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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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um sich für ihre Verehrer attraktiv zu machen. Aber eine verheiratete Frau? Wozu braucht eine verheiratete Frau Schminksachen?«
    Soo-Ja zwang sich, nichts darauf zu erwidern, sondern zog nur die Augenbrauen hoch. »Ich habe heute übrigens kein Make-up aufgelegt«, erklärte sie.
    »Ach so? Vielleicht, weil du dich für so schön hältst, dass du es nicht nötig hast?«, fragte die Schwiegermutter und schaute zum ersten Mal auf.
    Soo-Ja setzte sich auf dem Boden zurecht und versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Was hast du mit meinem Schminkzeug gemacht? Hast du irgendetwas damit gemacht?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »Es war meins. Ich habe es mit meinem eigenen Geld gekauft, und zwar bevor ich Min geheiratet habe«, entgegnete Soo-Ja, die innerlich brodelte. »Es war aus Europa, aus Paris. Sehr teuer. Ich habe es sparsam benutzt, damit es länger hält, weil ich wusste, dass ich sehr lange kein neues bekomme. Gib es mir bitte zurück.«
    Die Schwiegermutter sah sie voller Abscheu an. »Solange du in meinem Haus lebst, wirst du kein Make-up tragen. Dein Gesicht soll sein, wie Gott es geschaffen hat.«
    Dann langte die Schwiegermutter in ihr Bandaji und holte Soo-Jas Schminktasche heraus. Sie schleuderte sie ihrer Schwiegertochter entgegen.
    »Es tut mir leid, dass es mit Iseul so unglücklich gelaufen ist«, sagte Soo-Ja ruhig. »Aber das gibt dir nicht das Recht, meine Sachen zu nehmen.«
    Die Schwiegermutter funkelte Soo-Ja wütend an, während Na-yeong still zusah. »Du hast keine Angst vor mir. Warum nur? Ich rede oft mit meinen Freundinnen. Ihre Schwiegertöchter erstarren in Furcht vor ihnen. Aber du, du hast überhaupt keine Angst vor mir.«
    »Warum sollte ich? Du bist doch kein Bär.«
    »Und wieso hast du keine Angst vor deinem Schwiegervater? Die Art, wie du mit ihm sprichst … so lässig, fast schon unverschämt.«
    »Ich sehe nicht ein, warum ich ihn wie einen Gott behandeln soll, nur weil er als Mann geboren wurde.«
    »Ich wusste, dass du eine schlechte Schwiegertochter abgeben würdest, aber ich habe nicht erwartet, dass du so schlecht bist.«
    Plötzlich riss die Schwiegermutter Soo-Ja die Schminktasche wieder aus der Hand und nahm einige Kosmetikartikel heraus. Dann zog sie den Lippenstift aus dem Zylinder, den Deckel von der Puderdose und die Borsten von der Mascarabürste, flink wie ein Kind. Sie war vollkommen auf ihr Werk konzentriert und schaute nur gelegentlich auf, um zu sehen, ob Soo-Ja es wagen würde, einzuschreiten. Na-yeong beobachtete das Treiben mit einem Anflug von Überraschung und einer Nuance von Bedauern auf dem Gesicht, denn all diese Dinge hätten ihr gehören können – ja, müssen. Schließlich trat Soo-Ja vor und packte einige Stifte und Lippenstifte, die sich ihre Schwiegermutter noch nicht vorgenommen hatte. Doch die versuchte, ihrer Schwiegertochter die Kosmetika gewaltsam aus den Fingern zu winden, und schlug ihr auf den Arm.
    »Hör auf damit!«, rief Soo-Ja.
    Aber die Schwiegermutter schlug weiter. Dabei beugte sie sich nach vorn und verlagerte das Gewicht so ungeschickt, dass sie sich mit den Armen und Händen auf Soo-Ja abstützte. Als diese zurückwich, um den Schlägen zu entkommen, verlor die Schwiegermutter das Gleichgewicht, fiel um und schlug mit dem Kopf auf den Boden. Sie stieß einen lauten Schmerzensschrei aus.
    Durch den Aufruhr alarmiert, traten der Schwiegervater und die Jungen ins Zimmer. Min kam einige Sekunden später. Soo-Ja erkannte sofort, was für ein Bild sich den Verwandten bot: die Schwiegermutter, die sich den Kopf rieb und dabei die Augen in offensichtlichem Schmerz verdrehte; Soo-Ja – Feindin, Angreiferin, Schurkin – , die über ihr stand, zwar ohne jede Waffe, aber mit ihren starken Händen.
    »Sie hat mich geschlagen! Sie hat mich geschlagen!«, schrie die Schwiegermutter.
    »Das ist nicht wahr!«, rief Soo-Ja. »Es war ein Unfall.«
    »Deinetwegen bin ich gestürzt! Weil du mich geschlagen hast!« Die Schwiegermutter hämmerte mit den Händen auf den Boden, wie eine Frau, deren Körper von einem bösen Geist besessen war. »Aigo meah! Oh Gott! «
    Alle Augenpaare richteten sich daraufhin nicht etwa auf Soo-Ja, sondern auf Min, um zu sehen, wie er darauf reagieren würde. Soo-Ja schaute ihn an, als wäre er ein wenig mitschuldig an der Sache, und erwartete, dass er seine Mutter fragte, ob es auch wirklich kein Unfall gewesen sei. Immerhin war er ihr Ehemann, und sie ging davon aus, dass er ihr zur Seite stand. Aber stattdessen blickte

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