Was dein Herz dir sagt
Caro kam geschäftig um den Stoffberg rechts von ihm geeilt. Sie betrachtete seine Hand um den Pfahl, den lässig angewinkelten Arm, dann sah sie zu dem immer noch wogenden Stoff und den gedämpften, aber eindeutig mehrdeutigen Lauten, die von darunter zu vernehmen waren. Die Hände in die Hüften gestemmt, starrte sie darauf, dann stieß sie halblaut hervor: »Wir haben jetzt keine Zeit für solchen Unsinn.«
Er streckte den Arm aus und legte ihn ihr um die Taille, ehe sie protestieren konnte, zog sie zu sich. Sie stieß gegen seine Brust, die Hände aufgestützt; der Pfahl wankte, es gelang ihm aber, ihn oben zu halten.
Sie holte Luft, schaute zu ihm auf; er sah ihr tief in die Augen, sah, wie sie zu einer geharnischten Standpauke ansetzen wollte, während ihre Sinne ins Chaos abzugleiten drohten. Sie blinzelte, suchte nach den rechten Worten für den Protest, den sie im Geiste schon fertig hatte.
Er lächelte, bemerkte, wie ihr Blick an seinen Lippen hängen blieb. »Lass ihnen doch den Spaß - deinen Zeitplan wird es nicht umstoßen.« Er wollte schon hinzufügen: »Weißt du nicht mehr, wie es ist, so jung zu sein?«, womit er meinte, jung und frisch verliebt; gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, dass Caro sich am Ende wirklich nicht erinnern würde, weil sie das nie kennen gelernt hatte ...
Er senkte den Kopf und küsste sie, erst sanft, bis ihre Lippen unter seinen schmolzen, dann mit wachsender Leidenschaft. Bei ihnen war es nicht die erste Liebe, sondern etwas Reiferes; der Kuss spiegelte das wider, wurde rasch tiefer.
Der Canvas verbarg sie vor den Blicken der zahllosen anderen Helfer, die durch die Gärten eilten. Edward und Elizabeth kämpften immer noch mit dem Stoff.
Michael hob seinen Kopf in dem Moment, bevor Elizabeth wieder hervorkam, ihre Röcke ausschüttelte und tapfer ihr Kichern zu meistern suchte. Er ließ Caro los, sobald er meinte, dass sie sicher auf den Füßen stand.
Elizabeth sah seinen Arm von Caros Taille gleiten; ihre Augen wurden groß, und plötzliches Verstehen malte sich auf ihre Züge.
Caro sah es. Mit bei ihr ungewohnter Verwirrung wedelte sie mit den Händen Elizabeth eine Botschaft zu. Edward war immer noch unter den Stoffbahnen. »Beeilt euch bitte. Wir müssen es aufstellen.«
Elizabeth lächelte breit. »Edward hat den Pfahl in der Mitte fertig, bereit, ihn aufzurichten.«
»Gut.« Caro wandte sich in Richtung Haus und nickte ihrer Nichte zu. »Macht weiter!«
Damit entfernte sie sich - wesentlich verwirrter, als sie es bei ihrem Eintreffen gewesen war. Michael sah ihr nach, ein Lächeln in den Augen, dann drehte er sich zu Elizabeth um. Die Mutmaßungen, die sich in ihrer Miene spiegelten, nicht weiter beachtend, winkte er sie zu einem Pfahl. »Wenn Sie die Spitze eines Pfahles in die nächste Ecke stecken könnten, müssten wir das Dach aufstellen können.«
Es gelang ihnen wirklich, aber mit viel unterdrücktem Fluchen und Lachen. Nachdem das Zelt endlich aufrecht stand und sicher verankert war, gingen sie zu Caro, die sie mit einem ihrer strengeren Blicke bedachte.
»Mrs. Judson benötigt Hilfe beim Sortieren von Besteck und Geschirr, die für das Dinner und das Supper im Zelt ausgelegt werden sollen.« Sie schaute Elizabeth und Edward ernst an. »Ihr beide könnt gehen und ihr helfen.«
Völlig unbeeindruckt lächelte das Paar und begab sich zum Speisesalon. Caro fixierte nun Michael. »Du kannst mit mir kommen.«
Er grinste. »Mit dem größten Vergnügen.«
»Hmpf.« Sie marschierte an ihm vorbei, die Nase gereckt. Er folgte etwa einen halben Meter hinter ihr. Das Wiegen ihrer Hüften wirkte sich äußerst störend auf seine Konzentration aus. Ein rascher Blick, um sich zu vergewissern, dass niemand im Flur zu sehen war, dann streckte er die Hand aus und streichelte kühn diese ablenkenden Kurven.
Er spürte sie zusammenzucken, hörte sie nach Luft schnappen. Sie hielt kurz inne, dann ging sie rasch weiter.
Er nahm seine Hand nicht weg.
Sie verlangsamte ihr Tempo wieder, als sie an eine offene Tür kamen. Schaute über ihre Schulter und bemühte sich, tadelnd die Stirn zu runzeln. »Hör auf.«
Unschuldig riss er die Augen auf. »Warum denn?«
»Weil...«
Er streichelte wieder, und ihr Blick wurde verträumt. Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze, dann blieb sie an der Tür stehen und holte tief Luft. »Weil du beide Hände brauchst, um das hier zu tragen.«
Sie zeigte in das Zimmer. Er schaute hinein und unterdrückte nur
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