Was dein Herz verspricht
Augenblick, als Elizabeth sah, mit welch uneingeschränkter Bewunderung ihre Tante zu dem Grafen aufsah, begriff sie, in welche Gefahr sie sich wirklich begeben hatte, als sie nach Ravenworth geflüchtet war.
Genaugenommen sollte sie nicht Lord Bascomb fürchten, sondern besser den Grafen von Ravenworth, dem es gerade mit geringer Mühe gelungen war, einen weiteren Teil ihres Herzens zu erobern.
5
Nicholas schaute hinab auf die nackte Frau, die unter ihm in dem großen Himmelbett lag. Langes, schwarzes Haar floß wie Seide über ihre Schultern. Ihr Gesicht war gerötet und ihre Augen geschlossen, die Lider von dichten, schwarzen Wimpern gesäumt. Ihre kleinen, weißen Zähne bissen in ihre volle Unterlippe.
Auf die Ellenbogen gestützt, drang er noch einmal in sie ein und hörte sie stöhnen. Er fühlte, wie das Innere ihres Körpers sich in sachten Zuckungen um ihn zusammenzog, als sie zum Höhepunkt kam. Sein Körper spannte sich ebenfalls an und drängte dem Höhepunkt entgegen, doch sein Gesicht blieb seltsam leer.
Er schloß die Augen, und für einen Moment sah er nicht Miriam, sondern eine andere. Eine Frau mit feurig-dunklem Haar und Augen, in denen ein blitzendes, teuflisches Funkeln saß. Ihre Beine waren länger, ihr Körper graziöser als der unter ihm, doch ihre Brüste waren voll und fest. Er fragte sich, ob ihre Brustwarzen klein und hell waren oder groß und dunkel wie die von Miriam. Er fragte sich, wie ihre Haut wohl schmeckte, ob die Wärme der Sonne, die sie so liebte, in ihre Poren gedrungen sein mochte. Und ob die Sommersprossen auf ihren Wangen sich wohl mit der Zunge etwas rauher anfühlen würden.
Er fragte sich auch, wie es wohl sein würde, in ihr zu versinken, ihre Unschuld zu berühren, jene Lebensfreude, die sie umgab wie ein süßes Parfüm und die er schon so lange verloren hatte. Als er sich all das fragte, spannte sich sein
Körper an, und der Höhepunkt traf ihn heftig, überspülte ihn wie eine mächtige Welle. Er stieß noch zweimal tief zu, nahm etwas, von dem er einmal geglaubt hatte, es zu begehren, vergoß seinen Samen in einer Frau, die ihm nichts bedeutete.
Er lag schweigend da, als sie aus dem Bett stieg und lasziv dafür sorgte, die Spuren einer Leidenschaft zu beseitigen, die ihn eigentlich kalt gelassen hatte. Er sah zu, wie sie sich anzog und fortging.
Und diesmal folgte er ihr nicht.
Elizabeth saß auf einer gußeisernen Bank an einer hohen Mauer im Garten. Die knospenden Blätter einer Platane warfen Schattenfinger über ihren Kopf. Ein kleines, hölzernes Vogelhäuschen in der Form einer Burg hing an einem der Äste. Ein kleiner, brauner Rohrsänger mit hellem Bäuchlein hockte auf der winzigen Zugbrücke und pickte Samenkörner auf.
Elizabeth lächelte, während sie ihm zusah und sich der kleinen, ruckartigen Bewegungen erfreute, mit denen der Vogel den Kopf drehte, um sie ebenfalls aufmerksam zu mustern.
Leichte Schritte ertönten hinter ihr auf dem Pfad, und genau wie der Vogel drehte sie mit einem Ruck den Kopf.
»Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht stören.« Die Frau lächelte ohne Wärme. »Ihr müßt Miss Woolcot sein.«
Elizabeth stand auf. »Ich bin Elizabeth Woolcot.« Sie spürte eine leichte Enge im Magen, denn sie wußte nur zu gut, daß die Frau im eleganten Seidenkleid Miriam Beechcroft, Lady Dandridge war - Nicholas Warrings Geliebte.
»Ich hatte gehofft, ich würde Euch treffen«, sagte die Viscountess mit leicht angestrengtem Lächeln. »Ich bin Lady Dandridge, eine gute Freundin des Grafen.«
»Lady Dandridge... ja, ich weiß, wer Ihr seid. Ich habe Euch schon hier gesehen.«
Sie hob eine feine, schwarze Augenbraue. »Ach, wirklich?«
Elizabeth schwieg. Sie wollte sich mit Ravenworth’ Geliebter nicht länger unterhalten. »Ich fürchte, Seine Lordschaft ist im Augenblick nicht zu Hause.«
»Das habe ich bereits erfahren.« Lady Dandridge sah zurück zu dem grauen Haus. »Das ganze Haus ist leer. Das sieht Nick eigentlich gar nicht ähnlich, sonst hat er immer eine Menge Leute um sich.«
»Die werden bestimmt bald wieder auftauchen«, entgegnete Elizabeth mit einer Spur von Sarkasmus. »Sie wissen ja, was man über Unkraut sagt...«
»Wenn ich Euch recht verstehe, gefallen Euch die Gäste Seiner Lordschaft nicht besonders.«
»Ich bin selbst Gast hier und habe kein Recht, die anderen Gäste des Grafen zu beurteilen. Abgesehen davon kenne ich nur ein paar davon sehr flüchtig.«
Die Viscountess machte eine wegwerfende
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