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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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roch nach Mist, Stroh und Pferdeschweiß, Gerüche, die sie liebte, weil sie Erinnerungen an Arroyo Seco weckten. Kamal war ungewohnt gesprächig und erzählte von der Zucht und Pflege der Araberpferde.
    »Ich habe Fadhil – das ist der Mann, mit dem ich eben gesprochen habe – angewiesen, Ihnen Nelly zu satteln, sooft Sie dies wünschen. Nelly ist eine sanftmütige Stute, Sie werden keine Probleme mit ihr haben.«
    »Wenn Sie Rex kennen würden, würden Sie mir das feurigste Pferd aus Ihrem Stall geben.«
    Fadhil erschien wieder, Pegasus am Zügel hinter sich herziehend, der schnaubte, austrat und sich sträubte, weiterzugehen. Francesca fand, dass er das schönste Pferd war, das sie je gesehen hatte, schöner noch als Rex.
    »Dürfte ich vielleicht dieses Pferd reiten, Hoheit?«
    »Das würde ich niemals zulassen. Pegasus hat den Teufel im Leib; letztes Jahr hat er einen meiner Männer getötet, der versucht hatte, ihn zu beruhigen.«
    Francesca erschrak. Pegasus schnappte nach Fadhil, der fluchend zurückwich, ohne die Zügel loszulassen.
    »Mein Gott! Er ist eine Furie! Wer traut sich denn, den zu reiten?«
    »Ich«, erklärte Kamal und stieß einen Pfiff aus.
    Das Tier hörte auf, auszuschlagen, spitzte die Ohren, wurde ruhiger und ließ sich von Fadhil zu seinem Herrn führen. Als er vor ihm stand, schlug Kamal ihm mit dem Handschuh auf die Nüstern und sprach mit fester Stimme auf Arabisch mit ihm. Dann nahm er Fadhil die Zügel ab.
    Francesca konnte der Versuchung nicht widerstehen und streichelte Pegasus, ohne auf die Blicke zu achten, die der Prinz ihr zuwarf. Sie freute sich über die Ruhe des Tieres, das Minuten zuvor noch nach Fadhil gebissen hatte, stolz darauf, dass der saudische Prinz sah, wie gut sie mit einem wilden Pferd wie diesem zurechtkam. Sie hätte ihn gebeten, Pegasus reiten zu dürfen, doch als sie aufblickte und in seine Augen sah, erschrak sie.
    Ehe sie sich versah, lag sie in seinen Armen, die sie unbarmherzig umfassten. Sie versuchte, sich zu befreien, doch die Kraft des Arabers brach ihren Widerstand rasch, und sie sank willenlos an seine Brust. Kamal beugte sich über sie und küsste sie leidenschaftlich, wie von Sinnen, ohne Rücksicht auf Francescas plötzliche Schwäche, die überrumpelt von der unerwarteten Situation war. Er bog sie leicht nach hinten und ließ seine Lippen ihren Hals hinabwandern bis dorthin, wo der Ausschnitt begann.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich diesen Moment herbeigesehnt habe«, stieß er hervor, das Gesicht an ihrem Hals vergraben. »Warum zitterst du? Hast du etwa Angst vor mir? Schau mich an.«
    »Nein«, wisperte sie, unfähig, ihm erneut in die Augen zu sehen.
    Sanft hob Kamal ihr Kinn an.
    »Mach die Augen auf und sieh mich an«, befahl er flüsternd, und Francesca gehorchte.
    Das Feuer der Leidenschaft verdunkelte seine grünen Augen. Sie hatte Angst vor ihm und klammerte sich unbewusst an seinen Schultern fest. Mit einer Sanftheit, die Francesca ihm nicht zugetraut hätte, küsste er ihre Stirn, ihre Nase, ihre Augen, ihre Wangen. Dann hauchte er Francesca ins Ohr: »Weißt du eigentlich, wie schön du bist? Ich glaube, du bist dir deiner Macht überhaupt nicht bewusst.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie erneut.
    Francesca entspannte sich, und eine Wärme durchflutete ihren Körper und brach ihren Widerstand vollends. Es war vollkommen verrückt, sich einzugestehen, dass sie sich in den Armen dieses Arabers außerordentlich wohl fühlte. Le Bons dröhnende Stimme und Méchins Lachen aus der Richtung des Haupthauses brachen den Zauber. Kamal ließ sie los, und nachdem er sein Hemd glattgestrichen hatte, ging er den Männern entgegen.
    Immer noch verwirrt, folgte Francesca ihm aus den Stallungen hinaus. Ohne zu verstehen, was die Männer in diesen endlosen Minuten redeten, entschuldigte sie sich, ging rasch zum Haus zurück und schloss sich in ihrem Zimmer ein.

12. Kapitel
    Francesca legte die Hände an ihren Hals, dorthin, wo Kamal vorhin mit seinen Lippen entlanggewandert war. Aldo hatte sie nie so geküsst, dachte sie mit geschlossenen Augen und mühsam atmend. Diese unbeherrschte und leidenschaftliche Berührung hatte sie um den Verstand gebracht. Sie gab sich alle Mühe, empört zu sein über das ungehobelte Verhalten des Prinzen. Doch ihre Wut hielt nicht lange an, und je ruhiger sie wurde, desto deutlicher spürte sie das Kribbeln in der Magengegend.
    Sie überlegte, ob sie sich beim Abendessen

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