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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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passieren. Leise betrat er das Zimmer. Die Krankenschwester war auf einem Stuhl eingeschlafen. Er bemühte sich, keinen Lärm zu machen, als er zu Francesca ging. Er wollte einen Moment für sich, ohne Zeugen und gute Ratschläge.
    Lange stand er neben dem Bett und sah sie an. Schließlich kniete er sich neben sie und nahm ihre Hand.
    »Wie konnte ich zulassen, dass man dir das antut, mein Liebling?«, flüsterte er. »Vergib mir. Ich hätte dich niemals allein lassen dürfen. Vergib mir. Vergib mir.«
    Seine Worte erstickten in Schluchzen, und Tränen tropften auf Francescas Hand. Es fiel ihm schwer, wieder hochzublicken, aus Angst, die Beweise der Folter zu sehen. Francesca hatte einen nicht sehr tiefen Schnitt am Kiefer und einen weiteren am Hals, die ihr Kalim zugefügt hatte. Ihre ausgetrockneten, rissigen Lippen waren ein Hinweis auf die Dehydrierung, von der al-Zaki gesprochen hatte. Er nahm es als Strafe, ganz genau hinzusehen, und mit jeder neuen Narbe und jedem neuen Bluterguss, die er entdeckte, mischten sich Wut und Zorn unter das Gefühl der Schuld.
    Francesca stöhnte vor Schmerz laut auf. Kamal hoffte vergeblich, dass sie die Augen aufschlug. Das Stöhnen verstummte, und Francesca lag wieder genauso still da wie am Anfang. Sie atmete ruhig und regelmäßig. Aber als er seine Lippen auf ihre Stirn drückte, war Kamal beunruhigt, weil sie nach wie vor fieberte. Er dachte an das Baby, und die Bilder von dem, was hätte sein können, stürmten auf ihn ein.
    »Allah, hab Erbarmen und lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen!«
    Er stand auf und verließ das Zimmer. Die Wachposten sahen ihm erschrocken hinterher, als er wie von Sinnen aus der Klinik stürmte, in seinen Jaguar stieg und davonraste.
    Vor lauter Tränen konnte er kaum etwas sehen. Die Angst ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Er war am Ende. Vor der ältesten Moschee von Riad hielt er den Wagen an. Das Quietschen der Bremsen hallte in der menschenleeren Straße wider. Die Hände auf dem Lenkrad, starrte er auf das alte Gebäude. Dann ging er hinein. Es war schon halb fünf vorbei, bald würde das erste Gebet beginnen. Er zog am Eingang die Schuhe aus und betrat den großen Saal.
    »Vergib mir, Allah, großer und allmächtiger Gott, vergib mir!«, betete er inbrünstig. »Ich büße für meine Schuld. Mein Gewissen quält mich, und mein Kind ist tot. Vergib mir, ich hätte diese Frau nicht ansehen dürfen. Ich weiß, dass ich nun für meinen Fehler bezahle. Aber hab Erbarmen mit ihr, sie trifft keine Schuld. Hab Erbarmen, Allah, in deiner unendlichen Güte, und rette sie, ich flehe dich an.«
    Er sank auf den Teppich, die Arme ausgestreckt, und begann bitterlich zu weinen. So blieb er liegen, bis ihn eine halbe Stunde später die monotone Stimme des Muezzins in die Realität zurückholte. »Gott ist groß, es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Kommt zum Gebet.« Die Moschee füllte sich mit Männern, die ihre Sandalen ablegten, sich wuschen und in Reihen auf dem Teppich Platz nahmen, das Gesicht gen Mekka gerichtet. Wie aus einem Munde wiederholten sie die Gebete, neigten sich auf den Knien zur Erde, während der Vorbeter die Suren des Korans rezitierte.
    Eine halbe Stunde später verließen sie das Gotteshaus genauso still und leise, wie sie gekommen waren. Kamal folgte der Menge, zog die Schuhe an und stieg ins Auto. Er beschloss, zu Hause vorbeizufahren, bevor er wieder in die Klinik fuhr. Er hatte sich seit Tagen weder gewaschen noch etwas Vernünftiges gegessen; außerdem fühlte er sich schrecklich schwach auf den Beinen. Als er in seine Wohnung kam, ließ er sich ein Bad bereiten. Beim ersten Kontakt mit dem heißen Wasser verkrampften seine Muskeln, doch dann entspannte er sich. Er zog frische Kleider an und trank eine Tasse starken schwarzen Kaffee, wie er ihn mochte. Doch obwohl süßes Gebäck und Konfitüre bereitstanden, aß er keinen Bissen.
    Als er in der Klinik ankam, war Francesca bei Bewusstsein. Ihre Haut war frisch und ihr Puls regelmäßig, aber sie war sehr schwach und ein bisschen durcheinander. Als er ins Zimmer kam, waren Dr. al-Zaki und zwei Krankenschwestern gerade dabei, sie zu untersuchen. Der Arzt leuchtete in ihre Pupillen, eine Schwester maß den Blutdruck, die andere wechselte den Tropf. Fadila stand schweigend neben Mauricio und Jacques.
    »Ich habe Durst«, murmelte Francesca.
    »Wir können Ihnen kein Wasser geben, Mademoiselle«, sagte al-Zaki. »Sie bekommen eine

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