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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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die Erwähnung von Eun-Mees Namen den Zorn in ihr aufwallen ließ.
    »Warum hat sie dir das erzählt? Um mich vorzuführen?«
    »Wieso hast du denn nicht mich nach dem Geld gefragt?«, wollte Yul von ihr wissen und spielte mit einem Bonsai, der auf dem Tresen stand. »Ich könnte es dir doch leihen.«
    Soo-Ja starrte Yul an. Sie fühlte sich, als wäre er gerade auf ihrem Herzen herumgetrampelt. »Bitte beleidige mich nicht, indem du solche Dinge sagst. Ich bin an deinem Geld nicht interessiert.«
    »Es gibt keinen Grund, stolz zu sein … «
    »Wenn du nicht sofort damit aufhörst, gehe ich«, erklärte Soo-Ja, nahm ihm den Bonsai aus der Hand und stellte ihn zurück auf den Tresen. »Dann kannst du hierbleiben und Selbstgespräche führen.«
    Yul nickte schweren Herzens und schaute drein, als wäre er von einem Polizisten bei einem Gesetzesverstoß ertappt worden. Er hob die Hände, um zu zeigen, dass er sich fügte.
    »Du kannst nicht schlafen, und ich kann nicht wach bleiben. Möchtest du etwas trinken?«, fragte Soo-Ja und wechselte das Thema. »Ich mache dir eine Tasse Tee. Das wird deine Körpertemperatur absenken und dir helfen einzuschlafen.« Sie führte ihn zu der kleinen Kochnische in ihrem Büro. »Was macht dein neues Haus?«
    »Fast fertig«, erwiderte er.
    »Aha.«
    Er war also dabei, zum dritten Mal aus ihrem Leben zu verschwinden. Soo-Ja fragte sich, ob sie dazu verdammt waren, sich für den Rest ihres Lebens alle vier oder fünf Jahre einmal zu sehen, sich dem Zyklus der Naturereignisse anzuschließen, die sich unter den richtigen atmosphärischen Bedingungen wiederholten. Waren sie wie die Spalten im Erdreich, die sich öffneten und ihren Druck abließen, nur um sich dann wieder zu schließen, und das für tausend Umdrehungen der Erde um die Sonne?
    Soo-Ja stellte die Kanne über die Gasflamme und wandte ihren Kopf ein wenig ab, sodass Yul ihre Enttäuschung nicht sehen konnte. Während der letzten drei Wochen hatte sie es genossen, in seiner Nähe zu sein. Sie sah ihn manchmal am Morgen, wenn er zur Arbeit ging, und manchmal am Abend, wenn er nach Hause kam. Es fühlte sich so normal an – jedenfalls nach ihrer Vorstellung von normal – , und für ein paar Sekunden konnte sie vergessen, dass sie nicht verheiratet waren und er bloß als Gast in ihrem Hotel wohnte.
    »Wann ist es denn so weit?«, fragte sie.
    »Nächste Woche.«
    »Oh.«
    »Ja.« Yul blickte zu Boden. Tagsüber mochte er ein geachteter Arzt sein, aber in diesem Moment wirkte er wie ein kleiner Junge, und Soo-Ja spürte, wie ihr Herz vor Liebe zu ihm anschwoll.
    »Gefällt es dir?«, wollte Soo-Ja von ihm wissen.
    »Ja. Sowohl der Bauunternehmer als auch der Innenarchitekt haben sich genau an meine Vorstellungen gehalten.«
    »Also hat nicht Eun-Mee die Entscheidungen getroffen?«
    »Nein. Ich habe die Handwerker gebeten, das Haus zu bauen, in dem ich immer leben wollte. Das Haus … « Die Stimme versagte ihm. Das Haus, in dem ich mit dir leben wollte.
    »Was? Was wolltest du sagen?«
    »Nichts.«
    Soo-Ja goss das heiße Wasser in die Teetasse. Sie spürte die Wärme wie eine Liebkosung im Gesicht – als würden Yuls Hände sie berühren.
    »Wie ist das Haus so?«, fragte sie.
    »Es ist wie du, Soo-Ja.«
    Mehr sagte er nicht.
    »Trink deinen Tee, Yul.«
    Sie schwiegen einen Moment lang. Yul schlürfte seinen Tee, Soo-Ja nippte an ihrem Kaffee. Sie tranken die Nacht und ihre Stille.
    »Möchtest du kurz mit mir nach draußen gehen und eine Zigarette rauchen?«, fragte Yul schließlich.
    »Du rauchst jetzt? Du bist doch Arzt!«
    »Ich bin ein Arzt mit Hang zur Selbstzerstörung«, entgegnete Yul und zog eine Schachtel Pleasure Lights aus der Tasche.
    »Du heilst also bloß die anderen Menschen.«
    »Ja, du gibst den Menschen einen Platz zum Schlafen und ich gebe ihnen gesunde Körper, in denen sie schlafen können.«
    »Wage es ja nicht, mich zu romantisieren, Yul. Ich mache das hier, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Möchtest du noch nach Eun-Mee sehen, bevor wir gehen?«
    »Sie ist in ihrem Zimmer und schläft. Alle schlafen. Die ganze Welt. Wir beide sind die einzigen Verrückten, die keine Ruhe finden.«
    Sie gingen nach draußen und ließen sich von der nächtlichen Kühle einhüllen. Wie Versatzstücke standen sie nebeneinander. Soo-Ja trug ihren lila Anorak über dem Hauskleid, Yul seinen guten Morgenmantel, unter dem die Beine seines fleischfarbenen Pyjamas hervorlugten. Sie hatten nur eine einzige Zigarette

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