Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
war.
    Außerdem hörte sie ständig diese innere Stimme, die seit der Nacht im Dorf der Räuber nicht mehr verstummt war. Diese Stimme flüsterte ihr zu, dass sie aufhören möge, dagegen anzukämpfen, und diesen Mann heiraten solle. Das kam natürlich überhaupt nicht in Frage. Es gab hundert Gründe, warum sie ihn nicht heiraten konnte oder wollte, und nur einen Grund, der für diese Heirat sprach. Aber dieser Grund hätte eigentlich gar nicht existieren dürfen, zumindest nicht vor der Hochzeit.
    Irgendwie schaffte sie es, nicht darüber nachzudenken, ja, diese Erinnerung sogar zu ignorieren - zumindest die meiste Zeit -, wenn Wassili nicht in ihrer Nähe war. Aber wenn er in ihrer Nähe war oder wenn sie sich dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte, muss te sie an die Nacht denken, die sie mit ihm verbracht hatte. Die Erinnerung daran war so deutlich, dass es ihr beinahe den Atem nahm. Und nachts, wenn alles ruhig war, konnte sie an nichts anderes denken. Noch viel trübsinniger machte sie die Angst, dass sie - wenn das Schlimmste passieren sollte und sie ihn doch heiraten muss te - vielleicht all ihre Gründe, warum er ein fürchterlicher Ehemann sein würde, vergessen könnte und nur um der Lust willen, die sie mit ihm empfunden hatte, einen Kompromiss schließen würde.
    Sie konnte sich zwar vormachen, dass es nicht passieren würde, aber sie wäre nicht die erste gewesen, die den Versuchungen des Fleisches erlag. Es war durchaus möglich, und die Tatsache, dass sie sich mit aller Kraft dagegen wehrte, war kein großer Trost für sie.
    Sie hatte ja auch nie nach Kardinien gehen wollen, und doch war sie jetzt hier, und der Tag ihrer Hochzeit rückte immer näher. Wann würde das sein? Nicht einmal das wusste sie. In wenigen Tagen, in einer Woche? Egal, wann - es würde zu früh für sie sein. Und selbst wenn sie die Hochzeit noch hinauszögern konnte, verhindern konnte sie diese Eheschließung nicht.
    Eine dieser Verzögerungen würde sehr wahrscheinlich echt sein, denn sie fühlte sich schon ganz krank vor lauter Sorge. Oder war sie nervös, weil sie bald Wassilis Mutter kennenlernen würde? Wenn seine Mutter sie mit offenen Armen willkommen hieß, würde sie sich wahrscheinlich übergeben müssen.
    Alexandra schauderte, als sie sich diese Szene vorstellte, und be schloss , dass sie zumindest den Besuch bei seiner Mutter durch einen kleinen Umweg hinauszögern konnte. Mit diesem Gedanken lenkte sie Sultan neben Wassilis Pferd.
    »Wohnst du eigentlich bei deiner Mutter, Petroff?«
    Er sah sie überrascht an. Sie war sicher, dass seine Verblüffung nur gespielt war. »Du redest wieder mit mir?«
    Das Spiel beherrschte sie auch. »Sag bloß nicht, dass es dir aufgefallen ist.«
    Er gab viel zu schnell auf und seufzte. »Ich wünschte, mir wäre nicht aufgefallen, dass du wieder mit mir sprichst.«
    »Meine Frage?«
    »Nein, ich wohne nicht bei ihr.«
    »Dann zeig mir, wo du wohnst.«
    Dieses Mal war seine Überraschung echt. »Jetzt?«
    »Aber natürlich.«
    Er dachte an Fatima und daran, wie sie ihn zu begrüßen pflegte, selbst wenn er nur von einer kurzen Reise zurückkehrte, und schüttelte den Kopf. »Es ist das Haus eines Junggesellen. Es schickt sich nicht, dass ich dich dahin mitnehme, bevor wir verheiratet sind.«
    Seine Weigerung bestärkte Alexandra nur noch in ihrem Entschluss . »Wenn es dir etwas ausmachen würde, ob sich etwas >schickt< oder nicht, würdest du mich nicht heiraten. Zeig mir dein Haus, oder ich werde hier auf der Straße mein Lager aufschlagen.«
    »Dann wirst du festgenommen.«
    »Wirklich?« fragte sie ihn interessiert. »Ich würde lieber in einer Zelle übernachten als ...«
    Er wurde langsam ärgerlich. »Wie wäre es mit einer Kerkerzelle? Das ließe sich einrichten.«
    In Kardinien gab es überhaupt keinen Kerker, aber Wassili dachte gerade daran, speziell für sie einen bauen zu lassen. Außerdem wurde sie langsam misstrauisch , weil er angesichts ihres keineswegs außergewöhnlichen Anliegens nach Ausflüchten suchte.
    »Gibt es denn etwas in Zusammenhang mit deinem Haus, das ich nicht erfahren soll?«
    »Natürlich nicht, ich habe nur jetzt, da ich wieder hier bin, so fürchterlich viele Dinge zu erledigen, und dazu gehört ganz sicher nicht, dass ich dich durch mein Haus führe ...«
    »Gut!« unterbrach sie ihn. »Dann werde ich es mir zu einem anderen Zeitpunkt ansehen, wenn du nicht da bist und daher nicht gestört werden kannst. Ich bin sicher, dass mir jemand im Haus

Weitere Kostenlose Bücher