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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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rundem Gesicht, falschen Wimpern und auffallendem Pony schaltete sich ein und drängte sich zwischen die beiden. »Wir haben ihm gesagt, dass wir kein Geld haben, und er meinte, das wäre kein Problem. Er hat so ein hübsches Lächeln! Es ist schön zu wissen, dass es noch gute Menschen wie ihn gibt.«
    »Wir wollen doch nur Spaß haben«, sagte Nami und sah Soo-Ja an. »Und jetzt seien Sie keine Spielverderberin und gehorchen Sie Ihrem Chef!«
    Bevor Soo-Ja die Sprache wiedergefunden hatte, waren die Mädchen schon kichernd zur Tür hinaus. Aber auf sie war Soo-Ja eigentlich nicht wütend. Sie nahm den Hörer und wählte die Nummer von Mins Stammlokal. Der Restaurantbesitzer, der Soo-Ja inzwischen kannte, fand Min sofort und holte ihn ans Telefon.
    »Warum rufst du mich hier an?«, wollte Min von ihr wissen.
    »Hast du gestern ein paar Mädchen gesagt, sie bräuchten nicht zu bezahlen?« Soo-Ja merkte, dass die Worte aus ihr herausratterten wie aus einem Maschinengewehr, rat-tat-tat-tat.
    »Das sind doch bloß Kinder, Soo-Ja. Sie haben kein Geld. Was sollen wir denn machen, sie ins Gefängnis werfen lassen?«
    Soo-Ja stellte sich vor, wie Min am Telefon stand und sich in der halb leeren Bar umschaute, begierig, wieder auf seinen Hocker mit dem Kunstlederbezug zurückzukehren. »Wie konntest du nur? Ich strampele mich ab, um Geld zu verdienen, und du gibst unsere Zimmer gratis her! Du hättest mich wenigstens vorher fragen können.«
    Min wirkte getroffen. »Ich soll meine Frau um Erlaubnis bitten? Willst du wirklich, dass ich so tief sinken muss?«
    »Ich hoffe, du hast dich gefühlt wie der große Gönner, als du ihnen die Zimmer geschenkt hast. Dein gutes Gibun hat uns ganze dreihundert Won gekostet!«
    »Ich bin ein großzügiger Mensch«, sagte er etwas leiser, als spräche er nicht mehr direkt in den Hörer, sondern mit jemandem an der Bar.
    »Ja, das finden diese Mädchen wohl auch. Zu ihnen bist du nett und machst ihnen Geschenke. Mir bringst du nicht so viel Freundlichkeit und Großzügigkeit entgegen. Ich könnte etwas Hilfe von dir gut gebrauchen.«
    »Ein Hotel zu führen ist Frauenarbeit. Und was ist denn so schwer daran, herumzustehen und zu sagen: ›Willkommen im Hotel Seine‹?«
    Soo-Ja spürte eine Grausamkeit in seiner Stimme, die sich schon länger nicht mehr gezeigt hatte. Aber sie beherrschte sich. »Wir müssen jetzt Schluss machen, ich muss noch etwas erledigen, bevor die Mädchen wiederkommen.«
    Sie legte auf und beeilte sich, damit sie es sich nicht noch anders überlegte. Rasch lief sie zu den Zimmern der Mädchen, sah sich kurz um und ging hinein.
    Überall waren Kleider verstreut, die für grellpinkfarbene, orangene und grüne Farbflecken sorgten. Die silbern glänzenden Koffer der Mädchen trugen Aufschriften wie »Chanel« und »Hermès«, wirkten aber trotz der edlen Oberfläche und der aufwendigen Schnappverschlüsse nur wie gut gemachte Fälschungen. Auf den Betten lagen alle möglichen Pearl-Sisters-Devotionalien, darunter noch original verpackte Schallplatten, die nach Vinyl rochen. Soo-Ja warf einen Blick auf die Preisschilder; die Sachen hatten eine hübsche Stange Geld gekostet. Wenn die Mädchen nicht so viele Souvenirs gekauft hätten, wäre genug für die Hotelrechnung übrig gewesen.
    Soo-Ja öffnete ihre Koffer und stopfte die Sachen hinein. Als sie damit fertig war, schleppte sie sie in ihr Büro und schloss sie dort ein. Ja, die Koffer wirkten ein wenig einsam und traurig, so ganz allein in ihrem kalten, blauen Büro, aber sie blieb stark und sagte sich, dass die Mädchen – wenn sie ihre Sachen wirklich wertschätzten – die Hotelrechnung schon bezahlen würden. Dann bekämen sie ihre wertvollen Schallplatten und Kleider zurück.
    Als Soo-Ja die Besenkammer, die ihr als Büro diente, verließ, sah sie jemanden an der Rezeption stehen. Sie erkannte ihn nicht gleich, vermutete aber, dass es der Gast war, der früher am Tag eingecheckt hatte. Herr Shim? Oder hieß er Yoo? Es war noch nicht einmal fünf Uhr, aber der Mann war offensichtlich betrunken. In der einen Hand hielt er eine Flasche Maegju, mit der anderen lockerte er sich die Krawatte. Soo-Ja konnte nicht genau sagen, wie betrunken er war, da die Männer in Seoul ihre Beschwipstheit gerne ein wenig hochspielten.
    Sie benahmen sich wie die Betrunkenen in den Filmen, torkelten herum, ließen den Kopf kreisen und rollten mit den Augen. Die meisten Menschen sahen nicht so aus, wenn sie tatsächlich zu viel getrunken

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