Was dein Herz verspricht
stimmt das nicht ganz. Es ergab sich eine Verzögerung von mehreren Stunden, als ein Rad an meiner Kutsche brach.«
Sydney runzelte die Stirn. »Mehrere Stunden? Wer kann bezeugen, wo Ihr während jener Zeit wart?«
»Mein Kutscher, Jackson Freemantle.«
Sydney hob eine Augenbraue. »Aber ich dachte... ist er nicht einer von den Leuten, die Ihr aus der Verbannung kennt? Ein ehemaliger Krimineller?«
»Jackson war im Gefängnis. Das bedeutet nicht -«
Elizabeth’ Hand auf seinem Arm unterbrach ihn. Sie spürte die Anspannung in seinem Körper. »Sydney versucht nicht, den Charakter des Mannes anzugreifen, Nick, es geht nur um seine Eignung als Zeuge. Du mußt doch verstehen, daß das ein Problem für dich werden könnte.«
Nicholas seufzte und rieb sich müde mit einer Hand über die Augen. »Ja... ich verstehe. Unglücklicherweise habe ich nichts außer Freemantles Wort. Niemand hat uns gesehen. Er hatte die Kutsche etwas von der Straße weggezogen, um das Rad zu reparieren.«
Sydney setzte sein Monokel wieder ein und schrieb noch ein paar Notizen. »Ich spreche mit den Behörden und klopfe einmal ab, was sie wissen. Für den Anfang werden wir nur die einfachsten Fakten darlegen und sehen, was das bringt.«
Nicholas wandte sich an Elizabeth. »Ich habe sie nicht getötet«, sagte er. »Du mußt mir glauben, Elizabeth. Sie war am Leben, als ich das Haus verließ.«
Elizabeth warf sich in seine Arme, denn die Leere in seinem Blick quälte sie. »Natürlich glaube ich dir.« Immer wieder hatte sie an ihm gezweifelt, sich über seine Motive Gedanken gemacht, ihre eigene Unsicherheit für die seine gehalten und das Schlimmste geglaubt. In diesem Fall hatte sie nicht den leisesten Zweifel. »Du bist unschuldig. Sie werden die Wahrheit schon irgendwann herausfinden.«
Nicholas hob mit einer Hand ihr Kinn. »Danke«, sagte er leise, schaute noch einen Moment in ihre Augen und löste sich dann sanft von ihr. »Ich bin bereit«, sagte er zu Sydney, und sie verließen das Zimmer.
Elizabeth folgte ihnen nicht, weil sie befürchtete, ihre Anwesenheit könnte alles komplizierter machen. Das einzige, woran sie denken konnte, war Nicholas, seinen Kummer und die Zukunft, die sie vielleicht nie haben würden.
19
Nick ging im Salon seines Stadthauses auf und ab. Elizabeth saß neben Maggie auf dem Sofa, beide bleich und sorgenvoll, Hand in Hand. Wenn er sie nur ansah, füllte sich seine Seele mit Bedauern - und Wut.
Er zwang sich, zum Ende des Sofas zu schauen, wo Sir Reginald Towers stand, ein großer, stattlicher Herr mit ergrauenden Schläfen und einer der bekanntesten Verteidiger Englands. Rand hatte darauf bestanden, daß Nick ihn oder jemanden mit ähnlich gutem Ruf bekam. Rand stand jetzt neben der Anrichte.
»Möchte irgend jemand einen Drink?« fragte Beldon in seinem gewohnt ruhigen Ton. »Ich brauche sicher einen, und du siehst auch so aus, als ob du einen brauchen könntest, Nick, alter Junge.«
»Nein... nein, Rand, nicht jetzt.«
Sir Reginald betrachtete seine Notizen. »Also gut. Zu unserem Glück gibt es noch einen zweiten Verdächtigen. Viscount Kendall hat sich gemeldet und zugegeben, daß er am Nachmittag des Mordes ebenfalls in Castle Colomb war. Leider gibt er an, fortgegangen zu sein, als die Gräfin noch lebte. Lady Ravenworth’ Bedienstete haben das bestätigt, und man sah ihn später in einem Wirtshaus in einiger Entfernung.«
»Und Kendall wußte, daß ich eine Scheidung wollte«, sagte Nick finster.
»Ja. Als ihr >großer und guter Freund< wußte er von allen möglichen solchen Dingen.«
»Sie war ganz offensichtlich seine Mätresse«, sagte Maggie bitter.
»Rachael war diskret, aber sie sorgte dafür, daß sie bekam, was sie wollte.«
Beldon nahm einen Schluck von seinem Cognac. »Die Tatsache, daß Kendall sich selbst gemeldet hat, gibt seiner Geschichte besondere Glaubwürdigkeit.« Er sah Nick an. »Er ist sicher, daß du Rachael ermordet hast und will dich hängen sehen.«
Elizabeth wurde noch blasser. »Wie kann er das glauben? Wenn er weiß, daß Nick sich scheiden lassen wollte, dann muß er doch auch von den Rubinen wissen. Warum sollte er das denken, daß Nicholas sie ermordet hat?«
»Offensichtlich weil die Rubine weg sind«, sagte Rand. »Er glaubt, Nick hätte es sich wieder anders überlegt, wäre wiedergekommen, hätte sie umgebracht und sich die Rubine zurückgeholt.«
»Das einzige Problem ist die Zeit«, meinte Sir Reginald. »Bis jetzt haben sie noch nicht
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