Was dein Herz verspricht
die einzige Frau von sich, die ihm noch ein wenig Trost geben würde. Das hat er getan, um dich von dem Skandal zu befreien und dem Schmerz, den er glaubt, dir zuzufügen, wenn du an seiner Seite bleibst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er liebt mich nicht. Er sagte, er wüßte nicht einmal, was Liebe ist.«
Tante Sophie wischte Tränen von Elizabeth’ Wangen. »Eventuell ist das genau das Problem. Lord Ravenworth erkennt die Liebe zwischen all seinen Gefühlen nur nicht.«
Ihr tat das Herz weh. Sie schniefte und putzte sich die Nase mit dem Taschentuch, das die Tante ihr gab. »Was sagst du da, Tante Sophie?«
»Ich weise nur darauf hin, daß, bevor alles dies geschah, Seine Lordschaft sich sehr bemüht hat, um dir den Schutz seines Namens anzubieten. Er hat die unschätzbaren Familienjuwelen dafür aufgegeben. Er war bereit, die Schande einer Scheidung zu ertragen. Das hat er für dich getan, meine Liebe. Er hat große Opfer gebracht - alle für dich. Vielleicht tut er das jetzt auch wieder.«
Ein brennendes Pochen begann in ihrer Brust. Diesmal war es Hoffnung, verzweifelte, schmerzende Hoffnung. »Du glaubst... meinst du wirklich, er könnte in einer solchen Sache lügen?«
»Ich glaube, er versucht, dich zu beschützen. Für einen Mann wie Seine Lordschaft ist Liebe eine schwierige Sache. Er mag einige Zeit brauchen, um zu bemerken, was das ist, was er da empfindet. Doch was immer es sein mag, er ist sehr besorgt um dich, und ich glaube nicht, daß er wirklich möchte, daß du jemanden anderen als ihn heiratest.«
Elizabeth blinzelte, und wieder rannen Tränen über ihre Wangen. War das möglich? Eigentlich sah es ihm durchaus ähnlich. Er hielt sich für hart und gefühllos, obwohl das Gegenteil der Fall war.
»Ich will David Endicott nicht heiraten.«
»Dann schlage ich vor, du findest einen Weg, Seine Lordschaft zu befreien, damit ihr beide die Sache bereinigen könnt.«
Die Hoffnung blühte in ihrem Inneren auf. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, nicht mehr dumpf und schmerzend, sondern mit neuer Kraft. Nicholas hatte sie immer gern gehabt. Er hatte immer sein Bestes getan, um sie zu beschützen. War es möglich, daß er sie liebte? Sicher konnte sie es nicht sagen, aber wenn es doch so war?
Elizabeth holte tief Luft. Sie liebte ihn. Sie würde sich so lange wie möglich an diese Hoffnung klammern. Und sie würde nicht aufgeben, bis sie ganz sicher war.
»Du hast recht, Tante Sophie. Nicholas braucht meine Hilfe. Genau das ist es, was ich jetzt tun muß.« Sie schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Die Dämmerung hatte noch nicht begonnen. Alle schliefen noch, doch sie war zu erregt, um im Bett zu bleiben.
»Ich muß nachdenken, Tante Sophie, mir irgend etwas einfallen lassen.«
»Das ist eine gute Idee. Inzwischen gehe ich in die Küche, mache den Herd an und koche uns eine gute Tasse Tee.«
Elizabeth lächelte ihrer Tante dankbar zu und wischte die letzten Tränen weg. Tante Sophie war immer da, wenn sie sie brauchte. Elizabeth griff nach ihrem Morgenmantel und dachte über das nach, was Nicholas gesagt hatte. Sie erinnerte sich vor allem an seinen Gesichtsausdruck und den Schmerz, den er so sehr bemüht war zu verbergen. Sie hatte in jenem Moment geglaubt, sie bildete sich das nur ein.
Doch jetzt war sie sicher, daß sie richtig gesehen hatte. Tante Sophie hatte recht. Nicholas liebte sie vielleicht nicht. Noch nicht. Aber er hatte sie sehr gern, und er brauchte sie.
Sie würde ihn nicht so einfach verlassen.
23
Elizabeth saß auf dem Sofa im Salon und blätterte nervös in der letzten Ausgabe des London Chronicle. Ihre Hände zitterten, als sie den Text nun las, und das Bild verschwamm vor ihren Augen.
Sie kniff die Augen fest zu und holte tief Atem, um sich Mut zu machen. Dann legte sie die Zeitung auf den Stapel zu den anderen. Sie waren alle voll mit der Geschichte von dem brutalen Mord an der armen Gräfin Ravenworth und zeigten alle dieselbe Neigung, zu behaupten, ihr Mörder müsse ihr Ehemann gewesen sein - der ehemals schon einmal wegen Mordes verurteilte Nicholas Warring.
Sie wischte hastig eine Träne weg und hoffte, ihre Tante hätte nichts bemerkt. Irgendwie hatte sie den Eindruck, daß sie in letzter Zeit viel zu oft weinte.
»Sie werden ihn hängen, Tante Sophie. Sie werden ihn wegen irgendwelcher dummer Indizien verurteilen und dann hängen.«
Die mollige Hand ihrer Tante legte sich auf die ihre, die leicht zitternd in ihrem Schoß lag. »Du darfst die
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