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Was dein Herz verspricht

Titel: Was dein Herz verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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schwieriger Sprung, denn eine hohe Hecke begrenzte noch den Pfad direkt davor. Trotzdem, wenn sie über die Hecke kam, würde sie es schaffen.
    Elizabeth faßte die Zügel kürzer, ihre Handschuhe klebten an den Handflächen, ihr Hut war längst weggeflogen und der Zopf, den sie im Nacken zum Knoten gerollt getragen hatte, hing ihr aufgelöst über den Rücken. Die zierliche Stute war schweißgebadet, doch sie hatte Kraft und Mut. Die Hecke kam immer näher. Elizabeth nahm die Reitgerte, die sie selten benutzte, fest in die Hand und schlug damit kurz und hart auf die Kruppe des Pferdes. Die Stute sprang mit einem riesigen Satz über die Hecke.
    Sasha landete unsicher, strauchelte aber nicht, und es gelang Elizabeth, im Sattel zu bleiben. Die Mauer überwanden sie ohne große Mühe und stürmten dann durch das Tor in Richtung Stall. Neben der Scheune zügelte Elizabeth die Stute und sah über die Schulter zurück. Gott sei Dank hatten die beiden Reiter umgedreht und rasten in wildem Galopp auf ein Wäldchen zu.
    Elizabeth seufzte lang und tief auf und schloß erleichtert die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie Nicholas Warring direkt vor sich stehen, sein Gesicht finster und voller Zorn.
    Er faßte sie um die Taille und hob sie mit einem Ruck von der Stute. Sein silbriger Blick glitzerte, als er die schweißnasse Flanke des Pferdes betrachtete und sah, wie schwer es atmete. Er riß Elizabeth die Gerte aus der Hand und ließ sie sirrend gegen seinen Reitstiefel peitschen.
    »Was in Gottes Namen tut Ihr hier eigentlich? Wir behandeln in Ravenworth unsere Tiere nicht so. Wenn ich noch einmal bemerke, daß Ihr ein Pferd so behandelt, dann werde ich diese Gerte an Eurem Hinterteil ausprobieren, und zwar mit Vergnügen.«
    Sie blinzelte ein paarmal und schwankte etwas. »Es tut mir leid, ich habe nicht... ich wollte ihr nicht schaden. Das würde ich nie tun, ich bin nur -« Sie schwankte stärker, und Ravenworth faßte nach ihrem Arm.
    Sein Gesichtsausdruck wandelte sich, seine Wut war sofort verflogen. »Was ist los? Was ist passiert?«
    Elizabeth befeuchtete ihre trockenen Lippen. Unter ihrem Reitkleid zitterten ihr die Beine so, daß sie Angst hatte, umzufallen. »Es... es war Bascomb.«
    »Bascomb!«
    »Seine Männer haben gewartet. Wenn Sasha nicht gewesen wäre -« Sie schüttelte den Kopf und streichelte die Nüstern der tapferen kleinen Stute. Ein Brennen entstand plötzlich in ihren Augen, und bevor sie es recht bemerkte, tropften ihr die Tränen über die Wangen. »Ich mußte fliehen, es gab keine andere Möglichkeit. Ich hatte solche Angst.«
    Der Graf fluchte, dann fühlte sie, wie er sie in die Arme nahm und schützend an sich drückte. »Es ist ja gut, Liebes, jetzt seid Ihr in Sicherheit. Ich lasse nicht zu, daß Euch jemand etwas tut.«
    Sie hatte eigentlich gar nicht weinen wollen, aber irgendwie sprudelten die Tränen einfach, als sie so an seiner Brust lehnte. Sie spürte, wie er mit der Hand sanft über ihr Haar streichelte, hörte ihn Trostworte flüstern. Sie wußte, daß sie sich eigentlich zurückziehen müßte, aber im Moment wollte sie an keiner anderen Stelle sein.
    Sie schniefte ein paarmal, und ihre Tränen versiegten schließlich. »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich heiser und begann behutsam, sich zurückzuziehen. »Normalerweise weine ich nicht so leicht.«
    »Ist schon gut. Ich benehme mich normalerweise auch nicht so dumm.« Der Graf gab ihr sein Taschentuch, und sie tupfte die Tränen ab. »Ich muß mich entschuldigen, daß ich Euch unrecht getan habe. Ich hätte nicht solche Schlüsse ziehen dürfen.«
    »Ihr könnt ja nichts dafür.« Sie schauderte. »Aber wenn ich daran denke, was diese Männer mit mir vorhatten...«
    Ravenworth hob sanft ihr Kinn. »Ihr solltet mir jetzt ganz genau erzählen, was passiert ist.«
    Elizabeth schloß die Augen und sah noch einmal, wie die Männer auf sie zugeritten waren. Sie holte tief Atem, nickte und begann die Ereignisse des Morgens zu erzählen.
    »Sie haben wahrscheinlich ein Fernrohr gehabt«, erklärte Ravenworth, als sie von dem blitzenden Licht erzählte. »Und Ihr habt gesehen, wie sich die Sonne in der Linse spiegelte. Deswegen wußten sie wohl auch, daß Ihr es wart.«
    »Ich frage mich, wie lange sie schon gewartet haben.«
    Jetzt sah sie, wie der Ärger wieder in seinem Gesicht erschien. »Wahrscheinlich schon seit einer ganzen Weile.« Er fluchte leise. »Ich hätte wissen müssen, daß etwas in dieser Art geschehen

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