welche Richtung er einschlagen würde.
Er schlug die Augen nieder ... schüchtern? »Ich hege schon seit Längerem größte Hochachtung für Sutcliffe, ja, ich bin von ihm gewissermaßen fasziniert - er war durch und durch Diplomat. Aus der Beschäftigung mit seinem Lebenslauf lässt sich sicher vieles lernen - mit seiner Strategie, seinen Erfolgen.«
»Wirklich?« Sie betrachtete ihn leicht verwundert, auch wenn er nicht der Erste war, der es auf diese Weise versuchte.
»Aber ja! Denken Sie nur an seine ersten Maßnahmen, nachdem er den Posten in Lissabon übernommen hatte, als er ...«
Der nächste Gang wurde serviert. Ferdinand fuhr fort, ihr die Höhepunkte von Camdens Karriere zu beschreiben. Zufrieden, dass er so beschäftigt war, ermutigte sie ihn dazu; er war außerordentlich gut informiert über das Tun ihres verstorbenen Ehemannes.
Indem sie ab und zu eigene Bemerkungen einfließen ließ, gelang es ihr, das Gespräch über den Rest der Mahlzeit zu strecken; Ferdinand blickte auf, leicht überrascht, als die Herzogin sich erhob, um die Damen aus dem Salon zu führen.
Im Empfangssalon verlangten dann die Gräfin und die Herzogin nach ihrer Aufmerksamkeit.
»Ist es bei Ihnen im Sommer immer so warm?« Die Herzogin bewegte träge ihren Fächer.
Caro lächelte. »Dieses Jahr haben wir einen sehr milden Sommer. Ist dies Ihr erster Besuch in England?«
Das langsame Fächeln stockte kaum merklich, wurde gleich wieder aufgenommen. »Ja.« Die Herzogin schaute ihr in die Augen, lächelte. »In den vergangenen Jahren waren wir meist in den Botschaften in Skandinavien.«
»Ah, dann ist es kein Wunder, dass Ihnen unser Sommer warm vorkommt.«
»Allerdings«, schaltete sich die Gräfin ein und erkundigte sich: »Ist die Gegend hier während des Sommers eigentlich immer so beliebt in diplomatischen Kreisen?«
Caro nickte. »Es ist eigentlich immer eine gewisse Zahl von Botschaftsangehörigen da - es ist landschaftlich reizvoll und nicht weit von London, und außerdem ist die Isle of Wight zum Segeln in der Nähe.«
»Ah, ja.« Die Gräfin schaute Caro in die Augen. »Daher also wollte Ferdinand dann wohl unbedingt hierher.«
Caro lächelte nur und wunderte sich insgeheim. Dann lenkte sie das Gespräch auf ein anderes Thema. Die Herzogin und die Gräfin ließen das zu, schienen aber abgeneigt, sie gehen zu lassen und mit anderen weiblichen Gästen zu plaudern.
Oder wenigstens hatte Caro das Gefühl; die Herren kehrten in den Salon zurück, ehe sie die Möglichkeit hatte, diese Theorie auf die Probe zu stellen.
Ferdinand war unter den Ersten, die den Raum betraten. Er erblickte sie sogleich; lächelnd ging er auf sie zu.
Michael war ein Stück hinter Ferdinand; er blieb auf der Türschwelle stehen und überflog den Salon mit den Augen -er entdeckte sie
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