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Was dein Herz verspricht

Titel: Was dein Herz verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dachte an die Tage, in denen er sich vorgestellt hatte, wie seine eigenen Rangen über die Wiesen von Ravenworth tobten, jauchzten und Unsinn machten, wie er und seine Schwester es einst getan hatten.
    In den ersten Monaten nach seiner Heirat war Rachael noch willens gewesen, ihre Pflicht zu tun, obwohl er festgestellt hatte, daß sie, ähnlich wie Miriam, alles andere als ein mütterlicher Typ war. Das Schicksal hatte zugeschlagen und ihr die lästigen Aufgaben als Ehefrau erspart. Ihr Mann war des Mordes für schuldig befunden und zu sieben Jahren Verbannung verurteilt worden. Rachael war nach Castle Colomb gezogen, seinem Landsitz nördlich von London, und lebte dort ihr eigenes Leben, als er schließlich zurückkam.
    Er würde keine Kinder haben, das wußte er jetzt, keinen Erben, der seinen Namen fortführte. Eigentlich hatte er sich weitgehend damit abgefunden, doch manchmal, so wie jetzt, schmerzte ihn der Gedanke noch. Wie wäre sein Leben wohl verlaufen, wenn er Stephen Hampton nicht getötet hätte?
    Ein Muskel zuckte in seinem Unterkiefer. An das Thema dachte er nicht gern. Die Vergangenheit war ein für allemal vorüber, und er konnte nichts daran ändern. In Wahrheit hatte es auch nie eine andere Möglichkeit für ihn gegeben. Selbst wenn er in dieselbe Lage noch einmal kommen würde, würde er wieder genauso handeln.
    Er sah hinunter zu Elizabeth Woolcot, die mit Tildy lachte. Ihre Haube hatte sie längst verloren. Ein einzelner, langer rotbrauner Zopf reichte fast bis zu ihrer unglaublich schmalen Taille. Das Gesicht hatte sie der Nachmittagssonne zugekehrt. Er runzelte die Stirn, als er an den Ärger dachte, der in ihm erwacht war, als St. George vergangene Nacht versucht hatte, sie anzufassen. Er hatte rein instinktiv reagiert, redete er sich ein. Sie war sein Mündel, in seiner Verantwortung. Es war nur natürlich, daß er das Bedürfnis hatte, sie zu beschützen.
    Doch genaugenommen war es viel mehr als das. Elizabeth Woolcot war der einzige gute, anständige Mensch, den er in den vergangenen Jahren in sein Leben gelassen hatte.
    Sie verdiente etwas Besseres, als von den Händen eines Lüstlings wie dem Baron oder eines Wüstlings wie dem Viscount Harding angetatscht zu werden.
    Er würde sie ja wegschicken, wenn er sicher gewesen wäre, daß Hampton seine Nachstellungen aufgegeben hatte. Doch das glaubte er nicht. Er kannte Hamptons besessene Art viel zu gut, um anzunehmen, daß er auf etwas verzichten würde, das er so unbedingt haben wollte. Und dem Hurensohn würde er sie nicht geben, genausowenig wie irgendeinem anderen seiner wüsten Freunde.
    Nicht daß er etwa vorhatte, sein Leben zu ändern. Das würde er weder für Elizabeth Woolcot noch für sonst jemanden tun. Warum sollte er? Er war ein Ausgestoßener, unwürdig in den Augen der meisten seiner Mitmenschen, egal was er tat. Er hatte sieben Jahre seines Lebens verloren und sich vorgenommen, die vergeudete Zeit wieder wettzumachen, indem er sich all das gönnte, wozu er Lust hatte.
    In ein paar Monaten würde Elizabeth Woolcot verschwunden sein, verheiratet mit irgendeinem Mann, den Sydney Birdsall oder er für sie ausgesucht hätte.
    Nick wandte sich vom Fenster ab, entschlossen, Elizabeth wenigstens für diesen Nachmittag aus seinen Gedanken zu verbannen.
    »Elias!« rief er, und sein Kammerdiener betrat wenig später das Zimmer. Elias Moody war in den letzten vier Jahren seiner Verbannung sein Freund gewesen. Ein Freund, auf den sich ein Mann absolut verlassen, dem er sein Leben anvertrauen konnte.
    »Ja, Nick?« Er war größer als Nick, ein breiter, massiger muskelbepackter Mann. Er hatte in einem Kampf um eine Frau einen Mann getötet, war aber dafür verurteilt worden, daß er dem Mann seine Uhr gestohlen hatte.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte Nick, »Theo soll mir Gin bringen.«
    »Gute Idee«, stimmte Elias zu. »Ich habe meine Arbeit getan. Was dagegen, wenn ich mithalte?«
    Nick grinste. »In keinster Weise.« Ihm kam der Gedanke, daß er vermutlich der einzige Mann in England war, der die Gesellschaft seiner Dienerschaft den meisten Gästen vorzog, die sein Haus bevölkerten.

4
    Elizabeth streichelte die weichen, samtigen Nüstern der zierlichen Araberstute, die ihr der Graf als Reittier zugeteilt hatte. Sie war ein schönes Pferd mit glattem grauem Fell, etwas dunkler um die Augen und an den Fesseln, der Kopf klein und perfekt geformt, die Ohren aufmerksam aufgerichtet. Elizabeth liebte sie auf den ersten Blick und hatte

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