Was der Nachtwind verspricht
wäre - und glaubte ihr alles, was sie ihm von ihren Pferden erzählte. Sie konnte es sich nicht leisten, einen Rückzieher zu machen.
Da es so aussah, als würde sie jetzt in England bleiben, muss te sie wohl bald einen Schneider aufsuchen, da sie außer den Kleidern, die sie nur deshalb fertig hatte kaufen können, weil niemand sie abgeholt hatte, nichts Passendes mehr besaß. Bis jetzt hatte sie an den Abendgesellschaften teilnehmen können, aber bald würde es keine Schneider mehr geben, die ihr so schnell ein Kleid liefern konnten. Angesichts der vielen Einladungen, die Beatrice für sie ergattert hatte - und die Alexandra auf Drängen der älteren Frau alle wahrnehmen sollte, um den Kreis ihrer Bekanntschaften zu erweitern, obwohl sie ihr Ziel doch schon erreicht hatte -, würde sie eine weitaus umfangreichere Garderobe benötigen.
An diesem Abend wollte Beatrice sie zu einem Ball abholen. Gordon würde nicht mitkommen, da er bereits eine Verabredung hatte, die er nicht absagen konnte. Alexandra war gar nicht böse darüber. Wenn sie zu lange in seiner Nähe war, bekam sie Kopfschmerzen.
Sie hatte ein Kleid gefunden, das für einen Ball am späten Nachmittag ganz passend war, eine recht gewagte Kreation aus tiefroter Seide und schwarzer Spitze, die zwar mehr von ihrem Busen zeigte, als sie gewohnt war, doch Alexandra wusste , dass ein tiefes Dekollete gerade en vogue war. Aber trotzdem wäre sie lieber nicht hingegangen, da sie sich auch jetzt nicht stärker nach dem gesellschaftlichen Leben und seinen Vergnügungen sehnte als in den letzten sieben Jahren.
Aber sie ging trotzdem hin, und sie versuchte sogar, sich zu amüsieren. Das gelang ihr allerdings nicht sehr gut, da ihr immer wieder düstere Bilder ihrer Zukunft durch den Kopf schössen und ihr die Stimmung verdarben. Sie hatte fast den ganzen Tag mit Gordon verbracht und konnte sich wirklich nicht vorstellen, den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen zu sein . Und sie konnte sich erst recht nicht vorstellen, mit ihm ins Bett zu gehen. Aber hatte sie denn eine andere Wahl?
Sie tanzte gerade, als auf einmal das Stimmengewirr um sie herum anschwoll. Die verschiedenen Grüppchen unterhielten sich sehr viel lauter miteinander, als ob plötzlich alle auf einmal redeten. Ihr Partner versuchte, über ihre Schulter hinweg zu erspähen, was los war, aber er war nicht größer als sie und konnte daher recht wenig erkennen. Alexandra kümmerte sich nicht darum, obwohl sie nicht vermeiden konnte, einige Wortfetzen aufzuschnappen, als sie sich mit den anderen Paaren auf der Tanzfläche drehten.
»Ist es die Königin?«
»... noch nie jemanden gesehen, der so ...«
»Du lieber Himmel, wer ist ...«
»... so gutaussehend ...«
»... so gutaussehend ...«
»... so gutaussehend ...«
Ihr Partner hatte inzwischen aufgehört zu tanzen, obwohl die Musik weiterspielte. Er entschuldigte sich nicht einmal, so neugierig war er. Aber um sie herum hatten alle zu tanzen aufgehört, und das Stimmengewirr wurde jetzt sogar noch lauter.
Alexandra seufzte, entschuldigte sich und wollte die Tanzfläche verlassen. Wer auch immer diese Leute so fürchterlich beeindruckt hatte: er interessierte sie nicht. So gutaussehend? Sie muss ten schon nach Russland gehen - nach Kardinien, um genau zu sein -, um jemanden zu sehen, der wirklich gutaussehend war.
Und dann teilte sich plötzlich die Menge vor ihr und bildete eine Gasse für den Mann, der langsam durch den Saal ging. Und jetzt sah sie ihn, sie konnte ihn nicht übersehen, aber sie konnte ihren Augen auch nicht trauen. Völlig regungslos stand sie da.
Wassili in London? Das war vollkommen unmöglich. Und doch war er jetzt hier und kam direkt auf sie zu. Seine honiggoldenen Augen waren fest auf sie gerichtet. Für alle anderen war sein Gesichtsausdruck unergründlich, aber sie wusste , was sich hinter seinen blitzenden Augen verbarg. Er war so wütend, dass er sie erwürgen würde. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, weglaufen, in Ohnmacht fallen, weinen - oder lachen, weil sie plötzlich so glücklich war, ihn zu sehen.
37
»Entweder unterhalten wir uns hier darüber, wo jeder es hören kann, oder du kommst mit mir«, sagte Wassili mit erzwungener Gleichgültigkeit. »Meine Kutsche wartet draußen.«
Das war nun ganz und gar nicht das, was Alexandra erwartet hatte. Wenn sie so wütend gewesen wäre wie Wassili - sie nahm an, dass er vor Wut kochte -, hätte sie eine Unterhaltung >darüber<, was immer das auch sein mochte,
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