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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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einfach nur, um sie bloßzustellen. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, einen anonymen Brief unter Yuls Tür hindurchzuschieben: »Wissen Sie eigentlich, was Ihre Frau so treibt?« Soo-Ja malte sich aus, dass er Eun-Mee verstoßen würde; mit ausgestrecktem Arm würde er ihr die Tür weisen, und Eun-Mee, ihr Gepäck unter dem Arm, würde sich davonmachen. Aber dieses Fantasiebild verschwand so schnell wie es gekommen war. Einzig ein Lächeln verharrte auf Soo-Jas Lippen; Eun-Mee deutete es falsch, als sie Soo-Ja umarmte und flüsterte: »Also sind wir jetzt Schwestern! Danke, Eonni.«
    Soo-Ja hatte ihr Vertrauen gewonnen. So war das nicht geplant gewesen. Eun-Mees Vertrauen schien ihr verzichtbar, ja, sogar unerwünscht. Wäre es ein Geschenk gewesen, hätte sie es ungeöffnet zurückgeschickt. Es war ja bloß eine leere Schachtel.
    Am Ende siegte keine der beiden Frauen. Niemand kannte Eun-Mee gut genug, um sie zu berücksichtigen, darum bekam sie nur drei Stimmen. Soo-Ja erhielt zu ihrer eigenen Überraschung fünf Stimmen; sie hatte sich nicht einmal selbst gewählt, weil sie es irgendwie nicht anständig fand, für sich selbst zu stimmen. Die Siegerin mit zwanzig Stimmen (darunter auch Soo-Jas) war Frau Lim, die Schneiderin, deren Werkstatt abgebrannt war. Sie weinte vor Dankbarkeit und nahm zahllose Glückwünsche entgegen.
    Soo-Ja war nicht traurig, dass sie nicht gewonnen hatte; sie war zu sehr damit beschäftigt, sich über Eun-Mees Misserfolg zu freuen. Wenn sie deswegen kleinlich erschien, so machte ihr das nichts aus. Dies war die Frau, für die Yul sich entschieden hatte, und in seiner Wahl lagen tausend Fragen. Soo-Ja fand Eun-Mee faszinierend wie eine alte Religion, und das war auch der Grund, weswegen sie sie nicht bloßgestellt hatte: Sie selbst wollte unerkannt bleiben, während sie die Essenz ihrer eigenen Liebe ergründete – im Gesicht dieser Fremden.

13
    Am nächsten Tag konnte sich Soo-Ja kaum auf die Arbeit konzentrieren. Erst jetzt hatte sie wirklich begriffen, dass sie den Geldtopf nicht gewonnen hatte und ihr noch immer 300 000 Won fehlten, um das Land zu kaufen. Zu allem Unglück war auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Baustelle eingerichtet worden, um ein großes Elektrogeschäft – das erste seiner Art – zu bauen, und das bedeutete eine unaufhörliche Lärm- und Staubbelästigung während der nächsten Monate.
    Sie wollte Min ihre Sorgen klagen, aber der mochte nicht zuhören und ging lieber in die Bar, um etwas zu essen und ein Gläschen zu trinken. Sie wusste, dass er noch immer davor zurückscheute, so viel Geld zu investieren, aber sie konnte nicht sagen, welche Vorstellung ihn mehr ängstigte: den Einsatz zu verlieren oder ihn zu verdoppeln.
    Derart in Sorge, entging Soo-Ja, dass einige junge Mädchen aus Incheon sich bislang vor der Hotelrechnung gedrückt hatten. Sie waren für ein Konzert der Popgruppe The Pearl Sisters nach Seoul gekommen – Schwestern, die zwar keine Zwillinge waren, aber auf ihren Konzerten und Schallplattencovern stets genau die gleichen Frisuren und Kleider trugen, was Soo-Ja nicht besonders originell fand. Ihre Fans wirkten wie Sektenmitglieder, weil sie sich genauso anzogen, die Songs auswendig lernten und der Band überallhin folgten.
    Die Mädchen – von denen sich drei in ein Zimmer und zwei in ein weiteres gezwängt hatten – waren vor zwei Tagen angekommen und hatten bisher noch keine Anstalten gemacht, zu bezahlen. Als sie am Nachmittag das Hotel verließen (um mittagessen zu gehen, obwohl es schon zwei Uhr war; sie sahen noch ganz verschlafen aus), forderte Soo-Ja sie auf, endlich ihre Rechnung zu begleichen. Die Mädchen blickten sie ärgerlich an, und eine von ihnen – eine Siebzehnjährige in einem wild gemusterten T-Shirt, kurzem Rock und langen Stiefeln – wurde richtiggehend aggressiv.
    »Sie müssen sich besser mit dem Hotelmanager absprechen! Er hat uns versichert, dass wir nichts zahlen müssen«, keifte sie. Sie war diejenige, die das Anmeldeformular unterschrieben hatte – Nami, wenn Soo-Ja sich recht an den Namen erinnerte.
    »Die Hotelmanagerin bin ich, und ich habe euch nicht gesagt, dass die Zimmer gratis sind.«
    »Sie sind doch nicht die Managerin, bloß die Rezeptionstante. Wir haben mit Herrn Lee gesprochen, dem gut aussehenden Mann mit dem kleinen Mädchen. Hana heißt es doch, oder?«, entgegnete Nami.
    Min, Min, was hast du diesen Gören nur erzählt?
    Eine Freundin von Nami, ein gedrungenes Mädchen mit

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