Was deine Blicke mir versprechen
Interesse in seinen Augen gesehen. Lächelnd warf sie die Frucht direkt vor seine Füße in das Gras. Das Tier beobachtete sie aufmerksam, in der Annahme, dass sie wieder verrückt spielen und ihn mit ihrem Beutel schlagen würde, dann senkte es vorsichtig den Kopf, schnupperte an dem Apfel und biss schließlich hinein. Rosamunde wartete geduldig.
Angus, der Bulle im Kloster, hatte eine Schwäche für Äpfel gehabt, und sie hoffte, dass es diesem Bullen ähnlich erging. Zu ihrer Erleichterung war auch dieses Tier bestechlich. Der saftige Köder verschwand in Windeseile.
Rosamunde griff in ihre Tasche und holte einen weiteren Apfel heraus, den sie hin und her schwenkte. Gleichzeitig schwang sie ein Bein nach dem anderen über den Zaun, sodass sie schließlich mit beiden Beinen innerhalb der Koppel war. Dann verhielt sie sich reglos und beugte sich vor, um die Hand auszustrecken.
Der Bulle hatte sie angestarrt und war dann vorsichtig einen Schritt in ihre Richtung gekommen. Dann blieb er stehen und beobachtete sie aufmerksam. Rosamunde hatte gezögert und dann den Apfel genau zwischen sich und das Tier zu Boden geworfen. Der Bulle ließ sie nicht aus den Augen, näherte sich dann aber und verschlang auch diese zweite Köstlichkeit. Schnell hatte Rosamunde einen dritten Apfel herausgeholt. Sie streckte ihn dem Tier entgegen, und es kam tatsächlich vorsichtig auf sie zu und nahm ihn ihr behutsam von der flachen Hand. Während der Bulle den Apfel verzehrte, war Rosamunde vom Zaun gestiegen und ging langsam um ihn herum, während sie mit beruhigender Stimme auf ihn einredete und vorsichtig seine Seite streichelte.
Als Arie und der Bauer mit Seilen und anderen Hilfsmitteln zurückkehrten, kniete Rosamunde in Schlamm und beschäftigte sich mit einer häßlichen Wunde am Hinterbein des Bullen. Es war eine Bisswunde - die Zahnabdrücke ließen keinen Zweifel - und stammte wahrscheinlich von Jemmys Hund. Anscheinend hatte sich das Tier doch gewehrt. Aries entsetzten Befehl, sofort wieder herauszukommen, ignorierend, reinigte Rosamunde die Wunde und rieb sie mit einer lindernden Salbe ein. Dann richtete sie sich auf, tätschelte den Bullen aufmunternd und verließ ganz ruhig die Koppel.
Arie hatte sie mit ernstem Gesicht empfangen und sie schweigend zu den Ställen zurückbegleitet. Dort warteten bereits viele Tiere auf sie. Während sie diese behandelte, war ihr Ehemann schweigend und mürrisch in ihrer Nähe geblieben. Dann waren sie zum Abendessen gemeinsam in die Burg zurückgekehrt. Auch dabei wurde kein Wort gewechselt. Als sie ihn schließlich vor einigen Minuten verlassen hatte, war er schon reichlich angetrunken.
Seufzend gab Rosamunde Black einen Klaps, ging dann zum Bett hinüber und sich schnell ihr Kleid aus. Sie hatte begonnen, auch ihr Unterhemd abzulegen, als sie plötzlich innehielt. Es war eine Sünde, nackt zu schlafen. Bischof Shrewsbury hatte sie am Morgen an die ganze Liste der Sünden erinnert, bevor Arie aufgrund des heftigen Regens, den Lord Spencers starke Rheumabeschwerden angekündigt hatten, ins Haus zurückgekehrt war. Allein der Gedanke an ihre Unterhaltung mit dem Geistlichen ließ Rosamunde tief seufzen.
Das war natürlich der wahre Grund ihrer Müdigkeit. Ihr Geist war erschöpft, sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie das Beisammensein mit ihrem Ehemann genossen hatte, wobei sie es doch nicht hätte tun dürfen. So wie es aussah, hatte Schwester Eustice mit all ihren Verboten und Geboten, die sie ihr an ihrem Hochzeitstag mitgeteilt hatte, doch
Recht. Rosamunde hatte sich eigentlich darauf verlassen, dass sie sich geirrt haben musste. Aber der Bischof hatte jede einzelne der Regeln, die Eustice ihr aufgezählt hatte, wiederholt und sogar noch einige hinzugefügt, die von der Nonne vergessen worden waren. Allein der Gedanke an die vielen Verbote erweckte in Rosamunde den Wunsch, sich im Bett zu verkriechen und niemals wieder herauszukommen.
Natürlich konnte sie das nicht machen, aber sie könnte ins Bett gehen und ihre Gedanken wenigstens eine Weile verdrängen. Und genau das hatte sie vor. Sie schlug die Decke zurück, legte sich ins Bett und zog sie sich bis zum Hals hoch. Dann beobachtete sie die Schatten, die das Kaminfeuer in den Raum warf, und schlief schließlich ein.
Als sie einige Zeit später erwachte, war das Feuer heruntergebrannt, und im Raum war es sehr viel dunkler. Sie hatte sich im Schlaf auf die Seite gedreht und lag jetzt gegenüber dem Fenster, von dem aus
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