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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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vor dem Altar die Treue, bis dass der Tod sie scheide?«
    Kamals Worte machten Francesca nachdenklich. Sie musste an die heimliche Liebe zwischen dem Herrn Esteban und Rosalía denken, und sie erinnerte sich daran, wie sie selbst in jener Nacht, als Aldo Martínez Olazábal an ihr Fenster geklopft hatte, beinahe im dunklen Garten seinem Drängen nachgegeben hätte. Diese Erinnerungen und Kamals entschiedene Antwort gaben ihr die innere Ruhe zurück, die sie an jenem Tag verloren hatte, als Sara die Koransure rezitiert hatte. Sie schob den Schaum weg und legte seine Hände auf ihren Bauch.
    »Wir bekommen ein Baby«, sagte sie dann und drehte sich zu ihm um, um seine Reaktion zu sehen.
    Die Farbe wich aus Kamals Wangen, und ihm, der sich sonst nie etwas anmerken ließ, standen für einen Moment die Verwirrung und die Überraschung ins Gesicht geschrieben.
    »Was hast du? Freust du dich nicht, Vater zu werden?«
    Kamal antwortete nicht, sondern betrachtete gebannt seine dunkle Hand auf Francescas schneeweißem Bauch.
    »Allah sei gepriesen«, flüsterte er dann mit rauer Stimme. »Du trägst ein Kind von mir unter deinem Herzen. Ein Kind von mir …«, wiederholte er. »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt, als du kamst? Ich hätte dich nicht angerührt. Und wenn wir ihm geschadet haben? Ich war sehr grob mit dir. Wir haben es auf dem Fußboden getrieben! Ich war völlig von Sinnen!«, warf er sich vor. Francesca fand seine Sorgen sehr amüsant. »Lach nicht, sei nicht so leichtsinnig. Gehen wir aus der Wanne. Wir werden zu Dr. al-Zaki fahren. Hast du Schmerzen? Wehen?«
    »Kamal, ich bitte dich!«, sagte Francesca erstaunt. »Beruhige dich! Deinem Kind und mir geht es blendend. Und komm nicht auf die Idee, nicht mehr mit mir zu schlafen, nur weil ich schwanger bin. Es schadet dem Baby nicht. Abgesehen von morgendlichem Unwohlsein fühle ich mich bestens.«
    »Morgendliches Unwohlsein?«
    »Ja, das, was jede Schwangere während der ersten drei Schwangerschaftsmonate hat.«
    »Egal, ich will, dass al-Zaki dich untersucht. Er ist für die Geburten in meiner Familie zuständig. Gehen wir.«
    Sie stiegen aus der Wanne. Kamal wickelte sie in ein Badetuch und trug sie ins Schlafzimmer, als ob sie krank wäre. Dort legte er sie aufs Bett und kniete sich neben das Kopfende. Er schien die Fassung wiedergefunden zu haben und strich ihr lächelnd das Haar aus der Stirn, während er sie mit einer Zärtlichkeit ansah, die Francesca zutiefst berührte.
    »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie. »Ich hatte Angst, du könntest es nicht haben wollen.«
    »Wie kommst du darauf? Unser Kind ist das größte Geschenk, das Allah mir machen konnte.« Er küsste ihren Bauch und schmiegte seine Wange dagegen. »Für mich seid ihr, du und das Baby, mein Leben.«
    Sie sah Kamal zu, wie er sich anzog, ernst und schweigsam wie immer, in Gedanken bei irgendwelchen Dingen aus einer verborgenen Welt, zu der sie keinen Zugang hatte.
    »In drei Tagen fliege ich nach Genf«, teilte er ihr mit. »Es ist nur ein kurzer Aufenthalt. In nicht einmal einer Woche bin ich wieder zurück und wir beginnen mit den Hochzeitsvorbereitungen. Jetzt, da ein Kind unterwegs ist, gibt es keinen Grund, noch länger zu warten.«
    »Wieder eine Reise«, sagte Francesca traurig. »Wieder Alleinsein.«
    »Die Tage werden wie im Flug vergehen.«
    »Wie könnten sie, wenn ich nicht einmal in den Garten der Botschaft darf. Abenabó und Kader wollen mich auch nicht zum Einkaufen auf den Markt lassen. Ich verbringe den ganzen Tag in meinem Büro, in den Botschaftsräumen oder in der Küche.«
    »Und so wird es auch bleiben«, bestimmte Kamal hart. »Abenabó und Kader handeln auf meine Weisung. Ich will nicht, dass du dich zeigst, erst recht nicht, wenn ich nicht in der Stadt bin.« Als er ihr trauriges Gesicht sah, wurde Kamals Stimme weicher. »Hör zu, Liebling, es ist nicht leicht für mich im Moment; es sind wichtige Fragen zu lösen, bevor ich ganz ruhig sein kann. Bitte versteh mich und füge dich. Wie sollte ich weiterleben, wenn dir oder unserem Baby etwas zustößt? Das würde ich mir nie verzeihen.«
    »Was soll mir denn zustoßen?«
    »Du sollst dir keine Sorgen machen. Du sollst ein ruhiges Leben führen, auf dich aufpassen und ordentlich essen, damit unser Kind stark und gesund wird wie sein Vater. Ich werde Jacques sagen, dass er dich jeden Tag besuchen soll; ich weiß, dass du dich gerne mit ihm unterhältst.« Nach einem strengen Blick sagte er: »Du

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