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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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muss eine Verwechslung sein«, sagte Eun-Mee zu Yul, als wäre Soo-Ja gar nicht da. »Wer auch immer uns dieses Hotel empfohlen hat, muss uns einen Streich gespielt haben.«
    Yul verbeugte sich vor Soo-Ja, und sie erwiderte die Geste. Dann fragte er sie nach ihrer Gesundheit und der ihrer Tochter. Da zeigte Yuls Frau, dass sie verstanden hatte und deutete auf Soo-Ja.
    »Ach! Ihr Mann muss ein Freund meines Mannes sein!«, rief Eun-Mee affektiert, lächelte nun freundlich und verbeugte sich. Dann wandte sie sich an Yul. »Du willst deinen Freund unterstützen, darum wohnen wir hier! Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?«
    Yul gab keine Antwort, und Soo-Ja wusste, dass er seine Frau nicht anlügen wollte.
    »Unsere Ehemänner waren zusammen in einer Jugendgruppe, damals in den Sechzigern«, warf Soo-Ja ein.
    Eun-Mee lächelte Soo-Ja an. »Ach so! Ich hatte mich schon gewundert, was wir hier machen. Ich dachte, es wäre ein Scherz. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber wir sind bessere Unterkünfte gewohnt. Jetzt verstehe ich allerdings! Mein Mann ist ein Freund von euch, und wir bekommen hier Rabatt. Wo wir doch befreundet sind, könntet ihr uns das Zimmer aber doch eigentlich auch umsonst überlassen!«
    Dieses Verhalten war Soo-Ja nicht fremd – je wohlhabender der Gast, desto mehr erwartete er, und das zum kleinsten Preis. Yul trat vor. »Wir bezahlen natürlich den vollen Preis. Nur weil wir uns kennen, wollen wir sie doch nicht ausnutzen!«
    »Ach, Liebling. Überlassen wir das doch lieber ihr, nicht wahr?«
    Soo-Ja holte das Gästebuch und einen Taschenrechner hervor, um ihre Nervosität zu überspielen. »Wie lange werdet ihr bleiben?«, fragte sie ohne aufzusehen.
    Die Frage war an Yul gerichtet gewesen, aber Eun-Mee übernahm die Antwort. »Das wissen wir noch nicht. Mindestens zwei Wochen, vielleicht auch länger.«
    Soo-Ja schaute sie verwirrt an. Yul schenkte seiner Frau ein mattes Lächeln und wandte sich dann an Soo-Ja. »Wir bleiben zwei Tage.« Da begriff sie, dass er eigentlich gar nicht in ihrem Hotel schlafen wollte. Sie konnte sich nicht erklären, was die beiden hergeführt hatte, aber ihr war klar, dass Yul nach einer Möglichkeit suchte, ihren Aufenthalt abzukürzen, ohne dass es wirkte, als hätte er etwas zu verstecken.
    »Zwei Tage? Nein, viel länger, ganz sicher! Jedenfalls bis unser Haus fertig ist.« Eun-Mee blickte Soo-Ja an. »Hast du’s schon gehört? Wir bauen gerade ein großes Haus hier in Seoul . Ich habe Yul jahrelang darum gebeten, dass wir aus diesem Dreckloch Pusan fortziehen, und er hat endlich Ja gesagt. Seoul passt viel besser zu mir, und das Haus ist wunderschön. Sobald das letzte Badezimmer fertig ist, ziehen wir ein. Es ist ein modernes Badezimmer. Mit Toilette. Und Fliesen auf dem Fußboden!«
    Soo-Ja versuchte, die Emotionen, von denen sie übermannt wurde, zu verbergen. Die Zeit hatte ihre Gefühle für Yul nicht abgeschwächt – sie liebte ihn noch immer und war gleichzeitig starr vor Angst und freudig erregt, dass er da war. Und er war nicht bloß in der Stadt, nein, er war in ihrem Hotel! Einen kurzen Moment lang scherte sie sich keinen Deut um seine Frau oder darum, dass ihr eigener Mann in ihrem Zimmer auf sie wartete. Natürlich würde zwischen ihnen nichts passieren. Aber er war bei ihr, und das bedeutete ihr alles. Manchmal genügte es, das Gesicht eines geliebten Menschen nur zu sehen – der unerträgliche Schmerz kam später. Und sehen konnte sie ihn, vielleicht sogar jeden Tag. Na schön , dachte sie, als hätte sie gerade einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und den Kürzeren gezogen, hier hast du die Liebe, aber sie hängt an einer Schnur, und wenn du nach ihr greifst, ziehe ich sie dir immer wieder vor der Nase weg.
    »Sag mal, da wir ja befreundet sind, macht es dir doch sicher nichts aus, wenn ich mir alles anschaue und das Zimmer aussuche, das mir am besten gefällt?« Eun-Mee schien völlig vergessen zu haben, wie unmöglich sie das Hotel anfangs gefunden hatte. Die Aussicht, gratis hier zu wohnen, schien ihre Bedenken zu zerstreuen.
    »Natürlich nicht. Fräulein Hong, zeigen Sie der Dame bitte alle freien Zimmer, und auch das, was ich den Gästen ursprünglich geben wollte«, sagte Soo-Ja.
    Fräulein Hong, das Zimmermädchen, war von dem lauten Gespräch an der Rezeption angelockt worden. Sie verbeugte sich vor Eun-Mee und bat sie, ihr zu folgen. Eun-Mee lächelte wie die Siegerin eines Preisausschreibens, die sich nun ihren Gewinn

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