Was dein Herz nicht weiß
Vermittlerin verstummte auf der Stelle, als sie den finsteren Blick der Schwiegermutter sah. Der Bewerber schaute auf Na-yeong, die wahre Heiratskandidatin, und sein Lächeln erstarb. Na-yeong bemerkte es und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Soo-Ja hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.
Der junge Mann wandte sich an die Schwiegermutter und verbeugte sich. Seine anfängliche Begeisterung war wie weggeblasen.
»Es tut mir leid. Ich habe einen dummen Fehler begangen. Ich bin geehrt, Sie kennenzulernen, liebe Mutter von Min.«
Da sie nicht wusste, was sie sagen oder tun sollte, senkte Soo-Ja den Kopf und schickte sich an, die anderen zu verlassen. Aber bevor sie nur einen einzigen Schritt machen konnte, richtete der Bewerber das Wort an sie.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte er verwirrt.
»Ich muss gehen. Ich muss wirklich los«, sagte Soo-Ja und hob den Eimer mit den Fischen an.
»Nein, Sie müssen zum Tee bleiben«, entgegnete Iseul, nahm ihr den Eimer aus der Hand und stellte ihn zurück auf den Boden.
»Sie muss gehen! Lassen Sie sie gehen!«, blaffte die Schwiegermutter. »Kommen Sie herein, bevor die Äpfel sauer und braun werden.«
Aber Iseul wollte nicht gehorchen. »Ich erwarte, dass die ganze Familie anwesend ist«, sagte er bestimmt. »Was ist das denn für ein erstes Treffen, wenn nicht alle da sind? Versuchen Sie vielleicht, etwas zu verbergen?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte die Schwiegermutter mit einem gezwungenen Lächeln.
»Dann gehen wir alle hinein«, bestimmte er.
Soo-Ja versuchte noch einmal zu entkommen, aber der junge Mann ergriff ihren Arm und wies mit der rechten Hand den Weg, ganz als wäre er der Gastgeber und sie der Gast. Er ging den ganzen Weg bis zum Haus neben ihr, übersah die Schwiegermutter und schenkte auch Na-yeong keinerlei Beachtung. Soo-Ja schaute sich nach Hana um und sah, dass diese den Eimer mit den Fischen genommen hatte und ihn jetzt mit ins Haus brachte.
Im Wohnzimmer waren zwei Serviertabletts mit Tee, Reiskuchen und Birnenschnitzen auf dem Boden angerichtet – eins für die Erwachsenen und eins für die Kinder. Soo-Ja bemerkte den überraschten Blick auf dem Gesicht des Schwiegervaters, als er sie zurückkommen sah. Er musste jedoch sein Erstaunen überspielen, als er den Besucher empfing. Auch die Jungen schauten verwirrt drein, als sie Soo-Ja und Hana sahen; nur Du-Ho lächelte und bejubelte im Stillen ihre Anwesenheit.
Nach einer Reihe von Verbeugungen zwischen Gästen und Gastgebern setzte sich Iseul schließlich auf eine Matte und forderte Soo-Ja auf, neben ihm Platz zu nehmen. Widerwillig folgte sie, weil sie wusste, dass sie andernfalls nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Sie setzte sich und schickte Hana zu den Jungen an den kleinen Tisch. Die Schwiegermutter plumpste auf der anderen Seite ihres Gastes nieder, während der Schwiegervater gegenüber von Soo-Ja platziert wurde. Na-yeong und die Heiratsvermittlerin, die das Quadrat vervollständigten, saßen am weitesten vom Bewerber entfernt.
»Iseul, Sie haben noch kein Wort mit Na-yeong gesprochen«, säuselte die Heiratsvermittlerin. »Haben Sie jemals eine solche Schönheit gesehen? Ich wusste sofort, dass Sie ein elegantes Paar abgeben würden.«
»Nennen Sie sie doch nicht eine ›Schönheit‹, liebe Heiratsvermittlerin. Es ist zu viel für sie, diesem Anspruch gerecht zu werden. Wer kann einem solchem Druck schon standhalten?«, entgegnete der junge Mann. Er wirkte ziemlich zufrieden mit sich selbst, als hätte er soeben etwas sehr Kluges gesagt. Den verärgerten Blick im Gesicht der Schwiegermutter oder die Scham in Na-yeongs Augen sah er nicht.
»Habe ich schon erwähnt, dass Ihre Tierkreiszeichen hervorragend zueinander passen?«, fuhr die Heiratsvermittlerin fort, als hätte Iseul nichts gesagt. »Sie sind Pferd und Na-yeong Hund.«
»Zu welchem Tierkreiszeichen gehören Sie, Mutter von Hana?«, wollte Iseul wissen und wandte sich dabei an Soo-Ja. Als sie den bewundernden Blick sah, den er ihr zuwarf, verstand sie, warum die Schwiegermutter sie während seines Besuches aus dem Haus hatte verbannen wollen.
»Ich bin Tiger und mein Mann ist Hase«, entgegnete Soo-Ja rasch, aber geduldig. Sie betete darum, dass Na-yeong nicht merken würde, wie Iseul sie anstarrte. Aber als Soo-Ja zu ihrer Schwägerin hinüberschaute, wurde ihr das Herz schwer. Na-yeong kämpfte mit den Tränen und verbarg das Gesicht.
Iseul schien den subtilen Austausch von
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