Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
Vom Netzwerk:
siehst dünner aus. Isst du nicht genug?«
    »Ich behalte fast nichts bei mir. Anfangs habe ich den Geruch von Milch nicht ertragen, jetzt geht es mir auch mit Fleisch so und mit Mauricios Aftershave. Du ahnst nicht, was ich alles anstelle, um ihn so wenig wie möglich zu sehen.«
    »Du hast ihm nicht gesagt, dass du schwanger bist, oder?«
    »Nein, ich dachte, du wolltest das übernehmen. Nur Sara weiß Bescheid.«
    »Wie geht es Mauricio?«
    »Er macht sich große Sorgen. Die Nachrichten aus Argentinien lassen darauf schließen, dass der Staatsstreich unmittelbar bevorsteht. Wird Mauricio den Botschafterposten aufgeben müssen, wenn die Militärs die Macht übernehmen?«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann. Was die Schwangerschaft angeht, so braucht vorläufig niemand davon zu erfahren.«
    Kamal ging zum Nachttisch, nahm ein wunderschönes Etui aus blauem Samt aus der Schublade und überreichte es ihr. Francesca öffnete es mit zitternden Händen und entdeckte eine vierreihige Perlenkette, die Kamal ihr um den Hals legte.
    »Es sind Perlen aus Bahrain, die wertvollsten, die es gibt. Das Kostbarste auf der Welt für dich, Francesca.« Und er küsste sie auf den Hals.
    Francesca blickte auf und lächelte ihn an, um eine böse Ahnung zu verscheuchen. Ihre Mutter hatte immer gesagt, Perlen bedeuteten Tränen.

16. Kapitel
    Nachdem sie am Telefon mit ihrer Mutter gesprochen hatte, verbrachte Francesca den letzten Tag im April in Tränen aufgelöst. Antonina hatte ihr Wörter entgegengeschleudert, wie sie sie noch nie zuvor von ihrer Mutter gehört hatte. Alles in allem hatte sie ihrer Tochter strikt untersagt, einen Muslim zu heiraten. Am Ende hatte Antonina den Hörer einfach beiseitegelegt, und Fredo war an den Apparat gegangen.
    »Deine Mutter ist sehr aufgebracht, Kleines, aber mit der Zeit wird sie sich an den Gedanken gewöhnen, du wirst sehen. Ich werde sie umstimmen.«
    Francesca wusste, dass es nicht so sein würde: Antonina würde niemals einen Muslim als Schwiegersohn akzeptieren. Warum all diese Probleme? Was tat die Religion zur Sache, wenn sie sich aufrichtig und von Herzen liebten? Was ihr, Francesca, wichtig war, schien keinen zu interessieren, weder ihre noch Kamals Familie. Sie konnte nicht aufhören zu weinen, und in ihren Tränen verschwammen der Kummer über die Worte ihrer Mutter und die Sehnsucht nach Kamal. Er hatte ihr versprochen, in ein paar Tagen wieder da zu sein, und nun war er seit Wochen weg. Francesca fragte sich, ob es von nun an immer so sein und ihr Leben nur aus Warten bestehen würde.
    Später am Tag rief Sofía an, die durch Fredo von Francescas Heiratsplänen erfahren hatte. »Ruf sie an«, hatte er gesagt, »es wird ihr guttun.« Nach so langer Zeit die Stimme ihrer Freundin zu hören, hellte Francescas Stimmung ein wenig auf. Sofía erwähnte Aldo mit keinem Wort, teils um sie zu schonen, teils, weil ihr die Vermählung ihrer Freundin mit einem saudischen Prinzen interessanter erschien als die traurige Existenz ihres Bruders.
    Nach einem kurzen Aufenthalt in Genf, wo er Gespräche wegen der OPEC und des Ölgeschäfts geführt hatte, war Kamal nach Paris weitergereist, um wichtige Privatgeschäfte zu regeln. Ungeduldig sehnte er die Abende herbei, an denen er Francesca anrufen und sich nach dem Baby erkundigen konnte. Gesprächig wie selten zählte er auf, was er bereits alles gekauft hatte: eine komplette Erstausstattung, außerdem eine Wiege und einen Stubenwagen, so viele Spielsachen, dass er nicht mehr wisse, wohin damit, und darüber hinaus einen Kinderwagen, ein Goldkettchen mit Anhänger, wie es ihm schon sein eigener Vater zur Geburt geschenkt habe, und einen Laufstall für die Zeit, wenn es seine ersten Schritte machte. Francesca hörte ihm geduldig zu, um dann zu fragen: »Wann kommst du zurück?«, worauf Kamal jedes Mal antwortete: »Bald.« Aber an diesem Tag rief Kamal tatsächlich an, um ihr zu sagen, dass er am nächsten Tag zurück sein würde.
    Abends gegen zehn setzte sie sich hin, um einen Brief von Marina zu beantworten und ihr von der bevorstehenden Hochzeit und der Schwangerschaft zu erzählen. Sara kam wie immer mit leisen Schritten ins Zimmer und legte ihr die Hand auf den Bauch.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie flüsternd, um die Stille nicht zu stören.
    »Jetzt, wo Kamal zurückkehrt, besser. Aber ich bin so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht kein Auge zutun werde.«
    »Das ist gar nicht gut fürs Baby«, stellte die Algerierin fest. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher