Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
Vom Netzwerk:
stürzte Herr Shim auf sie zu, packte sie und zerrte an ihren Kleidern. Da rief sie um Hilfe.
    Ein paar Sekunden später erschien eine weißhaarige Frau im Bademantel und versuchte Soo-Ja beizustehen. Doch Herr Shim schubste die Frau einfach zu Boden. Sobald sie sich wieder aufgerappelt hatte, rannte sie in den Flur und klopfte an die Türen der anderen Gäste.
    Soo-Ja versuchte ihn abzuwehren, doch er ließ nicht von ihr ab. »Hilfe!«, rief sie. »Hilfe!«
    Ein Gast kam angelaufen – ein rappeldünner Mann in weißem Unterhemd und langen Pyjamahosen. Auch er wollte Soo-Ja helfen, aber der Betrunkene griff ihn an, und er musste zurückweichen.
    »Lassen Sie mich los!«, schrie Soo-Ja, als Herr Shim ihr die Bluse zerriss und den Träger ihres BH s freilegte. Mit der Hand bedeckte sie die nackte Schulter, und als sie die Arme vor der Brust kreuzte, merkte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte.
    Und dann, gerade als sie alle Hoffnung aufgegeben hatte, wurde der Betrunkene wie durch einen kräftigen Sog von ihr fortgezogen. Perplex stand sie da und sah, wie Herr Shim auf den Boden krachte. Als sie aufschaute, entdeckte sie Yul, der noch seine grüne Operationskleidung trug. Er schlug auf Soo-Jas Angreifer ein, bis diesem das Blut aus der Nase strömte. Als Herr Shim aufstehen wollte, hob Yul ihn hoch und schleuderte ihn gegen die Wand.
    Er brüllte: » I-sae-kki! I-sae-kki! Du verdammter Hurensohn!«
    Je länger Yul auf den Mann eindrosch, desto stärker wurden seine grünen Sachen vom Blut rot gefärbt. Er sah aus, als wäre er gerade aus dem Operationssaal gekommen. Herr Shim spuckte immer mehr Blut, während Yul ihm einen Schlag nach dem anderen versetzte. Soo-Ja hörte das entsetzte Keuchen der anderen Gäste und wusste, dass sie eingreifen musste. »Yul, lass ihn los! Du bringst ihn um!«, schrie sie.
    Yul packte den Mann und warf ihn noch einmal mit aller Kraft von sich, sodass dessen Körper gegen die Wand krachte und zu Boden glitt. Dann zog er ihn wieder hoch, um ihm weitere Schläge in die Magengrube zu verpassen. Der Mann hörte nicht auf, Blut zu spucken.
    »Yul, bitte, lass ihn los!«, flehte Soo-Ja.
    Yuls Kraft wirkte beinahe übermenschlich. Das war eine ganz neue Seite an ihm – wie stark er doch war! – , und sie fragte sich, ob das, was sich jetzt wie eine Naturgewalt Bahn brach, seine ganze innerlich aufgestaute Wut war.
    Soo-Ja packte Yul von hinten und versuchte, ihn von Herrn Shim wegzuziehen. Es sah aus wie eine seltsame Umarmung. Sein Körper drückte schwer, aber warm gegen ihren und ließ sich beinahe willig von ihr führen; es war, als wären sie aneinander festgeklebt. Soo-Ja sah, wie Herr Shim zu Boden plumpste, aber zum Glück atmete er noch.
    Sie fragte sich, wie kurz Yul davorgestanden hatte, ihren Angreifer totzuschlagen. Als sie ihn in den Armen hielt, mit dem Rücken zu ihrem Gesicht, fiel ihr auf, dass sie ihn seit vielen Jahren nicht mehr berührt hatte. Beide atmeten schwer. Soo-Ja fürchtete, dass sie nie die Gelegenheit bekommen könnte, mit ihm über das zu sprechen, was sich gerade ereignet hatte. Obwohl die Situation so aufgeheizt war, mit einem fluchenden und blutenden Mann auf dem Boden und einer gaffenden Menschenmenge daneben, konnte sie ihm unbeobachtet ins Ohr flüstern: »Danke.« Er antwortete, indem er ihr diskret die Hand drückte.
    Langsam rappelte Herr Shim sich auf. Als er wieder auf den Beinen stand, starrte er Yul voller Wut an. Alle glaubten, er wolle sich wieder auf ihn stürzen, doch nach einer Schrecksekunde drehte er sich plötzlich um und rannte fluchtartig aus dem Hotel. Dabei schien er über seine eigenen Beine zu stolpern und ruderte heftig mit den Armen.
    Als er endlich weg war und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, seufzte Soo-Ja erleichtert auf. Sie betrachtete die Rezeption: überall Scherben, dazwischen Erde von den Topfpflanzen. Yul erinnerte sie an einen zersplitterten Felsbrocken.
    Soo-Ja wartete vor dem Badezimmer, während Yul sich seine Wunden verband. Das Hotel war um diese Zeit ziemlich leer, sodass sie nur einen Gast zu dem Badezimmer am anderen Ende des Flurs schicken musste. Yul hatte die Tür einen Spalt weit offen gelassen, damit sie sich unterhalten konnten. Für Außenstehende sah es so aus, als helfe sie einfach nur einem Gast, der sich verletzt hatte. Doch sie sprachen so zärtlich miteinander wie Liebende.
    »Ich habe mir deinen Ehemann vorgestellt, als ich ihn geschlagen habe«, sagte Yul. Sie konnte sein Gesicht im

Weitere Kostenlose Bücher