Was der Nachtwind verspricht
Stolzes wegen. »O nein, das habe ich nicht. Ich habe gerade meine Verlobung mit einem kardinischen Grafen aufgelöst und mich dazu entschlossen, noch eine Weile zu reisen, bevor ich nach Hause zurückkehre.«
»Ein Kardinier?« Plötzlich war er ganz aufgeregt. »Kannst du das denn nicht wieder rückgängig machen?«
»Warum?«
»Weil das die ideale Lösung für uns beide wäre, Darling. Ich habe gerade erfahren, dass ich in ein paar Monaten an die Botschaft in Kardinien versetzt werde. Und wenn du dort leben würdest, verheiratet ...«
»Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee, Christopher, aber ... selbst wenn ich diesen Kardinier heiraten und dann das Bedürfnis nach einem Liebhaber verspüren sollte, was sehr wahrscheinlich der Fall sein dürfte ...« - sie tätschelte ihm leicht die Wange, bevor sie weitersprach -, »... bin ich absolut sicher, dass du dieser Liebhaber nicht sein wirst.«
Dann ging sie aus dem Zimmer. Ihr Stolz war zwar leicht angeschlagen, aber sie hatte ihn gerettet.
36
Nina wartete auf sie, als sie in ihr Hotelzimmer zurückkehrte. Ein Blick in Alexandras Gesicht, und Nina sagte: »Er war nicht da, stimmt's?«
Alexandra zog ihren Mantel aus und setzte sich auf das Bett. »O doch, er war da«, erwiderte sie trocken. »Wir hatten eine sehr interessante Unterhaltung. Offensichtlich gibt es nicht nur in Kardinien Lüstlinge.«
»Oh, das wusste ich schon vorher.« Dann wurde Nina klar, was Alexandra meinte. »Willst du damit sagen, dass der ehrenwerte Christopher Leighton nicht ganz so ehrenwert ist?«
Alexandra nickte und erzählte so kurz wie möglich, was passiert war. Als sie fertig war, schäumte Nina vor Wut.
»Dieser verfluchte Bastard! Dieser widerliche Betrüger, was denkt er sich dabei, dir überhaupt nichts von seinen wahren Absichten zu erzählen, dich mit voller Absicht in dem Glauben zu lassen, dass ...«
»Er dachte, ich hätte verstanden, was er wollte.«
»Das ist eine Lüge, und das weißt du auch, Alex, und versuch bloß nicht, ihn zu verteidigen.«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Gut, weil ...« Nina brach ab, als ihr bewusst wurde, dass sie die einzige war, die herumschrie. »Warum bist du denn gar nicht wütend?«
»Vermutlich bin ich es.«
Angesichts ihrer leidenschaftslosen Antwort rollte Nina mit den Augen.
»Du hörst dich aber nicht so an. Du scheinst dich nicht einmal darüber aufzuregen. Du klingst noch genauso wie vorhin, als du gegangen bist.«
»Ich versuche immer noch, mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass Christopher nicht der Mann ist, für den ich ihn gehalten habe.« Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. »Aber du hast recht, wahrscheinlich sollte ich mich mehr darüber aufregen, nicht wahr? Schließlich habe ich ihn so lange geliebt ...«
Ninas verächtliches Schnauben machte deutlich, was sie darüber dachte, aber dennoch antwortete sie Alexandra: »Du sagst das doch nur aus reiner Gewohnheit.«
»Nina ...« begann Alexandra zögernd, aber auch das nur aus Gewohnheit. Dieses Mal würde sich ihre Freundin nicht wieder dieselben lahmen Entschuldigungen anhören.
»Ich sage dir, du hast ihn überhaupt nicht geliebt!« unterbrach Nina sie hitzig. »Damals nicht und heute auch nicht. Ich habe es dir immer wieder gesagt, aber jetzt wirst du es mir auch glauben.« Weniger streng sagte sie dann: »Du wolltest ihn, als du ihn kennengelernt hast, aber damals warst du so jung und furchtbar romantisch, und du brauchtest einen Namen für das, was du empfunden hast, also hast du es Liebe genannt.«
»Und all diese Jahre ...«
»All diese Jahre hat er dir nichts bedeutet, Alex, sonst hättest du schon längst etwas unternommen. Denk darüber nach. Wenn du ihn wirklich geliebt hättest, wärst du nicht einfach zu Hause herumgesessen und hättest gewartet.«
Die Antwort auf Ninas Frage war offensichtlich. Alexandra wäre nicht so geduldig gewesen, nicht, wenn sie etwas für ihn empfunden hätte. Warum hatte sie sich selbst so belogen? Aus Gewohnheit, wie Nina gesagt hatte? Oder weil sie Schwärmerei für Liebe gehalten hatte und dann zu dickköpfig gewesen war, um zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht hatte?
Aber Nina war noch nicht fertig. »Selbst wenn du ihn nicht geliebt hast, solltest du immer noch wütend darüber sein, was er dir angetan hat. Wenn es ihn nicht gegeben hätte, wärst du Graf Petroff gegenüber etwas freundlicher gewesen und jetzt mit ihm verheiratet.«
Wäre sie das? Nein, sie wäre nur noch wütender auf Wassili
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