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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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an mich zurückdenken und mir verzeihen, was ich dir angetan habe.«
    »Was redest du denn da, Kamal? Du machst mir Angst. Hast du den Verstand verloren?«
    »Ja, und zwar seit dem Abend, als ich dich kennengelernt habe und deine Schönheit mir den Kopf verdreht hat. Seit jenem Tag hat die Unvernunft mich beherrscht und mein ganzes Handeln bestimmt, und ich habe einen Fehler nach dem anderen gemacht. Ich erinnere mich noch an den Tag auf meinem Anwesen in Dschidda, als Sadun mir sagte, dass Mauricio und du angekommen wärt. Mir war bewusst, dass deine Anwesenheit in meinem Haus eine gefährliche Linie überschritt, von der es kein Zurück mehr gab. Als ich dir später zusah, wie du schliefst, fand in meinem Inneren ein heftiger Widerstreit zwischen meinen Gefühlen und meinem Verstand statt. Dann hast du die Augen geöffnet, hast etwas gemurmelt und bist wieder eingeschlafen, und das genügte, um die Stimme des Verstands zum Schweigen zu bringen und ein weiteres Mal deinem Zauber zu erliegen, der eine solche Macht über mich ausübt.«
    »Ich erinnere mich vage. Ich dachte, es wäre ein Traum gewesen.«
    »Du bist eine starke Frau, und ich bin sicher, dass du den Albtraum der Entführung und alles andere vergessen wirst. Ich möchte, dass du dein altes Leben wieder aufnimmst und über das Erlebte hinwegkommst«, sagte er, und es klang wie ein Befehl.
    Francesca sah ihn fassungslos an. Sie begriff, dass Kamal sie wegschickte, aber sie weigerte sich, es zu akzeptieren.
    »Wir gehen zusammen, oder?«
    »Nein. Du fährst alleine, und wir werden uns nie wiedersehen.«
    »Und unsere Hochzeit? Unsere Pläne?«
    »Du bist jung, die ganze Zukunft liegt noch vor dir. Du brauchst mich nicht, um glücklich zu sein. Im Gegenteil, mit mir würdest du unglücklich, und das könnte ich nicht ertragen. Ich habe dir schon zu sehr wehgetan. Unsere Wege müssen sich trennen.«
    »Niemals!«, entgegnete Francesca und sprang auf. »Ich will nicht ohne dich leben. Du hast mir nicht wehgetan, sondern mich glücklich gemacht. Du sagst das nur, weil du dir die Schuld an der Entführung und der Sache mit dem Baby gibst. Du bist ungerecht und hart zu dir selbst.«
    »Ich kann gar nicht hart genug mit mir sein! Unser Kind ist durch meinen Egoismus, meinen Starrsinn und meine Verblendung gestorben, und beinahe wärst auch du gestorben – nicht zu sprechen von dem, was dir deine Entführer angetan haben. Glaubst du, es sei leicht für mich, mit dieser Schuld zu leben, die mich fast auffrisst? Ich muss dich fortschicken. Du musst weggehen! Wir werden uns nie wiedersehen«, sagte er erneut und wandte sich um.
    Francesca hielt ihn zurück, schlang die Arme um ihn und sah ihn verzweifelt an. Kamal drückte sie fest und küsste sie mehrmals aufs Haar. Er war am Boden zerstört.
    »Komm schon, Francesca«, sagte er und schob sie von sich, »du wirst sehen, es ist besser so. Irgendwann wirst du mir dankbar sein, dass ich dich weggeschickt habe, und unsere gemeinsame Zeit wird dir in der Erinnerung wie eine verrückte, gedankenlose Liebelei vorkommen.«
    »Wie kannst du unsere Liebe eine verrückte, gedankenlose Liebelei nennen? Ich liebe dich! Du bist alles für mich!«
    »Nur Allah vermag deine Liebe zu begreifen, nach allem, was du meinetwegen erlitten hast. Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, nachdem ich dich rücksichtslos aus deiner Welt gerissen und den Grausamkeiten meiner Welt ausgesetzt habe? Du warst schwach und verletzlich, und ich war nicht in der Lage, dich zu beschützen. Nein, Francesca, ich will nicht mit dem Gedanken leben, dass ich mit jeder Sekunde, die ich dich hier zurückhalte, dein Leben in Gefahr bringe!«
    »Und ich sage dir, dass ich lieber sterbe, als mich von dir zu trennen! Ich werde so oder so sterben, aus Liebe zu dir.«
    »Niemand stirbt aus Liebe«, sagte Kamal, aber in seiner Stimme schwang Zweifel mit.
    »Wie kannst du so etwas zu mir sagen? Du bist grausam!«
    Francesca schlug die Hände vors Gesicht und begann bitterlich zu weinen. Kamal wollte gehen, aber er hatte nicht die Kraft, sie in diesem Zustand zurückzulassen. Er drückte sie erneut an seine Brust, wohl wissend, dass seine Entscheidung am seidenen Faden hing. Ein einziger Kuss würde genügen, um seine Meinung zu ändern. Er löste sich von ihr und reichte ihr ein Taschentuch.
    »Liebst du mich denn nicht mehr?«, wollte Francesca wissen. Er schwieg. »Und wenn du deine Liebe tausendmal leugnen würdest, Kamal al-Saud, ich würde dir nicht glauben.

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