Was dein Herz verspricht
Erinnerungen an Stephen Hampton, sieben lange Jahre, die er eingesperrt gewesen war in Hitze und Dreck, Einsamkeit und Verzweiflung.
Er dachte an Elizabeth und die wundervolle Nacht, die sie zusammen damit verbracht hatten, sich zu lieben und Pläne zu schmieden für die Hochzeit, die jetzt ungewiß wurde, bis Rachaels Tod aufgeklärt war.
Wer hatte sie ermordet? Und warum? Und was würde Elizabeth glauben? Doch nicht etwa, daß er sie ermordet hatte?
Nick starrte aus dem Fenster, kämpfte gegen Ängste und Erinnerungen an und versuchte, sich innerlich auf alle möglichen Fragen vorzubereiten.
Elizabeth kam eine halbe Stunde später mit Sydney Birdsall im Büro des Präfekten an. Nicholas wartete in einem kleinen, fensterlosen Raum mit schlechter Luft, den Rock über eine Stuhllehne gehängt. Er stand sofort auf, als sie hereinkamen.
»Sydney, Gott sei Dank -« Er verstummte, als er die Frau hinter ihm sah. »Elizabeth, was zum Teufel machst du hier? Ich dachte, du wartest in Sydneys Büro auf mich.«
Elizabeth richtete sich zu voller Größe auf. »Wenn ich dort bin, kann ich dir wohl kaum helfen.«
»Ich will deine Hilfe nicht. Ich will nicht, daß du irgend etwas mit dieser elenden Geschichte zu tun hast.«
»Es tut mir leid, Mylord, aber ich habe auch jetzt schon damit zu tun. Ich bleibe, damit ich helfen kann, wenn nötig
- ob du willst oder nicht.«
Er biß die Zähne zusammen. Dann seufzte er. »Kleiner Dickkopf. Es wird Zeit, daß du eine lenkende Hand bekommst.«
Sie lächelte zum erstenmal. »Das Privileg bekommst du, Mylord, sobald wir diese Angelegenheit hier hinter uns haben.«
Ein kurzes Blitzen erschien in seinen Augen und verschwand wieder. Er wandte sich Sydney zu. »Ich fürchte, ich habe Schwierigkeiten, mein Freund. Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussicht, aber ich möchte kein Risiko eingehen.«
Sydney stellte seine Aktentasche auf den angeschlagenen Tisch, der neben zwei Stühlen und einer Walöllampe das einzige Möbelstück in dem nach altem Rauch riechenden Zimmer war. Er öffnete die Schnalle. »Das war die richtige Entscheidung, Mylord. Ich bin nicht sehr versiert in Kriminalangelegenheiten, aber mit den Grundlagen kenne ich mich aus. Und sollte es nötig werden, beauftragen wir den besten Verteidiger der Stadt. Doch jetzt möchte ich erst einmal ganz genau hören, was geschehen ist, als Ihr Lady Ravenworth besucht habt.«
Nicholas berichtete schlicht und umfassend und erklärte auch, daß er die Rubine bei Rachael gelassen hatte, damit sie es sich nicht wieder anders überlegte.
»Ich frage mich, ob die Polizei weiß, warum Ihr dort wart«, meinte Sydney nachdenklich und sah durch sein Monokel auf die Notizen, die er sich aufgekritzelt hatte. »Denn wenn sie wüßten, daß Ihr eine Scheidung wolltet, hättet Ihr damit ein Motiv für den Mord.«
»Aber Rachael hatte bereits zugestimmt. Ich hatte keinen Grund, sie umzubringen. Falls die Rubine noch dort sind -«
»Falls?« Sydney sah auf. »Ihr meint, die Rubine könnten ein Motiv für den Mord gewesen sein, falls sie gestohlen wurden?«
»Scheint mir durchaus möglich.«
Sydney ließ das Monokel aus dem Auge fallen. »Tja, wir müssen in jedem Fall erst einmal in Erfahrung bringen, was die Behörden eigentlich wissen. Dann können wir eine Verteidigung formulieren.«
Nicholas’ Miene wirkte finster, und Elizabeth fühlte mit ihm. Mein Gott, das durfte alles nicht wahr sein!
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Sie wissen von Elizabeth und mir. Da ist es kein besonders großer Sprung, zu erkennen, welchen Vorteil Rachaels Tod für mich darstellen würde.«
Sydney warf einen kurzen Blick in Elizabeth’ Richtung. »Ja, Elizabeth hat mir von Eurer... Beziehung erzählt.«
»Es tut mir leid«, sagte Nicholas. »Ich weiß, wie enttäuscht Ihr sein müßt. Ich kann Euch nur versichern, daß ich nicht wollte, daß es dazu kommt. Wir beide nicht. Jetzt könnt Ihr verstehen, warum eine Scheidung für mich so wichtig war.«
Sydney seufzte. »Um ehrlich zu sein, mein lieber Junge, die Sache sieht nicht gut aus. Wir müssen sehr behutsam handeln. Zunächst werden wir ihnen nur die Fakten mittei-len. Ihr wart dort, um Eure Frau in einer persönlichen Angelegenheit zu sprechen. Ihr wart dort - wie lange?«
»Weniger als eine Stunde.«
»Danach kehrtet Ihr sofort nach London zurück. Es blieb keine Zeit, zurückzugehen und einen Mord zu begehen.«
Nicholas’ Gesichtszüge wurden hart. »Unglücklicherweise
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