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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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vermutlich genauso wenig wachsam. Eine Nachtruhe wäre sicher besser, als zu riskieren, in einem derartig übermüdeten Zustand angegriffen zu werden. Er sah seinen Freund an und nickte. »Wir machen Halt an dem ersten Platz, der uns passend erscheint.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln trieb Robert sein Pferd an und übernahm die Führung. Aufmerksam sah er sich in der Gegend um. Nach etwas mehr als einer Stunde hatten sie auf einer Lichtung an einem Flussufer einen geeigneten Lagerplatz gefunden.
    Rosamunde wachte nicht auf. Weder als Arie sein Pferd zum Halten brachte noch als er sie sanft in Roberts wartende Arme gleiten ließ, um selber absitzen zu können. Selbst dann nicht, als er sie wieder an sich nahm und vorsichtig auf den Umhang legte, den Robert in aller Eile auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    Die beiden Ritter machten sich keine Gedanken um ihr Essen. Sie versorgten die Pferde und nahmen sich nur noch die Zeit, ein kleines Feuer zu entzünden, wobei sie diese Aufgabe gemeinsam erfüllten. Dann, mit schweigender Übereinstimmung, ließen sie sich neben Rosamunde nieder und waren beide fast sofort eingeschlafen.
    Es war ein schreckliches Gewitter, stellte Rosamunde fest, noch bevor sie ihre Augen öffnete. Der Donner grummelte, schnaubte und grunzte mit ohrenbetäubender Lautstärke. Sie hatte es noch nie zuvor so gehört, und als sie um sich blickte, wunderte sie sich, dass es noch nicht regnete. Sie selbst war so trocken wie der Staub, auf dem sie lag. Wo war sie?
    Nicht in ihrem Bett.
    Nicht im Kloster.
    Auf dem Boden.
    Die Bäume bildeten ein Dach über ihr, während sich die Blätter und Zweige dunkel gegen den etwas helleren Himmel abzeichneten.
    Ein Rascheln zu ihrer Rechten erweckte plötzlich Rosamundes Aufmerksamkeit, und sie spähte über den Körper neben sich hinweg in die Dunkelheit. Soweit sie es sagen konnte, bewegte sich jedoch nichts, denn obwohl sie ihre Augen noch so sehr anstrengte, konnte sie außer den reglosen schwarzen Umrissen, bei denen es sich wahrscheinlich um Büsche und Bäume handelte, nichts erkennen.
    Das Donnergrollen ertönte erneut. Rosamunde setzte sich auf und entdeckte plötzlich den Verursacher dieses Geräusches: Es kam von der Gestalt rechts neben ihr. Ihr Ehemann ? Oder sein Freund? Sie konnte es nicht erkennen. In der Dunkelheit der Nacht war der Körper nichts weiter als ein großes schwarzes Bündel, das schnaufte und grunzte, wobei es sich ruhelos im Schlaf wälzte.
    Sie hoffte sehr, dass es sich um den Freund ihres Mannes handelte, denn andernfalls warteten in Zukunft sicher schlaflose Nächte auf sie. Sie war daran gewöhnt, ihr eigenes Bett zu haben - sogar ihr eigenes Zimmer, so winzig es auch war -, daher hielt Rosamunde es für undenkbar, eine derartige Geräuschkulisse im Ehebett ertragen zu können.
    Krrr - Krrr!
    Sie war fast außer sich, als diese donnernden Schnarcher von ihrer anderen Seite her ein Echo fanden. Mit schreckensweiten Augen starrte sie auf die Figur links neben sich, ein weiteres schwarzes Bündel. Sie waren in der Dunkelheit nicht zu unterscheiden. Rosamunde hatte schon im Kloster bemerkt, dass die Freunde gleich groß waren. Sie seufzte. Scheinbar hatten sie die gleiche Angewohnheit, wie Schweine, die den Dreck nach Futter durchwühlten, im Schlaf zu grunzen.
    Seufzend schloss Rosamunde ihre Augen und bat den Herrgott um Geduld. Als die Männer erneut zu schnarchen begannen, hätte sie am liebsten jedem von ihnen einen kräftigen Schlag versetzt. Aber sie zügelte ihr Temperament. Dieses Verhalten wäre einer Nonne unwürdig. Und wenn sie auch nicht den Schleier genommen hatte, so sollte sie dennoch gut, geduldig und gottesfürchtig sein. Würde sich das nicht ein Mann von seiner Braut wünschen? Vater Abernott zufolge wäre das jedenfalls die Art von Braut, die Gott bevorzugen würde, und was gut genug für Gott wäre, sollte auch gut genug für ihren schnarchenden Ehemann sein. Welcher von beiden er auch sein mochte.
    Sie war gerade zu dieser Schlussfolgerung gelangt, als der Mann zu ihrer Rechten sich plötzlich in seinem tiefen Schlaf herumdrehte und ein Bein über sie warf. Kurz danach umschlang ein Arm ihre Hüfte und zog sie näher heran. Er murmelte etwas, das mit dem Wort »wunderschön« endete.
    Einen Augenblick lang hielt sie die Luft an. Rosamunde wagte fast nicht zu atmen. Sie hatte keine Ahnung, wer von den beiden Männern sich gerade ihrer bemächtigte, aber sie betete zu Gott, dass es ihr Ehemann sein möge, denn

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