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Was dein Herz verspricht

Titel: Was dein Herz verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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konnte.
    Der Mord an Rachael hatte jede Chance für sie zerstört, vereint zu werden. Pure Ironie, dachte er. Indem sie starb, hatte sie ihn zwar befreit, aber ihm doch jede Gelegenheit genommen, ein Leben mit Elizabeth führen zu können.
    Wenigstens nicht die Art Leben, die sie verdiente.
    Nick stand auf und begann, in der Zelle auf und ab zu gehen, an sie zu denken, und an die Tatsache, daß selbst wenn man ihn freiließ, der Skandal für immer bleiben würde. Sein Gewissen sagte ihm, daß er aus egoistischen Erwägungen ihr Leben zerstörte. Er begehrte sie. Er brauchte sie, zugegeben. Doch jetzt war er ein Mordverdächtiger. Er durfte nicht mehr an sich selbst denken. Er mußte tun, was für Elizabeth das Beste war.
    Was für ein Leben erwartete sie mit einem Mann, der zweimal des Mordes beschuldigt gewesen war? Im Gegenteil, Elizabeth war jetzt mehr denn je für ihn verloren.
    Er sah seine elende Umgebung an und dachte an die schmerzliche Entscheidung, die er getroffen hatte. Es war an der Zeit, zu tun, was er von Anfang an hätte tun sollen. Egal wie es ihn schmerzte, sie zu verlieren, er würde sie freigeben und ihr dabei auch Sicherheit vor Bascomb verschaffen.
    Nick atmete angeekelt die modrige Luft ein. Er fühlte sich leer und hoffnungslos. Laß sie gehen, forderte die Stimme in seinem Inneren erneut.
    Diesmal war er entschlossen, darauf zu hören.
    Elizabeth stand an einer der hohen Ziegelmauern im Garten ihres Stadthauses, der etwas vernachlässigt war und nicht so gepflegt wie der in Ravenworth Hall.
    Seit sie das Haus bewohnte, hatte sie begonnen, hier und da in dem Garten zu arbeiten, denn für einen Gärtner war er zu klein. Und doch stellte er ihr einziges Refugium dar. Alle Zeitungen waren erfüllt von Rachaels Mord und der Geschichte des Grafen und seiner Geliebten, und sie verließ das Haus kaum. Sie sah nur Maggie und Rand, ihre Tante und die Bediensteten um sie herum.
    Mein Gott, wie sehr sie die Freiheit vermißte, die sie für selbstverständlich gehalten hatte, die glücklichen Tage vor Oliver Hampton, vor dem Tod ihrer Eltern, als ihr Leben wirklich noch ihr selbst gehört hatte.
    Elizabeth seufzte und sah sich um. Mit einem Paar alter Lederhandschuhe wischte sie Blätter und Schmutz von einer rostigen Gartenbank und ließ sich matt daraufsinken. Sie hatte seit Nicholas’ Verhaftung vor drei Tagen nicht mehr geschlafen, und alles tat ihr weh vor lauter Sorge um ihn. Ihr Kopf dröhnte, und ihre Ohren summten unangenehm, aber trotzdem konnte sie es im Haus nicht mehr ertragen.
    Sie schaute zur Gartenmauer, wo Theo diskret Wache hielt, und empfand plötzlich ein Gefühl von Rebellion. Sie war Gefangene in ihrem eigenen Haus, Gefangene...
    Der Gedanke verklang, verdrängt von einer Welle des Schuldgefühls, Nicholas war der Gefangene. Nicholas. Wie konnte sie klagen, wenn er litt, wenn ihm so schreckliches Unrecht geschah?
    Sie war seit Nicholas’ Verhaftung jeden Tag zum Gefängnis gegangen, hatte den Schmutz und die Vernachlässigungen gesehen, den Gestank von Krankheit gerochen, Menschen gesehen, die zusammengekettet waren wie Tiere, an Handgelenken und Knöcheln gezeichnet von verkrustetem Blut. Er war dort, aber sie wollten sie nicht zu ihm lassen. Er war dort, und er war allein.
    Elizabeth’ Augen brannten, doch keine Tränen flossen. Sie hatte nicht geweint. Sie wünschte, sie könnte es. Aber ihre Tränen waren versiegt, zu einem schmerzlichen Eisblock in ihrem Innern erstarrt. Sie hatte nicht geweint, weil Weinen sinnlos war und weil es bedeuten würde, daß es die Möglichkeit gab, daß man Nicholas hängte.
    Sie wollte das nicht glauben, kämpfte mit jedem Quentchen Willenskraft dagegen an, doch diese Mühe hatte ihr das letzte bißchen Kraft genommen, und sie fühlte sich seltsam müde und so brüchig, als könnte sie jeden Augenblick zersplittern.
    Sie starrte die Gartenmauern an, dachte an die häßlichen Wände von Newgate, an Nicholas, und aus der Asche ihrer Kraft erstand eine neue Entschlossenheit. Sie mußte ihn sehen, ob es Regeln gab oder nicht. Sie mußte einen Weg finden, ihm zu helfen.
    Sie stand auf, zog die Handschuhe aus und warf sie auf die rostige Bank.
    »Elias!« rief sie, denn sie wußte, daß er irgendwo in der Nähe war. Ihre Beine waren schwach vor Müdigkeit, aber ihre Schritte wirkten erstaunlich entschlossen.
    Er erschien in der Tür wie ein dunkler Schatten. »Ja, Miss?«
    »Ich brauche dich und Theo. Wir fahren noch mal zum Gefängnis - und diesmal

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