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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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zu befreien, schnitten die Stricke tief in ihre Handgelenke ein. Sie blickte nach oben: Der Strick war an der Decke befestigt und zwang sie, die Arme nach oben zu recken, während ihre nackten Füße kaum den Boden berührten. Ihre Schultergelenke brannten höllisch, und ihre Beine und Zehen begannen zu kribbeln. Sie bemerkte das feuchte Nachthemd, das an ihrem Körper klebte.
    Eine Gruppe von Männern stand im Halbkreis um sie herum. Sie sahen sie kalt an, und bei dem Hass, der in ihren Augen funkelte, überfiel sie eine furchtbare Panik. Das hier war kein Albtraum.
    »Wo bin ich?«, wagte sie zu fragen, und dann erinnerte sie sich an ihr Baby. Ihre Kehle wurde trocken, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie begann zu schluchzen.
    Ein Mann löste sich aus dem Halbkreis und trat zu ihr. Tränen verschleierten ihren Blick, und es fiel ihr schwer, seine Gesichtszüge zu erkennen. Sie wischte sich mit dem Ärmel des Nachthemds über die Augen und erkannte ein freundliches, gütig dreinblickendes Gesicht. Der lange Bart, eine Brille mit runden Gläsern und ein weißes Gewand verliehen dem Unbekannten das Aussehen eines gastfreundlichen, großherzigen Menschen.
    »Ich flehe Sie an, lassen Sie mich gehen. Was mache ich hier? Das … das muss ein Irrtum sein.«
    »Kein Irrtum, Mademoiselle Francesca de Gecco«, sagte Abu Bakr auf Französisch.
    »Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie? Warum bin ich hier?« Als keine Antwort kam, verlor Francesca die Beherrschung. »So antworten Sie doch!«
    Der Mann schlug ihr ins Gesicht, und vor lauter Verblüffung spürte sie das pulsierende Pochen im Kiefer nicht gleich. Als sie den metallischen Geschmack des Blutes bemerkte, das ihr aus dem Mundwinkel rann, wurde ihr schlecht.
    »Sie sind nicht in der Position, Antworten zu verlangen, Mademoiselle de Gecco.« Er packte sie am Kinn, und der Schmerz wurde stärker. »Prinz Kamal hat einen guten Geschmack bei der Wahl seiner Frauen.« Er versuchte, sie auf den Mund zu küssen, aber Francesca drehte das Gesicht weg und spuckte Abu Bakr blutigen Speichel vor die Füße.
    »Nicht nur schön, sondern auch mutig«, bemerkte der Terrorist und streichelte ihr über die Wange.
    »Bitte lassen Sie mich gehen, ich flehe Sie an.«
    »Sie gehen lassen?«, wiederholte Abu Bakr mit einem Lächeln, das gleich darauf erstarb. Seine Augenbrauen verwandelten sich in eine einzige durchgehende Linie, und der harmlose Blick wurde eiskalt. »Sie haben einen Prinzen aus dem Hause al-Saud verführt, Sie haben ihn mit Ihrem dirnenhaften Betragen verhext und ihn dazu gebracht, sein Volk und seine Religion zu verraten, und jetzt sagen Sie mir, ich soll Sie gehen lassen. Bei Allah, Sie tragen eine Frucht des Teufels im Leib!«
    Er schlug ihr in den Bauch, und Francesca zog instinktiv die Beine an und schrie verzweifelt, als sie wieder Luft bekam.
    »Nein, nicht mein Kind!«, flehte sie, und ihr Schluchzen ging in ein fast tonloses Gebet über.
    »Diese Frucht, die Sie in Ihrem Leib tragen«, fuhr Abu Bakr fort, »wird den feinen Prinzen ein paar Millionen extra kosten.« Er blickte einige Sekunden in ihre angsterfüllten Augen. »Du billige Hure«, brach es aus ihm hervor, »du wirst für jede einzelne Sünde bezahlen, zu der du unseren Prinzen verleitet hast. Bindet sie los und bringt sie in mein Zimmer. Wir stellen jetzt die Lösegeldforderung.«
    Zwei Männer banden Francesca los und schleiften sie halb ohnmächtig durch die Gänge zu Abu Bakrs Zimmer.

    Kamal schaute auf die Uhr: halb sechs Uhr morgens. Er hatte eine schlaflose Nacht auf dem Sofa in Mauricios Büro verbracht, um auf den Anruf mit der Lösegeldforderung zu warten. Die Spezialisten, die versuchen würden, den Anruf zurückzuverfolgen und das Gespräch aufzuzeichnen, dösten in den Sesseln Mauricio war in die Küche gegangen, um Kaffee zu holen. Jacques befand sich seit dem Vorabend mit Abdullah al-Saud im alten Palast, wo sie ohne Erfolg versuchten, die Wahrheit aus Malik herauszubekommen. Ahmed Yamani war gerade gegangen. Er würde in wenigen Stunden von Riad nach Genf fliegen, um zu versuchen, das von Minister Tariki und dem venezolanischen Präsidenten vorgeschlagene Ölembargo zu verhindern, so wie es Kamal und Kennedys Außenminister abgemacht hatten.
    Kamal hatte diese wichtige Versammlung der OPEC ganz vergessen. Was interessierten ihn die OPEC, das Erdöl oder Kennedys Außenminister? Selbst Saudi-Arabien war ihm gleichgültig, wenn seine Francesca in Lebensgefahr schwebte! Er

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