Was dein Herz dir sagt
werde ich nicht tun.«
Abrupt stand sie auf, schwang herum und kehrte ihm den Rücken zu. »Du hast die Verschnürung aufgemacht - sei so freundlich und schließ sie wieder.«
Ihre Stimme bebte. Aus schmalen Augen betrachtete er ihren schlanken Rücken, die Hände in die Hüften gestemmt. Er verspürte den schier übermächtigen Wunsch, sie einfach zu packen und zum Teufel ... aber sie schien mit einem Mal so zerbrechlich.
Er schwang ein Bein über die Bank und stand auf, trat direkt hinter sie und nahm ihre Bänder, zerrte sie zu. Erbitterung und die noch stärkere Frustration hatten tiefe Wunden geschlagen. »Beantworte mir bitte diese Frage.« Er hielt den Blick auf die Bänder gerichtet, während er sie zuschnürte und dann band. »Wenn meine Erwähnung des Wortes Ehe für dich so ein Schock ist, was dachtest du dann, wohin das führt, was sich zwischen uns entwickelt? Was dachtest du, wie das hier ausgehen würde?«
Hoch erhobenen Hauptes und mit durchgedrücktem Rückgrat schaute sie stur geradeaus. »Das habe ich doch schon gesagt. Ich bin eine Witwe. Witwen müssen nicht heiraten, um ...«
In Ermangelung von Worten gestikulierte sie.
»Sich in Leidenschaft zu ergehen?«
Mit vorgeschobenem Kinn nickte Caro. »Allerdings. Ich dachte, darum ginge es.« Er war beinahe fertig mit ihren Bändern. Sie wünschte sich nichts mehr, als von hier wegzukommen, sich würdevoll zurückzuziehen, ehe eines der wirren Gefühle, die in ihr tobten, ihre Selbstbeherrschung durchbrechen konnte. Ihr war so schwindelig, dass ihr schlecht war. Und langsam ergriff tödliche Kälte von ihr Besitz.
»Aber du bist doch die >lustige Witwe<. Du hast keine Affären.«
Die Spitze traf sie auf eine Weise, die er nicht hatte vorhersehen können. Sie sog scharf die Luft ein, hob das Kinn noch höher. Zwang sich, mit ruhiger Stimme zu antworten: »Ich bin einfach nur sehr wählerisch dabei, mit wem ich Affären haben möchte.« Seine Hände erstarrten, sie schickte sich an zu gehen. »Aber da das nicht dein wahres Ziel ist...«
»Warte.«
Das musste sie wohl oder übel - der verflixte Mann hatte seine Finger in ihre Bänder verhakt. Sie stieß die angehaltene Luft mit einem Zischen aus.
»Dich zu haben ist mein wahres Ziel.« Er sprach langsam, tonlos.
Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, spürte aber, dass er nachdachte, seine Strategie neu entwarf ... sie befeuchtete ihre Lippen. »Was meinst du?«
Eine volle Minute verstrich, lang genug für sie, sich ihres Herzschlages bewusst zu werden, der zunehmend drückenden Atmosphäre, die sich vor dem Sturm aufbaute. Doch die Bedrohung durch die Elemente vor dem Sommerhaus war nicht genug, um sie von dem Tumult in ihrem Innern abzulenken, von der machtvollen Gegenwart, die in der Dunkelheit hinter ihr stand. Seine Finger hatten sich nicht bewegt. Er hielt immer noch die Bänder.
Dann spürte sie ihn näher treten; er senkte den Kopf, sodass er dicht an ihren Ohren sprach, sein Atem über die eine Seite ihres Gesichts strich. »Wenn du wählen könntest, wie würdest du dir wünschen, dass dies - das, was zwischen uns wächst -sich entwickelt?«
Ein leiser Schauer durchrieselte sie. Wenn sie wählen könnte ... Sie holte tief Luft, trotz der Enge in ihren Lungen. Entschlossen machte sie einen Schritt von ihm weg - zwang ihn, sie gehen zu lassen. Das tat er, wenn auch zögernd.
»Ich bin eine Witwe.« Nach zwei Schritten blieb sie stehen und drückte ihre Hände aneinander, dann drehte sie sich zu ihm um. Richtete ihre Augen auf ihn, hob das Kinn. »Es ist vollkommen zulässig für uns, wenn wir eine Affäre beginnen wollen - eine ganz offene, direkte Sache.«
Er sah sie eine Weile an, dann sagte er: »Nur damit ich es richtig verstanden habe ... du, die >lustige Witwe<, willigst ein, dich verführen zu lassen.« Er machte eine kleine Pause, dann fragte er: »Ist das korrekt?«
Sie erwiderte seinen Blick, wünschte sich, sie müsste nicht antworten, nickte aber schließlich einmal knapp. »Ja.«
Er stand still, stumm, musterte sie. Sie konnte nichts in seinem Gesicht lesen, in dem schwachen Licht konnte sie seine Augen nur schwer erkennen. Dann regte er sich kaum merklich; sie fühlte, wie ein Seufzer in ihr aufstieg.
Als er sprach, war seine Stimme frei von aller Leichtigkeit, aller Verführung und aller Verstellung. »Ich möchte keine Affäre, Caro - ich möchte dich heiraten.«
Sie konnte ihre Reaktion vor ihm nicht verbergen, die instinktive, tief verwurzelte Panik, ihr
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