Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
dass sie ihn selbst dann in Verlegenheit bringen konnte, wenn er sich ihr gegenüber tadellos verhielt. Die Idee war nicht schlecht, und als sie mit den Razins darüber sprach, meinten diese auch, dass sie es ruhig versuchen sollte.
    Timofee bot ihr an, den Anlass ihres Wutanfalls zu spielen, aber Stenka beanspruchte dieses Privileg ebenfalls, so dass sie ihnen schließlich versicherte, es sei ihr ein Vergnügen, ihrer beider Ohren langzuziehen. Und der Grund? Sie be schloss , dass gar keiner notwendig war. Wenn Wassili danach fragte, würde sie einfach sagen, das gehe ihn nichts an.
    Es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie die >Szene< in einer Stadt hätte aufführen können, da es auf diese Weise noch mehr Leute mitbekommen hätten. Aber als sie bei Einbruch der Dunkelheit noch keine Stadt erreicht hatten und schließlich ihr Lager für die Nacht aufschlugen, war sie so erpicht auf Wassilis Reaktion, dass sie ihre kleine Demonstration nicht aufschieben wollte. Dennoch muss te sie warten, da er wie immer weit vorausritt und es eine Weile dauern würde, bis er merkte, dass sie nicht nachkamen.
    Aber Wassili schloss sich ihnen erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit wieder an. Alexandra vermutete schon, dass er irgendwo eine willige Frau gefunden hatte, mit der er sich jetzt vergnügte. Als er dann in ihr Lager ritt und sie sofort anfing, die Zwillinge aus vollem Hals zu beschimpfen, war sie wirklich so wütend, wie sie klang.
    Leider war ihr Vorrat an Geschmacklosigkeiten recht beschränkt. Da sie das vorher nicht bedacht hatte, muss te Alexandra jetzt ihren gehässigen Angriff unterbrechen und den Zwillingen zuflüstern: »Ich weiß keine Schimpfnamen mehr für euch. Schnell, sagt mir ein paar vor.«
    Timofee war so sehr damit beschäftigt, sein breites Grinsen hinter seinen Händen zu verstecken, dass er ihr nicht antworten konnte, aber Stenka tat ihr gerne den Gefallen. Daraufhin weiteten sich Alexandras Augen, und ihr schoss das Blut in die Wangen, während sie ihnen die Schimpfwörter entgegenschleuderte. Da sie mit dem Rücken zu Wassili stand, konnte er ihre Reaktion nicht sehen, sondern hörte lediglich ihre unflätigen Ausdrücke, so dass sie nicht befürchten muss te, dass er ihre Verlegenheit bemerkte.
    Sie war jedoch so gespannt auf seine Reaktion, dass sie Stenka zuflüsterte: »Ist er schon richtig schockiert?«
    »Ich sage es dir ja nicht gerne, aber er lacht.«
    Sie war einen Moment lang zu überrascht, um zu antworten, aber dann ließ sie enttäuscht die Schultern hängen und sagte voller Empörung: »Wodurch zum Teufel lässt sich dieser Mann denn eigentlich schockieren?«
    Stenka konnte sein Grinsen jetzt nicht länger verbeißen. »Du könntest ja mal versuchen, nackt um das Feuer zu tanzen. Darauf müsste er eigentlich reagieren. Wir anderen würden natürlich wegsehen.«
    »Natürlich«, erwiderte sie trocken, bevor sie die Zwillinge mit einigen weiteren Beschimpfungen bedachte. Dieses Mal meinte sie es allerdings ernst.
    Danach ging sie weg, verärgert über sie, verärgert über sich selbst, weil sie ihr Ziel wieder nicht erreicht hatte, und fuchsteufelswild auf Wassili, weil er nicht wie erwartet reagiert hatte. Warum hatte es ihn amüsiert, diese derben Ausdrücke aus ihrem Mund zu hören? War ihm denn nicht klar, dass sie eine Szene wie diese auch in Gegenwart seines Königs aufführen konnte?
    Er fand sie bei den Pferden, zu denen sie gegangen war, weil diese für gewöhnlich einen beruhigenden Einfluß auf sie hatten. Für gewöhnlich. Heute Abend funktionierte es nicht. Sie lief weiter zwischen den Pferden hin und her und ignorierte dabei den Mann, dessen Gegenwart sie hinter sich fühlte. Sie wusste instinktiv, wer es war. Und auch deshalb gelang es ihr nicht, sich zu beruhigen. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass sie Wassili spüren konnte, so wie ihre Stuten es spürten, wenn einer der Hengste in ihrer Nähe war.
    Er wartete nicht, bis sie sich umdrehte. »Vielleicht sagt Ihr mir jetzt, warum Ihr so wütend auf Eure Kosaken wart.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich Euch frage.«
    Sie hatte ihm ja eigentlich sagen wollen, dass ihn das überhaupt nichts angehe, aber die Pferde verhalfen ihr zu einer passenden Lüge. Sie drehte sich zu Wassili um, doch wie so oft verwirrte sie sein Aussehen. Immer, wenn sie in seiner Nähe war, hatte sie Schwierigkeiten, zu atmen und etwas zu sagen.
    Aber schließlich stieß sie hervor: »Sie haben heute eine der Stuten von Prinz Mischa decken

Weitere Kostenlose Bücher