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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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Feldlinien und die Funken gewundert, die direkt vor seine Zimmertür wiesen.
    Yul hatte sich in all den Jahren nicht verändert. Das hatte Soo-Ja einen Tag zuvor bei seiner Anreise gemerkt. In Eun-Mees Gegenwart hatte er zur großen Zufriedenheit seiner Frau die Zimmerbestätigung unterschrieben, auf der ein erheblicher Rabatt vermerkt war. Doch als sie wegschaute, hatte er dem Betrag schnell 1000 Won hinzugefügt – mehr, als Soo-Ja normalerweise berechnete.
    Sie bewahrte das zusätzliche Geld in einem Umschlag auf, den sie beiseitelegte. Sie wollte es Yul bei der Abreise wiedergeben. Dabei konnte sie es ihm natürlich nicht einfach so zustecken, denn er würde sich weigern, es anzunehmen. Also würde sie ihm den Umschlag wohl unauffällig in die Manteltasche gleiten lassen.
    Wenn die Gäste einen Wunsch hatten, drückten sie einen Rufknopf, und dann schickte Soo-Ja normalerweise Fräulein Hong zu ihnen. Doch als Zimmer 311 sich meldete, beschloss sie, selbst dorthin zu gehen. Sie atmete tief durch und wischte sich die feuchten Hände an ihrem Kleid ab. Die Zimmertür stand einen Spalt offen, und Soo-Ja trat zögernd ein. Yul stand mit dem Rücken zu ihr. Das Zimmer hatte wie alle anderen keine Fenster, nur angedeutete Muster auf der Tapete, die an die traditionellen Holzgitterfenster erinnerten. In der Ecke stand ein kleiner Strohkorb voller Baumwolldecken.
    »Hast du mich gerufen? Ist mit dem Zimmer alles in Ordnung?«, fragte Soo-Ja.
    »Ja, das Zimmer gefällt mir gut. Ich wusste nicht, ob ich dich herrufen sollte oder nicht. Es tut mir leid, dass ich den Knopf gedrückt habe, das wirkt so erniedrigend, aber ich wusste nicht, wie ich sonst mit dir allein sein kann.«
    »Das ist schon in Ordnung. Du bist ja nicht nur ein Gast, sondern auch ein Freund. Und du sollst dich hier wohlfühlen.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, was ich gestern zu dir gesagt habe. Ich wollte es eigentlich nicht so direkt formulieren. Es ist nur so – die letzten zehn Jahre waren schwierig, und ich will nicht, dass die nächsten zehn genauso werden.«
    Soo-Ja vernahm Stimmen, die aus dem Nachbarzimmer kamen. Einen Moment lang fürchtete sie, dass die anderen sie auch hören konnten, und trat in die Mitte des Zimmers, so dass sie neben Yul stand. »Bist du krank?«
    Yul lachte kurz auf. »Soo-Ja, niemand kann uns hören. Du bist mit mir allein. Und ich kenne dich.« Yul ging an ihr vorbei zur Tür und schloss sie, sodass es still im Zimmer wurde. Dann kam er zurück und stellte sich wieder neben sie. »Erinnerst du dich an unser erstes Treffen? Die lange Busfahrt? Weißt du noch, wie ich in deine Zeichenschule gekommen bin und wir zusammen gemalt haben? Warum redest du mit mir nicht mehr wie damals?«
    »Das ist lange her. Jetzt führe ich ein anderes Leben.« Mit einer Bewegung, die auch zu einem feinen Herrn gepasst hätte, der sein seidenes Taschentuch hervorholt, zog Soo-Ja einen schmutzigen Putzlappen aus der Tasche. »Schau dir das an. Früher hätte ich nicht mal im Traum die Fußböden geschrubbt. Anscheinend hat sich mein Körperschwerpunkt verlagert.«
    Zu ihrer Überraschung nahm Yul ihr den Lappen aus der Hand und drückte ihn sich sanft gegen den Handrücken. Diese Geste wirkte warm und herzlich, und sie stellte sich vor, wie zärtlich er sie halten würde, wenn er nur könnte. »Was meinst du, warum bringt uns das Schicksal immer wieder zusammen?«
    »Es ist nicht das Schicksal. In Pusan bin ich zu dir gekommen, und jetzt bist du zu mir gekommen. Es ist der freie Wille.«
    »Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, dass ich mit dir zusammen sein kann.«
    »Ich liebe meinen Mann«, sagte Soo-Ja und holte sich den Lappen zurück. Yul gab ihn nicht sofort frei, darum musste sie ihn ihm aus den Fingern winden. In diesem Moment spürten beide, wie ihre Körper voneinander angezogen wurden.
    »Du lügst. Du bleibst bloß bei ihm, weil du befürchtest, er könnte dir Hana wegnehmen. Ich kenne die Scheidungsgesetze.«
    Soo-Ja wich seinem Blick aus und zog fester an dem Lappen. »Ich gebe zu, es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Aber ich mache das Beste daraus.« Über die Jahre hatte sie ihre stoische Fassade perfektioniert.
    »Ich werde dich in Ruhe lassen, aber erst, wenn du mir ins Gesicht sagst, dass du nichts mehr für mich empfindest.«
    »Ich empfinde nichts mehr für dich«, sagte Soo-Ja und spürte im selben Augenblick, wie ihr die Tränen kamen. Und da gab Yul das Stück Stoff endlich frei. Soo-Ja vergrub ihre Finger

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