Was dein Herz dir sagt
den Empfangssalon, während sie sprach, und lächelte.
Michael stand vor dem Kamin, Geoffrey neben ihm. Michaels Blick richtete sich auf sie in dem Moment, da sie erschien. Sie blieb auf der Türschwelle stehen, dann schritt sie weiter. Beide Männer drehten sich zu ihr um, als sie sich zu ihnen stellte.
»Nun, meine Liebe, du siehst ganz reizend aus - sehr elegant.« Geoffrey musterte sie von oben bis unten und tätschelte ihr in brüderlicher Zuneigung die Schulter.
Caro hörte ihn, sah ihn aber kaum. Sie lächelte vage als Antwort auf das Kompliment, aber sie hatte nur Augen für Michael.
Ein Gentleman in förmlicher Kleidung war ein beeindruckender Anblick - es stimmte zwar, sie hatte ihn früher schon bei förmlichen Anlässen gesehen, aber ... jetzt schaute er sie bewundernd an, verschlang sie praktisch mit Blicken und sah sie dasselbe bei ihm tun. Er hatte herrlich breite Schultern, eine muskulöse Brust, er war groß gewachsen und schlank, hatte lange Beine. In strengem Schwarz, von dem sich das makellos reine Weiß seines Hemdes und seines Halstuches abhob, schien er sie höher zu überragen als sonst, sodass sie sich besonders weiblich und zierlich vorkam - und verletzlich.
Geoffrey räusperte sich, murmelte eine Bemerkung und verließ sie; beide waren so in ihren gegenseitigen Anblick versunken, dass sie ihm nicht nachschauten.
Leise lächelte sie. »Willst du mir auch sagen, dass ich ganz reizend und elegant aussehe?«
Seine Mundwinkel hoben sich, aber seine blauen Augen blieben eindringlich auf sie gerichtet, todernst. »Nein. Für mich siehst du ... wunderschön aus.«
Er betonte das Wort besonders, sodass es mehr meinte als das Sichtbare allein. Und plötzlich fühlte sie sich wunderschön, so strahlend, faszinierend und begehrenswert, wie seine Betonung sie erscheinen ließ. Sie atmete tief ein; eine besondere, ungewöhnlich neuartige Selbstsicherheit wallte in ihr auf und erfüllte sie. »Danke.« Sie neigte den Kopf, drehte sich halb zur Tür. »Ich muss die Gäste begrüßen.«
Er bot ihr seinen Arm. »Du kannst mich denen vorstellen, die ich noch nicht kenne.«
Sie zögerte, sah hoch, ihm in die Augen. Ihr fiel wieder ihr Entschluss ein, nie wieder für einen Mann die Gastgeberin zu spielen. Sie hörte Stimmen auf der Treppe draußen. Jeden Moment mussten die ersten Gäste eintreffen. Und wenn sie sie hier mit ihm stehen sahen ...?
Wenn sie ihn an ihrer Seite an der Tür stehen sahen?
Auf jeden Fall würde es den Anschein erwecken, als wäre es ihm gelungen, bei ihr eine Stellung einzunehmen, die keinem anderen vor ihm beschieden worden war.
Was stimmte; er nahm diese Stellung wirklich ein. Er bedeutete ihr mehr als ein guter Bekannter, mehr sogar als ein Freund.
Sie nickte und legte ihre Hand auf seinen Arm und ließ sich von ihm zur Tür begleiten. Er hatte gesagt, er würde nicht versuchen, sie zur Ehe zu drängen, und sie vertraute ihm in diesem Punkt. Und eigentlich waren die geladenen Dinnergäste hauptsächlich Ausländer ohne echten Einfluss in der guten Gesellschaft.
Und was die Vorstellung anging, die Leute könnten denken, er sei ihr Liebhaber ... die Aussicht erfüllte sie nicht mit
Gleichmut, sondern mit einer unterschwelligen Zufriedenheit, die Glück recht nahekam.
Ferdinand war einer der Ersten, die eintrafen. Er warf einen Blick auf Michael und runzelte fast die Stirn. Glücklicherweise kamen nach ihm schon neue Gäste, sodass er weitergehen musste; bald schon war er von der Menge verschluckt, nachdem immer mehr von den Gästen ankamen, die über Nacht in Bramshaw House bleiben würden, und den ausgewählten anderen, die zum Dinner geladen worden waren.
Von dem Moment an hatte sie kaum einen Augenblick für sich und gewiss keine Sekunde, an etwas Persönliches zu denken. Sie entdeckte, dass es nützlich war, Michael an ihrer Seite zu haben; er war mit diesem Milieu wesentlich vertrauter als Geoffrey. Man konnte sich darauf verlassen, dass er potenziell gefährliche Situationen rasch erkannte und sie mit angemessenem Takt entschärfte.
Sie gaben ein ausgezeichnetes Team ab; sie war sich dieser Tatsache bewusst, wusste, dass es ihm ebenso ging, aber statt Unbehagen empfand sie Befriedigung darüber.
Es fühlte sich richtig an.
Sie hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken; das Dinner - dafür zu sorgen, dass alles reibungslos ablief, so wie es sein sollte, und gleichzeitig die Unterhaltung in Fluss zu halten - forderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Es ging
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