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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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der University of Kentucky brach Couch alle Rekorde. »Sie postierten ihm fünf Mülleimer aufs Feld, und Couch stellte sich einfach hin, warf und traf in jeden Einzelnen«, erinnerte sich Shonka. Doch bei den Profis ging Couch unter. Das lag nicht daran, dass Quarterbacks bei den Profis nicht präzise werfen müssen. Doch die erforderliche Präzision ließ sich nur in einem wirklichen Profispiel messen.
    Quarterbacks, die in die Profiliga kommen, müssen außerdem einen Intelligenztest machen. Da Profispiele höhere Anforderungen an die kognitive Leistungsfähigkeit stellen als Collegespiele, muss ein hoher Intelligenzquotient ein guter Erfolgsindikator sein, so die Logik. Bei einer Auswertung der Ergebnisse, die regelmäßig der Presse zugespielt werden, fanden die Wirtschaftswissenschaftler David Berri und Rob Simmons jedoch heraus, dass die Intelligenzquotienten keinerlei Hinweis auf die späteren Leistungen liefern. Von den fünf Quarterback-Stars, die 1999 in die Profiliga wechselten, hatte Donovan McNabb den niedrigsten Intelligenzquotienten, und er war der einzige, der sich in der Liga halten konnte. Dan Marino und Terry Bradshaw - zwei der besten Quarterbacks aller Zeiten - hatten ähnlich schlechte Ergebnisse wie McNabb.
    Wir meinen, wir könnten unsere Bewertungsprobleme lösen, indem wir bessere Tests entwickeln. Heute wissen wir beispielsweise, dass Ärzte in der Lage sein müssen, zu kommunizieren, zuzuhören und Empathie zu zeigen, weshalb Universitäten heute nicht nur auf Testergebnisse, sondern vermehrt auch auf Soft Skills achten. Wir können die Qualität der Ärzteschaft verbessern, indem wir bessere Auswahltests für Medizinstudenten verwenden. Aber Dan Shonkas Problem ist nicht, dass er eine entscheidende Qualifikation übersieht, oder dass er das Potenzial von Chase Daniel besser vorhersagen könnte, wenn er nur genauer hinsehen würde. Das Problem ist, dass sich seine Leistung nicht vorhersagen lässt. Die Aufgabe, auf die er vorbereitet wird, ist derart spezialisiert, dass sich unmöglich prognostizieren lässt, wer Erfolg haben wird und wer nicht.
    Während des gesamten Spiels gegen Oklahoma State sah Daniels Ersatzmann Chase Patton von der Bank aus zu. Patton berührte den Ball nicht ein einziges Mal. In seinen vier Jahren bei Missouri hatte er bislang ganze 26 Pässe gespielt. Trotzdem waren einige von Shonkas Kollegen der Ansicht, Patton würde einen besserer Profispieler abgeben als Daniel. Vor dem Spiel gegen Oklahoma State brachte die Sportzeitschrift ESPN die beiden Spieler aufs Cover. Die Überschrift lautete: »Chase Daniel hat das Zeug, den Heisman zu holen« - die Trophäe für den besten Collegespieler - »aber sein Ersatzmann könnte die Superbowl gewinnen.« Warum trauten sie Patton so viel zu? Es war vollkommen unklar. Vielleicht spielte er im Training gut. Vielleicht lag es daran, dass in diesem Jahr ein Quarterback, der in der Universität nicht ein einziges Mal zum Einsatz gekommen war, bei den New England Patriots eine ausgezeichnete Saison absolvierte. Es mag absurd sein, einen Sportler ohne ersichtlichen Grund auf das Cover einer Sportzeitschrift zu heben. Doch damit wird das Quarterbackproblem nur auf die Spitze getrieben. Wenn uns die Leistung in der Collegemannschaft nichts verrät, warum sollten wir dann nicht jemanden ohne Spielpraxis genauso hoch bewerten wie den besten Spieler des Landes?
4.
    Stellen Sie sich eine Grundschullehrerin vor, die von sieben Kindern umringt auf dem Fußboden ihres Klassenzimmers sitzt. Sie hält ein Buch hoch und arbeitet die Buchstaben durch: »A wie Apfel, B wie Bär ...« Der Unterricht wird gefilmt, und das Video wird von Experten ausgewertet, die jede Bewegung der Lehrerin studieren und bewerten.
    Nach dreißig Sekunden hält Bob Pianta, Leiter der Gruppe und Direktor der Pädagogischen Fakultät der University of Virginia, das Band an. Er zeigt auf zwei Mädchen am rechten Bildrand. Sie sind ungewöhnlich aktiv, lehnen sich in den Kreis hinein und wollen nach dem Buch greifen.
    »Die Lernatmosphäre in diesem Raum ist auffällig lebendig«, sagt Pianta. »Und die Lehrerin schafft einen Raum dafür. Anders als andere Lehrer erlaubt sie den Kindern, sich zu bewegen und auf das Buch zu zeigen. Sie zwingt die Kinder nicht zum Stillsitzen.«
    Piantas Team hat ein System entwickelt, um verschiedene Elemente der Schüler-Lehrer-Kommunikation zu beurteilen. Darunter ist die »Achtung der Schülerperspektive«, das heißt, die Fähigkeit

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