Was dein Herz dir sagt

dass sie selbst erstaunt war. Ehe er nachhaken konnte, fuhr sie fort: »Dann im Salon hat er sich über Sutcliffe Hall erkundigt, die Theorie aufgestellt, dass der Landsitz Camden wichtig gewesen sein muss.«
    Er musterte sie durch das Dämmerlicht. »War er das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das denke ich nicht - ich glaube nicht, dass Camden so empfand. Ich habe bei ihm nie eine große Verbundenheit damit wahrgenommen.«
    »Hm.« Er lehnte sich zurück, streckte eine Hand aus und nahm ihre. Ihre Finger zuckten kurz, dann lagen sie ruhig in seinen. »Ich denke« - er hob ihre eingefangene Hand an seine Lippen - ,»dass ich beim Ball Leponte nicht aus den Augen lassen werde, und auch sonst überall, wo wir ihn treffen.«
    Sie beobachtete ihn; er konnte spüren, wie ihre Anspannung wuchs. Er wandte den Kopf. »Aus einer Reihe von ausgezeichneten Gründen heraus.«
    Er drückte einen keuschen Kuss auf ihre Fingerknöchel.
    Sie schaute ihm zu, dann - ohne den Blick von ihrer Hand zu heben - holte sie scharf Luft. Ein Moment verstrich, dann sah sie ihn unter zusammengezogenen Brauen an. »Was ...?«
    Er hob ihre Hand erneut, strich leicht mit den Lippen über ihre Fingerknöchel, dann, ohne den Blick von ihren Augen zu wenden, fuhr er mit der Zungenspitze darüber.
    Ihre Reaktion war unwillkürlich, stark. Ein Schauer durchlief sie; kurz schloss sie die Augen.
    Ehe sie sie wieder aufschlug, hatte er einen Arm um sie gelegt und sie an sich gezogen. Mit seiner freien Hand fasste er sie am Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, sodass er seine Lippen auf ihre legen konnte.
    Er küsste sie - und sie küsste ihn zurück -, ehe sie die Chance hatte, sich ihm zu entziehen.
    Vorsichtig drückte er sie enger an sich. Wie zuvor auch schon hob sie die Hände, angespannt, als wollte sie sich wehren; er vertiefte den Kuss, und ihr Anflug von Gegenwehr erstarb.
    Stattdessen ... nach und nach, Schritt für Schritt entlockte er ihr nicht nur die Erlaubnis, es zu tun, sondern verleitete sie dazu, sich aktiv zu beteiligen. Anfangs schien sie wieder zu glauben, dass er nach dem ersten Austausch aufhören würde - fast konnte man meinen, sie rechnete damit. Als er das nicht tat, sondern vielmehr keinen Zweifel daran ließ, dass er fest vorhatte, weiterzumachen und mehr, wagte sie sich vorsichtig heraus.
    Ihre Lippen waren weich und süß, ihr Mund die schiere Versuchung; als sie ihn ihm bot, griff er voller Freude zu und nahm, merkte aber, dass sie irgendwie abgelenkt wirkte - als beobachtete sie mit einem Teil ihres Verstandes das, was geschah, verwundert, beinahe überrascht... warum, das konnte er sich nicht erklären.
    Sie war pures Entzücken; er genoss es, sie zu küssen, dehnte den Augenblick so weit aus, wie er konnte.
    Er liebkoste, forderte, dann neckte er wieder, lockte sie aus der Reserve und erhielt schließlich die Erwiderung - eine entschieden leidenschaftliche Erwiderung die er hatte haben wollen, von der er wusste, dass sie sie in sich hatte. Er wollte das und mehr - alles, was sie zu geben hatte -, aber er war Taktiker genug, um zu begreifen, dass mit ihr jeder Schritt, jede Stufe ein Gefecht war, in dem er sich behaupten musste.
    Die »lustige Witwe« würde kampflos keinen Zoll nachgeben.
    Das war höchstwahrscheinlich der Grund, weshalb so viele bei ihr versagt hatten. Sie hatten geglaubt, sie könnten die Plänkeleien vorher vernachlässigen, und waren daher an der ersten Hürde kläglich gescheitert.
    Sie zu küssen.
    Falls, wie es ganz den Anschein hatte, sie es sich aus irgendeinem rätselhaften Grund in den Kopf gesetzt hatte, dass sie ein hoffnungsloser Fall war, was das Küssen anging ... es war schwer, eine Frau zu verführen, die sich nicht küssen lassen wollte.
    Sich seines Sieges gewiss zog er sie noch näher, drehte den Kopf leicht, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ihre Brüste streiften seine Brust; ihre Arme glitten über seine Schultern, legten sich um seinen Hals, verharrten, verspannten sich.
    Die Kutsche verlangsamte ihr Tempo, dann bog sie in die Straße nach Bramshaw House ein.
    Keuchend löste sie sich von ihm - zischte warnend seinen Namen.
    »Sch.« Er drückte sie noch ein wenig fester an sich. »Du willst doch nicht den Kutscher erschrecken.«
    Sie riss die Augen auf. »W...«
    Er brachte sie zum Schweigen, verhinderte ihre entsetzte Frage auf die wirksamste Weise, die ihm einfiel. Sie hatten mindestens noch sieben Minuten mehr, ehe sie in Bramshaw House ankamen; er hatte vor, jede einzelne davon